Syrische Soldaten im zerstörten Damaskus Foto: dpa/Ammar Safarjalani

Russland versucht, in Syrien Freiwillige anzuwerben – für 1000 Euro Sold. Nach elf Jahren Krieg ist das Land derart verarmt, dass es genügend Kandidaten gibt.

Russland hat begonnen, in Syrien Kämpfer für den Krieg in der Ukraine anzuwerben. Experten bezweifeln aber, dass Hilfstruppen aus Nahost die militärischen Probleme des Kreml lösen könnten. Der russische Präsident Wladimir Putin hatte vorige Woche den Einsatz der Syrer angekündigt. In einer vom Fernsehen übertragenen Sitzung des Sicherheitsrates in Moskau teilte Verteidigungsminister Sergei Schoigu dem Staatschef mit, 16 000 Kämpfer aus Nahost warteten nur darauf, auf russischer Seite eingesetzt zu werden. Putin forderte den Minister auf, alles zu tun, um die Freiwilligen an die Front zu bringen.

Wie viele Kämpfer sich gemeldet haben, ist unklar

Nun werden in Syrien die Hilfstruppen ausgehoben, wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichtete. Die Anwerbung laufe über syrische Regierungsbehörden und den syrischen Geheimdienst. Rund 40 000 Männer sollen sich bereits als Freiwillige registriert haben. In anderen Berichten ist von einigen tausend potenziellen Kämpfern die Rede. Den Syrern werden laut der Beobachtungsstelle 1000 Euro für den Kampfeinsatz versprochen.

Die oppositionelle Organisation Syrer für Wahrheit und Gerechtigkeit zitierte einen syrischen Behördenvertreter mit den Worten, Namenslisten von Kandidaten würden zur Weitergabe an das russische Militär zusammengestellt. Die Nachrichtenplattform Middle East Eye berichtete, auf einer Facebook-Seite syrischer Militärs werde ebenfalls für den Einsatz in der Ukraine geworben. Der Sold soll nach diesen Angaben je nach Ausbildung und militärischer Erfahrung bis zu 3000 US-Dollar betragen. Auch John Kirby, Sprecher des US-Verteidigungsministeriums, erklärte, es gebe Hinweise auf eine Anwerbung von Syrern. Bisher sind aber noch keine Kämpfer aus Syrien in der Ukraine aufgetaucht.

Pentagon-Sprecher nennt die Anwerbung „interessant“

Danny Makki vom Nahost-Institut in Washington schätzt, dass die Anwerber wegen der desolaten Wirtschaftslage nach elf Jahren Krieg in Syrien keine Probleme haben werden, schnell Interessenten zu finden. Aus Sicht Russlands seien die Syrer billige Söldner, schrieb Makki in einer Analyse.

Neben der regulären Armee setzt Moskau in der Ukraine bisher Söldner der privaten Sicherheitsfirma Wagner und Russland-treue Kämpfer aus Tschetschenien ein. Die Gegner Russlands nehmen das Thema der syrischen Kämpfer gerne auf. Dass Putin sich gezwungen sehe, Syrer anzuwerben, sei „interessant“, sagte Pentagon-Sprecher Kirby.