Schulleiterin Conny Söll (rechts) zeigt dem Ausschuss die Mensa. Foto: Cools

Die Grundschule Lindenhof ist für viele Kinder nicht nur Lernort, sondern Zuhause. Wie dieses nach dem Umbau für die Ganztagsbetreuung aussieht und welche Probleme es gibt, erfuhr der Technische Ausschuss bei einem Rundgang.

Oberndorf - Die offizielle Einweihungsfeier findet erst Ende Juli statt. Die Oberndorfer Stadträte wurden aber schon jetzt von Schulleiterin Conny Söll durch die Räume geführt.

Anbau fertiggestellt

2016 hatte die Grundschule Lindenhof die Überführung in eine Ganztagsschule beantragt. Damit einher ging ein erhöhter Raumbedarf mit rund 200 Quadratmetern zusätzlich benötigter Fläche. 2017 wurde deshalb der Baubeschluss für den Anbau gefasst. Parallel startete man mit einer provisorischen Lösung, indem unter anderem zwei Klassenräume und die Schulküche als Ganztagesräume genutzt wurden.

Baubeginn für den Anbau war im Sommer 2019. Die bisher getrennten Schulhäuser wurden mittels eines gläsernen Pavillons verbunden, die Mensa wurde ins Verbindungsgebäude integriert. Zudem entstanden Betreuungsräume, die über einen separaten Flur erschlossen werden.

Hinzu kamen Erneuerungen der Sanitärbereiche, neue Fluchtwegtreppen, eine neue Heizungsanlage und weitere Anschaffungen. Die Kosten lagen bei 2,1 Millionen Euro, wobei es für manche Teilbereiche Fördergelder gab.

Einweihung erst im Juli

2021 war der Umbau erfolgt, die Einweihung musste coronabedingt allerdings warten. "In der Corona-Zeit konnten wir die zusätzlichen Räume schon nutzen", erklärte Conny Söll dem Ausschuss beim Rundgang. Das sei angesichts des sehr hohen Anteils an Notbetreuungskindern hilfreich gewesen.

Generell gingen hier viele Kinder zu Schule, deren Elternteile beide berufstätig seien. Etwa 60 der 100 Schüler nehmen das Ganztagsangebot, bei dem die Kinder von 7 bis 16.30 Uhr betreut werden, in Anspruch. Das betreffe insbesondere Schüler der Klassen eins bis drei. Auf Nachfrage von Ruth Hunds (SPD) nach der Kapazität erklärte Conny Söll, man könnte noch eine weitere Klasse mit 20 Kindern aufnehmen.

Erziehungsauftrag verlagert sich

Planer Dietrich Hopf erklärte, baulich könne man noch eine weitere Gruppe angliedern. Das werde über kurz oder lang auch nötig sein, prognostizierte die Schulleiterin. Die erste Klasse, bislang noch einzügig, sei schon sehr voll. Momentan habe man fünf ukrainische Schüler, weitere seien jedoch für den Herbst angekündigt.

Für viele Kinder, die hier lernen, essen und ihre Freizeit verbringen, sei die Schule zum Zuhause geworden, so Söll. Damit einher gehe aber, dass sich der Erziehungsauftrag vom Elternhaus in die Schule verlagere. Das äußere sich beispielsweise beim Mittagessen. Einige Kinder müssten beim Essen mit Messer und Gabel von Betreuungskräften angeleitet werden, erklärte Söll.

Corona hat Spuren hinterlassen

Die Mensa bietet Platz für 40 Kinder, so dass aktuell in zwei Schichten gegessen wird. Das Essen wird von der Firma Apetito bezogen. Um die Kinder während der Mittagszeit im Zaum zu halten, sei einiges an Aufwand nötig, meinte die Schulleiterin. Zwei Jahre Corona hätten deutliche Spuren hinterlassen.

