Unter Putin hat Russland die Vorsorge vernachlässigt – Torfflächen werden kaum kontrolliert.

Moskau - Zehntausende Helfer kämpfen gegen das Feuerinferno in Russland. Dennoch breiten sich die Waldbrände weiter rasend aus. Hier die wichtigsten Fragen und Antworten zu den verheerenden Bränden.

Wie schwer sind die Brände derzeit?

Nach Angaben des nationalen Krisenzentrums kamen am Mittwoch rund 300 schwere Brände hinzu. Der Flughafen in Nischni Nowgorod etwa 400 Kilometer östlich von Moskau wurde wegen starken Rauchs geschlossen. In der Region liegt auch das Atomforschungszentrum Sarow. Die Lage um die Einrichtung sei weiter kritisch, sagte Vizeverteidigungsminister Dmitri Bulgakow. Das Feuer habe auf das nahe liegende Gelände übergegriffen, berichtete die Zeitung "Komsomolskaja Prawda" am Mittwoch. Die Lage ist nach offiziellen Angaben aber unter Kontrolle. Die Zahl der Toten bei den Bränden stieg landesweit nach Behördenangaben auf 48. Hilfsorganisationen rechnen aber mit deutlich mehr Opfern. Die Hauptstadt Moskau litt am Mittwoch unter dem bislang schlimmsten Smog.

Haben sich die Feuer durch die große Hitze entzündet?

Die Brände sind wohl von Menschen verursacht. "Für eine Selbstentzündung wegen der großen Trockenheit gibt es keine Belege", sagte Johann G. Goldammer, Leiter der Arbeitsgruppe Feuerökologie des Max-Planck- Instituts für Chemie an der Universität Freiburg. In der Kulturlandschaft Westrusslands seien von Blitzschlag ausgelöste und regelmäßig brennende Waldfeuer eher selten.

Welche Rolle spielt der Torfboden bei den Bränden?

Torf zählt zu den beliebten Brennstoffen. Um die Brennkraft zu entwickeln, muss der Boden, der viel Wasser speichern kann, trockengelegt werden. Im europäischen Teil Russlands wurden nach Schätzungen etwa die Hälfte der 120000 Quadratkilometer Moorfläche für die Torferzeugung und die Landwirtschaft entwässert. Als die Torfindustrie nach 1990 zusammenbrach, wurden die Flächen nicht mehr gepflegt und trockneten jetzt unkontrolliert aus. Torffeuer sind schwer zu bekämpfen, da die Brände in der zwei bis drei Meter dicken Schicht schwelen und erst durch langanhaltenden Regen gelöscht werden.

Weshalb steht Putin in der Kritik?

Zwar reist Regierungschef Wladimir Putin immer wieder in die von den Bränden in Ruinen gelegten Krisenherde. Doch meinen auch Beamte, er sollte sich lieber um die Koordination der Arbeit und die Regierung kümmern. Außerdem kritisieren viele Experten das Forstgesetz, das Putin 2007 gebilligt hatte. Statt Fachkräften, die sich etwa mit Brandschneisen auskennen, arbeiten einfache Hilfskräfte in den Wäldern", stellt der Forstwissenschaftler Erik Walendik fest. Nach dem Waldgesetz obliegt die gesamte Brandvorsorge den Pächtern oder örtlichen Verwaltungen - eine Zumutung, wie auch die Umweltorganisation WWF meint.

Gibt es Einschränkungen für Russland-Reisende?

Urlauber müssen derzeit mit keinen nennenswerten Einschränkungen wegen der zahlreichen Brände rechnen. Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes in Berlin sagte, dass bisher auch nicht aus Sicherheitsgründen von Reisen in betroffene Gegenden abgeraten werde. Die jeweiligen Brandorte seien wegen der Löscharbeiten aber abgesperrt. Reiseveranstalter erklärten, dass die touristischen Programme uneingeschränkt fortgesetzt würden. Allerdings räumten sie ein, dass die Sicht und die Luftqualität in Moskau derzeit nicht gut sind.