Wäre nicht sein Interview im ZDF gewesen, es wäre hierzulande wohl untergegangen, dass Martin Herrenknecht mit dem Kanzler auf Südamerika-Tour war. Dort hat der Allmannsweierer vielleicht mitgeholfen, die Mobilitätswende in Deutschland sicherzustellen. Wieder zu Hause angekommen, muss der Weltunternehmer aufpassen, dass er kein falsches Wort sagt.
Im Dreiländereck von Argentinien, Bolivien und Chile soll die Hälfte der weltweiten Lithium-Vorkommen liegen, dazu reichlich Kupfer. Beide Metalle sind unverzichtbar für die Herstellung von Batterien und Motoren von E-Autos. Die wertvollen Rohstoffe sollen künftig zuverlässig den Weg in die deutschen Werkshallen finden. Den politischen Rahmen dafür steckt die Bundesregierung, Ingenieure und Wirtschaftsbosse wie Martin Herrenknecht machen mit ihrem Know-how und ihrer Investitionsfreudigkeit den (nachhaltigen) Abbau möglich.
Applaus darf Herrenknecht für diese Leistung daheim wohl nicht erwarten. Dafür gibt’s für den Tunnel-Titan ordentlich auf den Bauhelm, wenn er bei einem Neujahrsempfang flapsig daherredet. Wobei hier zu erwähnen ist, dass Zuhörer berichten, Herrenknecht habe in Meißenheim gesagt, Putin mache in der Ukraine "jetzt so ä Schissdräck" und nicht – wie kolportiert – "ein bisschen Blödsinn". Ein großer Unterschied, wie alle wissen, die des Alemannischen mächtig sind.
Es soll an dieser Stelle aber nicht eine beendete Debatte wieder aufgekocht, sondern auf ein gesellschaftliches Problem aufmerksam gemacht werden, mit dem ausdrücklich auch die Medien zu kämpfen haben. Martin Herrenknecht braucht sicher keinen Moraladvokaten, und wer wie er gerne mal draufhaut, muss auch den Widerhall ertragen können. Die Frage, die wir uns alle aber stellen sollten, lautet: Wieso ist uns die Missgunst näher als die Anerkennung?