Achterbahn fahren in Pandemie-Zeiten: Derzeit kommen im Europa-Park maximal 15 000 in den Genuss. Foto: Seeger

Pandemie: Besucherreduzierung sorgt offenbar für Entlastung in Rust / Bürgerinitiative ist weiter aktiv

Rust - Die Europa-Park-kritische Bürgerinitiative "Jetzt langt’s" lässt nicht locker: Sie arbeitet an "Konzepten zur Eindämmung der negativen Auswirkungen auf Mensch und Natur". Derweil hat die Belastung in Rust offenbar abgenommen – wegen Corona.

 

Besucherzahl deutlich geringer als sonst 

Maximal 15 000 Besucher täglich lässt der Europa-Park derzeit durch seine Drehtore. In Nicht-Pandemie- und Ferienzeiten ist die Zahl bis zu dreimal so groß. Ein Unterschied, der sich bemerkbar macht, sagt Normand Bellemare, einer Gründerväter der Bürgerinitiative "Jetzt langt’s", im Gespräch mit der LZ: "Meinem Empfinden nach ist es in jeder Hinsicht besser geworden."

Heißt: weniger Lärm, weniger Verkehr und weniger nächtliche Partys von Übernachtungsgästen. Allerdings könnten sich darüber längst nicht alle Ruster freuen, betont das BI-Mitglied: "Wer direkt unter einer Achterbahn wohnt, spürt von der Besucherreduzierung freilich wenig."

Rund 180 Mitglieder in Bürgerinitiative 

Gut zwei Dutzend Menschen aus Rust und Umgebung haben im Juni vergangenen Jahres die Bürgerinitiative aus der Taufe gehoben. Mittlerweile hat "Jetzt langt’s" nach eigenen Angaben rund 180 Mitglieder. "Es kommen immer wieder Leute dazu, obwohl wir in letzter Zeit nicht besonders aktiv waren", sagt Bellemare. Das soll sich nun wieder ändern (siehe Info).

Ausgemachtes Ziel der BI: "sich für den Erhalt unserer lebenswerten Region stark machen". Vor allem der "Expansionsdrang des Europa-Parks mit allen dazugehörenden Folgen" wird kritisch beäugt. Um die aus BI-Sicht unerwünschte Entwicklung zumindest zu bremsen, wurden Arbeitsgruppen zu den Themen Flächen- und Wasserverbrauch, Lärm- und Lichtemissionen sowie Verkehrsbelastung gebildet.

Nach längerer coronabedingter Pause fand vergangene Woche wieder ein Treffen des Organisationsteams statt, wie die Initiative am Montag per Presseerklärung mitteilte. Im Hintergrund, heißt es, habe die Arbeit nie geruht.

Lärmschutzbeauftragter eingeschaltet:  So hat die BI unter anderem Kontakt zum Lärmschutzbeauftragten der Landesregierung aufgenommen.

"Er hat sich bereiterklärt, sich mit uns zu treffen und die Situation vor Ort zu betrachten", berichtet Bellemare. Inwieweit der Experte rechtlich belastbare und verbindliche Aussagen treffen könne, vermag der Ruster nicht vorauszusagen. Dass die Initiative mit ihrem Anliegen aber offenbar Gehör findet, wertet er als "gutes Zeichen".

Forderung an Behörde: Ein klares Signal erwarten die BI-ler indes von Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer, deren Behörde für den Taubergießen verantwortlich ist. Sie soll die Pläne des Europa-Parks, über das Naturschutzgebiet eine Seilbahn zu bauen, um so ein geplantes Feriendorf im Elsass mit Rust zu verbinden (wir berichteten mehrfach), "endgültig stoppen".

Aus Bellemares Sicht spricht grundsätzlich nichts gegen Touristen-Gondeln über dem Rhein – "aber bitte entlang schon vorhandener Infrastruktur". Die Initiative hofft nicht zuletzt auf die Einsicht des Europa-Parks selbst. Sie ist sich sicher: Das Projekt könnte "zu einem hohen Imageschaden führen".

Neuer Tiefbrunnen unter der Lupe:  Dass in Kappel noch dieses Jahr ein weiterer Tiefbrunnen für die Trinkwasserversorgung der Region gebaut werden soll, ist der BI nicht geheuer. Sie will einen Hydrologen einschalten, der das Vorhaben bewertet. "Wir wollen wissen, was das Ganze kostet und wie hoch der Wasserverbrauch außerhalb der Bevölkerung ist", so Bellemare. Oder anders ausgedrückt: Würde der Bau auch ohne den Europa-Park notwendig?

Die Ruster Bürgerinitiative plant, künftig weitere Banden zu knüpfen. "In der Vernetzung mit anderen Organisationen, die sich ähnlichen Themen widmen, sehen die Vertreterinnen und Vertreter von ›Jetzt langt’s‹ eine Möglichkeit, gemeinsam gegen die Zerstörung unseres Lebensraumes und damit unserer Lebensgrundlagen anzukämpfen", schreibt die BI. Je mehr Menschen sich engagierten, desto größer seien die Erfolgsaussichten.

Weitere Informationen: www.jetztlangts.org