Der Europa-Park Rust am Tag nach dem Großbrand. Foto: Schabel

Am Tag nach dem Feuer strömen 15.000 Besucher in Park. Ursache weiter unklar. Mehr als 500 Helfer im Einsatz.

Rust - Von Weitem aus gut zu sehen war die riesige Rauchwolke, die sich am Samstagabend über den Europa-Park in Rust im Ortenaukreis ausbreitete. Rasch zog sie nach Richtung Norden, und sorgte so bei vielen Anwohnern der umliegenden Städte für ratlose und entsetzte Blicke. Was war passiert? Als sich dann noch Dutzende Feuerwehr-und Rettungswagen in Richtung Freizeitpark aufmachten, war klar: Da muss etwas Großes passiert sein. Schnell sprach auch ein Polizeisprecher vor Ort von einer "Lage".

In einer großen Lagerhalle des Europa-Parks ist am frühen Samstagabend ein Großbrand ausgebrochen, bei dem sieben Feuerwehrleute verletzt wurden. Diese sind aber nach kurzer ärztlicher Versorgung wieder aus dem Krankenhaus entlassen worden.

Der Brand hat laut Polizei schnell auf mehrere Attraktionen im holländischen und skandinavischen Themenpark übergegriffen. Nach Informationen des offiziellen Europa-Park-Fanklubs soll vor allem die große Halle betroffen sein, die Attraktionen für den holländischen und den skandinavischen Themenbereich enthält.

Ursache sowie die Höhe des Schadens sind unklar

Bei dem ersten großen Brand in der 43-jährigen Geschichte des Europa-Parks sind laut Europa-Park das Fahrgeschäft "Piraten von Batavia", eine Anlage, in der Besucher mit kleinen Booten durch eine große dunkle Piratenwelt fahren können, sowie ein Restaurant und ein Bekleidungsgeschäft komplett zerstört worden. Acht weitere Attraktionen, darunter eine Eisdiele und ein Souvenir-Shop, wurden beschädigt.

Sowohl was die Ursache für den Brand war als auch wie hoch der Schaden ist, ist weiter unklar, teilt der Europa-Park auf Anfrage unserer Zeitung mit. Das Unternehmen geht aber von einer Schadensumme in Millionenhöhe aus. Als die Feuerwehr gegen 18.30 Uhr am Freizeitpark eintraf, lief die Evakuierung schon im vollen Gange.

Tausende Besucher und zahlreiche Park-Mitarbeiter strömten in Richtung Ausgang, viele wussten erst gar nicht, was los ist. Einige Eltern riefen ihre Kinder auf Handy an, wollten wissen, wo sie denn seien. Die Information am Parkausgang war überlaufen. Dennoch blieb es erstaunlich ruhig – trotz der Beinahe-Katastrophe. Das lag auch an der Arbeit der knapp 500 Einsatzkräfte, die die Lage zu jeder Zeit unter Kontrolle hatten. Und das war freilich nicht leicht. Aus verschiedenen Landkreisen wurden Einsatzkräfte zusammengerufen, um dem Großbrand Herr zu werden. "Wir sind mit zehn Löschzügen angerückt", sagte Adrian Wibel von der Freiburger Feuerwehr. Wibel und seine Mannen brauchten Stunden, um das Feuer unter Kontrolle zu bringen. Noch bis zum frühen Sonntagmorgen waren sie damit beschäftigt, auflodernde Glutnester zu löschen.

Am Sonntag kamen 15.000 Besucher

Unweit der Brandstelle konnte man am Samstagabend schon das Ausmaß des Brandes erahnen, während Gebäudefassaden und andere Anlagen noch lichterloh brannten. Der Europa-Park und die Polizei bemühten sich um ein geeignetes Krisenmanagement. Die Anteilnahme bei Besuchern und Freunden des Parks war groß.

Unbeeindruckt von alledem öffnete der Europa-Park einen Tag nach dem Großbrand wieder regulär um 9 Uhr seine Tore. 15.000 Besucher, darunter viele Familien mit Kindern, sind laut Freizeitpark gekommen. Sicherlich viele aus Neugier, denn eine Fahrt auf den Aussichtsturm ermöglicht einen Blick auf das gesamte Parkgelände -- also auch auf die Brandstelle. Diese Aussicht reizte am Sonntag besonders viele.

Auch die ARD-Sendung "Immer wieder sonntags", die aus Deutschlands größtem Freizeitpark ausgestrahlt wird, wurde wieder live aus dem Park gesendet. Am Sonntag waren von etwa 100 Attraktionen nur drei nicht nutzbar, teilte das Park-Management mit. "Wir hoffen, dass wir die nicht nutzbaren Bereiche wie etwa das Fjord Rafting bald wieder öffnen können", meinte eine Sprecherin. Angesichts der vergleichsweise geringen Einschränkungen, die auch bei Wartungsarbeiten vorkämen, räume der Park keine Rabatte ein.

Info: Europa-Park

Der Europa-Park ist Deutschlands größter Freizeitpark und rechnet in diesem Jahr nach eigener Auskunft mit mehr als 5,6 Millionen Besuchern, ähnlich wie im Vorjahr. Er war 1975 eröffnet worden. Der 95 Hektar große Park zählt etwa 100 Attraktionen und Shows. Außerdem liegt im Südwesten der Erlebnispark Tripsdrill in Cleebronn bei Heilbronn, gegründet 1929 – er ist der älteste Freizeitpark der Republik. Er zählte 2016 nach eigener Darstellung 730 000 Besucher. Der Europa-Park ist dem Verband zufolge außerdem der größte private Hotelbetrieb Deutschlands. Zahlen zu Umsatz und Ertrag nennt das Unternehmen nicht.