Regierungspräsidentin Sylvia Felder (Zweite von links) besichtigte mit Vertretern der Stadt, des Landesamts für Denkmalpflege und der ausführenden Spezialfirma die Rußhütte. Am 3. März soll der Umzug des Gebäudes beginnen. Foto: Stadtverwaltung/Rath

Das Regierungspräsidium und die Stadtverwaltung gehen gemeinsam den Umzug der Rußhütte von der Stuttgarter Straße in das Christophstal an. Der Startschuss für das Millionenprojekt ist bereits nächsten Montag.

Ein Baudenkmal zieht um: Die Translozierung der Rußhütte in der Stuttgarter Straße beginnt am 4. März, wie die Verwaltung der Stadt Freudenstadt mitteilt. Bis zum Jahresende soll das Gebäude, das Stein für Stein ab- und wieder aufgebaut wird, an seinem neuen Platz im Christophstal stehen.

Kurz vor Beginn des außergewöhnlichen Projekts trafen sich Vertreter des Regierungspräsidiums Karlsruhe, der Stadt, des Landesamts für Denkmalpflege Baden-Württemberg und der ausführenden Spezialfirma zu einem Vor-Ort-Termin.

Diejenigen, die erstmals einen Blick in die Rußhütte werfen konnten, seien erstaunt gewesen, über die Größe des Gebäudes. Da es am Hang steht, eröffnen sich die Dimensionen erst von der Talseite aus: zwei Vollgeschosse mit Dachstuhl darüber.

Landesweit nur noch zwei erhaltene Rußhütten

Unter der Grasnarbe befindet sich der Gewölbekeller, in dem um 1850 Reisig, Baumzapfen und harzhaltige Baumbestandteile zu Ruß verschwelt wurden. Der Ruß diente einst als Basis für Pflegemittel, Ölfarben, Druckerschwärze und Zeichentusche.

Martin Wenz, Oberkonservator beim Denkmalamt, sei begeistert vom Gebäude und dem Projekt. Landesweit gebe es von einst fünf dokumentierten nur noch zwei erhaltene Rußhütten; die zweite steht in Enzklösterle und sei von Größe und Zustand weitaus weniger bedeutend als die in Freudenstadt. Das Notdach aus Blech habe seinen Zweck erfüllt. Der Zustand des Gebäudes, mit doppelter Mauerung aus Sandsteinquadern versehen, sei hervorragend. Nach dem Neuaufbau auf dem Gelände der Gartenschau 2025 soll es wieder ein Dach aus Biberschwanz-Ziegeln erhalten.

Viel größer als man von der Stuttgarter Straße aus vermuten würde: Blick in die Rußhütte. Landesweit gibt es nur noch zwei solcher Gebäude. Das Pendant in Enzklösterle ist deutlich kleiner. Foto: Stadtverwaltung/Rath

Mit dem geplanten Umzug eines Gebäudes, bei dem jeder Stein einzeln abgetragen und mit Nummer versehen wird, betrete das Amt „Neuland“. Der neue Standort im Christophstal sei „passend“. Dort befindet sich das historische industrielle Herz Freudenstadts, in dem Holz, Erz und Glas gewonnen und verarbeitet wurden. Holz und Holzkohle seien einst Treibstoff der Industrialisierung gewesen, Rußgewinnung eine Vorform der chemischen Industrie. Die Steinteerproduktion in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts läutete dann das Ende dieser Ära ein.

Stadt steuert 200 000 Euro bei

Bürgermeisterin Stephanie Hentschel dankte dem Regierungspräsidium für die Übernahme der Kosten der Translozierung. „Das hätte die Stadt nicht finanzieren können“, so Hentschel. Rund 1,7 Millionen Euro kosten Umzug und Neuaufbau. Die Stadt steuert 200 000 Euro bei, um den neuen Standort beim Platzmeisterhaus vorzubereiten und den Innenausbau so vorzubereiten, dass das Gebäude zur Gartenschau begeh- und nutzbar ist.

Laut Thomas Gärtner, Leiter des Amts für Stadtentwicklung, sind nach der Gartenschau viele Nutzungen der Rußhütte denkbar. Entschieden sei noch nichts. Aus Sicht der Stadt habe die Translozierung der Rußhütte mehrere Vorteile. Einerseits werde eine Attraktion im Christophstal geschaffen. Andererseits erleichtere der Umzug des Baudenkmals die Pläne für den innerstädtischen Entlastungstunnel. Ein Tunnelmund soll am aktuellen Standort der Rußhütte entstehen.

Laut Regierungspräsidium soll die Überarbeitung der Unterlagen für die Planfeststellung Mitte des Jahres abgeschlossen sein. Mit dem Planfeststellungsbeschluss für das Tunnelprojekt werde 2025 gerechnet.