Nägel in Autoreifen werden zuletzt häufig von Hopfauer Bürgern beklagt. Foto: Symbolfoto: © spyarm – stock.adobe.com

Die Horrorvorstellung für jeden Autofahrer: Nägel und Schrauben in den Reifen – und das womöglich noch als absichtlicher Sabotageakt. Ein Szenario, das wohl für etliche Fahrzeughalter im Sulzer Teilort Hopfau bittere Realität wurde und immer noch wird.

Sulz - Laut eines besorgten Anwohners, der sich bei unserer Redaktion gemeldet hat, sollen Autofahrer aus Hopfau in den vergangenen Monaten immer wieder gefährliche Schrauben oder Nägel in ihren Reifen entdecken. "Seitdem ich davon gehört habe, werfe ich jeden Morgen einen Blick auf meine Reifen, bevor ich losfahre", sagt der Anwohner. Er habe sich erst kürzlich einen neuen Satz Reifen besorgt. Wenn diese nun gleich kaputt gingen, wäre das zwar ärgerlich, doch im schlimmsten Fall "definitiv das geringere Übel".

Besonders prägnant: Die spitzen Gegenstände sind nahezu immer im rechten Hinterreifen. Kann das noch Zufall sein?

Polizei: Bisher noch keine Anzeigen eingegangen

Die Opfer melden sich jedenfalls nicht bei der Polizei, wie Uwe Vincon, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Konstanz, auf Anfrage unserer Redaktion mitteilt. "Wir haben dieses Jahr noch keine Anzeigen im Raum Sulz wegen Schrauben oder Nägeln in Reifen bekommen." Die Statistikerhebung zu Zahlen aus den Vorjahren gestalte sich äußerst kompliziert: "Dieser Delikt wird nicht speziell in der Kriminalstatistik ausgewiesen", weshalb die Polizei keine näheren Angaben machen kann.

Doch die Sorgen der Hopfauer Bürger wachsen. Wer ist das nächste Opfer? Vincon erläutert zu den Tathintergründen: "In den meisten Fällen sind es private Streitigkeiten oder Auseinandersetzungen mit Dritten." Was laut Polizeipräsidium in der Region häufig vorkomme, seien aber in der Regel zerkratzte Autos oder eingeschlagene Scheiben. "Ermittelte Täter oder Verdächtige, die Reifen sabotieren, haben wir in Sulz aber nicht."

Es drohen eine Geld- oder Haftstrafe

Was droht dem potenziellen Reifen-Bösewicht, sollte er gefasst werden? "Bei Hinweisen auf eine Straftat liegt ein gefährlicher Eingriff in den Straßenverkehr vor oder eine Sachbeschädigung", klärt Polizei-Pressesprecher Vincon auf. Bei beiden Taten sind Geld- und Freiheitsstrafen – je nach Schadenssumme und Häufigkeit – angedroht.

Aber: Nur in den seltensten Fällen kommen Delikte dieser Art zur Anzeige. Der Grund: "Der Tatnachweis ist eine echte Herkulesaufgabe." Anhaltspunkte für ein tatsächlich absichtliches Vorgehen seien schwer ermittelbar. Vincon gibt noch einen Vergleich: "Reifenhändler können sicherlich ganz andere Zahlen zu Nägeln oder Schrauben in Reifen vorweisen." Denn: Es kommt nicht selten vor, dass die spitzen Gegenstände zufällig in die Pneus der Autofahrer gelangen. Auf den Straßen befinde sich durch vorsätzliche Müllentsorgung und Unfälle allerlei Unrat – darunter auch Nägel und Schrauben.

Umfänglicher Schutz nicht möglich

In Hopfau müssten die Fahrzeughalter aber viel Pech haben, sollten die Nägel zufällig in die Reifen gelangt sein. Was kann gegen – Vincon nennt mögliche Täter "irrational handelnde Personen" – getan werden? Einen umfänglichen Schutz gebe es nicht. Garagenbesitzer seien klar im Vorteil. Für Autos im Carport und mit festem Stellplatz empfiehlt die Polizei eine Wildkamera. In Hopfau sind eben jene öffentlich abgestellten Fahrzeuge betroffen.

ADAC gibt Tipps

Was aber tun, wenn der Alptraum wahr wird? Melanie Hauptvogel vom ADAC Württemberg gibt Tipps, wie sich Betroffene mit einem Nagel im Reifen richtig verhalten, um sicher durch den Straßenverkehr zu kommen. Oberste Priorität habe es, den Gegenstand nicht selbstständig zu entfernen. Sonst drohe ein massiver Druckabfall – ein platzender Reifen führt dann unter Umständen zu schlimmen Unfällen. Der nächste Schritt: Den Reifen umgehend von einem Experten begutachten lassen.

"Sollte der Reifen noch zu retten sein, muss bis zum Werkstatt-Termin regelmäßig der Fülldruck überprüft und auf korrektem Niveau gehalten werden, um irreparable Plattrollschäden am Reifen zu vermeiden", so Hauptvogel weiter. Grundsätzlich rate man beim ADAC zu einer fachmännischen Reparatur. Selbst den Reifen flicken ist keine gute Idee: Die Verwendung von Reifendichtmittel aus Pannenhilfe-Sets machen eine professionelle Reparatur des Reifens durch einen Fachbetrieb im Nachgang unmöglich. Ähnliches gilt für andere Notfallabdichtungen. Die Kosten sind dann womöglich höher als bei einer Reparatur.

Bleibt zu hoffen, dass die Hopfauer künftig von weiteren Sabotage-Akten verschont bleiben.