Was machen die ganzen Linien da auf der Straße – hier im Bereich des Außenrings an der Wöschhalde in Villingen? Die Stadt klärt über die Sabotage-Aktionen auf. Foto: Marc Eich

Mitten in der Stadt tauchen plötzlich seltsame Linien auf dem Asphalt auf – und das ausgerechnet an Stellen, an denen mobile Blitzer stehen. Die Stadt VS spricht von gezielter Manipulation, um Tempokontrollen auszuhebeln. Wie funktioniert das?

Dem ein oder anderen Autofahrer dürften die eigenartigen weißen Linien auf dem Asphalt bereits aufgefallen sein. Praktischerweise erinnern sie auch daran, dass an diesen Stellen der Fuß vom Gas genommen werden sollte. Denn die Linien sind an jenen Punkten aufgemalt, an denen das Bürgeramt in regelmäßigen Abständen mobile Geschwindigkeitsmessungen durchführt.

 

Doch tatsächlich sollen die mehrfach aufgemalten Linien die Messungen torpedieren, wie der städtische Pressesprecher Patrick Ganter erklärt. Was steckt dahinter? Für eine korrekte mobile Geschwindigkeitsmessung ist eine sogenannte Fotolinie auf dem Asphalt erforderlich, die auch dokumentiert werden muss.

Sie dient als Referenzpunkt für die Kamera, die bei einer Geschwindigkeitsüberschreitung ein Beweisfoto auslöst. Das Foto zeigt idealerweise das Fahrzeug mit einem Rad direkt auf oder kurz hinter dieser Linie – nur so kann eindeutig belegt werden, dass die gemessene Geschwindigkeit zum richtigen Zeitpunkt erfasst wurde.

Genau diese Systematik machen sich Unbekannte offenbar zunutze, wie Ganter erklärt: „Die mehrfach im Bereich einiger Messstellen aufgemalten Linien sollen die Messung manipulieren und die Messstelle unbrauchbar machen.“ Denn ist auf dem Foto nicht mehr klar zu erkennen, welche Linie zur Messung gehört, kann das Bild als Beweismittel unbrauchbar sein. Die Messung könnte im Zweifel – auch vor Gericht – als unverwertbar eingestuft werden.

Auch strafrechtliche Konsequenzen möglich

Die Stadtverwaltung spricht daher von einem Versuch, mobile Geschwindigkeitskontrollen zu sabotieren. „Zudem beeinträchtigen sie natürlich auch optisch das Straßenbild“, erläutert der Pressesprecher.

Mehreren Urteilen zufolge ist das absichtliche Aufzeichnen von Linien an Messstellen, um mobile Geschwindigkeitsmessungen zu manipulieren oder zu stören, rechtlich problematisch und kann sogar strafrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen. Es handelt sich um eine vorsätzliche Beeinträchtigung der Verkehrsüberwachung und Beweissicherung, die sowohl als Ordnungswidrigkeit als auch als Straftat verfolgt werden kann.