Das merke man insbesondere bei Kindern aus sozial schwachen Familien, die gar nicht mehr wüssten, wie man mit anderen Kindern umgehe. Dementsprechend gebe es viele Konflikte. Die Betreuungskräfte sowie FSJler und Praktikanten hätten alle Hände voll zu tun. Sie sei froh über das Angebot der Schulsozialarbeit, meinte Söll, doch dieses sei nur ein "Tropfen auf den heißen Stein". "Wir bräuchten viel mehr. Die Not ist groß. Man glaubt kaum, wie sehr die zwei Jahre Corona die Kinder beeinflusst haben."

Vandalismus auf Toiletten

Probleme habe es anfangs auch mit den neuen sanitären Anlagen gegeben, sagte Söll, während sie die Stadträte durch das Gebäude führte. Man habe mit Vandalismus zu kämpfen gehabt. Teilweise hätten Schüler Pissoirs bewusst verstopft oder in die Ecken gepinkelt. "Dahinter steckt ein soziales Problem, das dort zutage tritt", so Söll.

Tatsächlich hätten manche sich für einen Trend auf der Videoplattform "TikTok" dabei gefilmt, wie sie die Toiletten verwüsten. "Unsere Putzfrau war kurz vor der Kündigung." Deshalb habe man die Toiletten zeitweise abgeschlossen, so dass die Kinder nur im Beisein eines Lehrers Zutritt hatten. Mittlerweile habe sich die Lage entspannt.

Viele Angebote

Highlight der Führung durch die Grundschule war wohl das Spielzimmer – ein Kinderparadies. Im Winter werde es hier aber manchmal eng, weil man keine Ausweichmöglichkeit nach draußen habe, schilderte Söll. Für die Betreuung gebe sie immer zwei Programme heraus, aus denen die Kinder wählen könnten. Manches sei klassenbezogen, anderes gemischt, was das soziale Lernen durch gegenseitige Hilfe fördere.

Die Stadträte sahen sich danach den Kreativraum und die kleine Bibliothek an. Planer Hopf erklärte, dass man das Gebäude in Zukunft an dieser Stelle noch um zwei Räume erweitern könne. "Das wäre gut, aber dann brauchen wir auch dringend mehr Betreuungspersonal", machte Söll klar.

Nach Corona nachgelassen habe leider das Interesse an einer Bläserklasse. Früher habe man problemlos 20 interessierte Kinder zusammenbekommen, aktuell seien es lediglich vier. Eine Kooperation mit der Karg-Elert-Musikschule könne man sich leider angesichts des knappen Schulbudgets nicht leisten, so Söll auf Nachfrage aus dem Ausschuss. Gerne würde sie mit vielen Einrichtungen kooperieren, aber es fehle an Geld.

Geld und Personal knapp

Bürgermeister Hermann Acker konnte das nachvollziehen. Bund und Land hätten die Schaffung eines Ganztagsangebots angeordnet, das Finanzielle bleibe aber wieder einmal an den Kommunen hängen.

Schulleiterin Söll hatte noch ein paar weitere Nöte, die sie an die Stadträte herantrug. So bestehe in der Sporthalle an einigen Stellen ein enormer Renovierungsbedarf. Der Boden löse sich ab, und die Garagentore würden nicht mehr richtig schließen.

Eigeninitiative gefragt

Im Außenbereich müsse das Sandkasten-Areal zudem hergerichtet werden. Bürgermeister Acker meinte, da werde man gern mit Material unterstützen, setze bei der Manpower aber auf Eigeninitiative der Eltern und Schüler. Wenn man selbst an etwas mitgearbeitet habe, sei auch der Umgang damit ein ganz anderer, fand er.

Für den Mülltonnen-Bereich nahe des Parkplatzes wünschte sich Söll derweil einen Zaun. Häufig werde dort geraucht und Müll hinterlassen.

Als Eindruck blieb am Ende des Rundgangs, dass die Grundschule ihren Schützlingen nach dem Umbau nun einiges zu bieten hat und für viele ein zweites Zuhause bietet, auch wenn ein paar Schwierigkeiten bleiben.