Der radikale Salafistenprediger Pierre Vogel (l) bei einer Kundgebung. Foto: dpa

Um den radikalen Islamismus in Deutschland zu bekämpfen, müssen sich Muslime aus Sicht von Integrationsministerin Bilkay Öney (SPD) deutlich mehr engagieren.

Stuttgart - Schon vor einem Jahr sei das Thema für den siebten Runden Tisch Islam festgelegt worden, so Integrationsministerin Bilkay Öney (SPD). Am Montag standen in Stuttgart die Integration des Islam in Deutschland und die innere Sicherheit auf der Tagesordnung. „Dass das Thema derart aktuell und brisant sein würde, damit habe ich damals nicht gerechnet“, so Öney. Rund 20 Menschen aus Baden-Württemberg sind bereits zur Unterstützung islamistischer Gruppen nach Syrien und in den Irak gereist, so der Präsident des Landeskriminalamts Baden-Württemberg, Dieter Schneider. Nach ihrer Rückkehr gehe von ihnen, aber auch von Radikalisierten in Deutschland eine große Gefahr aus.

Um den radikalen Islamismus in Deutschland zu bekämpfen, müssen sich die Muslime aus Sicht Öneys deutlich mehr engagieren. Laut LKA sind von den rund 600 000 Muslimen in Baden-Württemberg etwa 550 gewaltbereit, weniger als ein Prozent. „Das müssen noch mehr muslimische Verbände klar und deutlich machen“, sagte auch CDU-Landesvorsitzender Thomas Strobl. Sie dürften sich nicht von einer kleinen Minderheit das Bild des Islams kaputt machen lassen.

Die muslimischen Verbände hätten darum gebeten, den Islamunterricht weiter auszubauen, so Öney. Neben einem größeren Angebot sei aber wichtig, wie und von wem aufgeklärt werde, sagte Claudia Dantschke vom Zentrum Demokratische Kultur in Berlin. Die Propaganda der Islamisten im Internet sei auf die Jugendlichen zugeschnitten: kreativ und mit kurzen klaren Aussagen.

Hier müssen auch wir kreativer sein“, so Dantschke. Sie fordert Alternativangebote im Internet, die aber nicht von Verbänden, sondern von unten, von den jungen Muslimen selbst, kommen. Die Islamismus-Expertin betonte, dass es sich bei der Radikalisierung nicht um ein Problem der Türken oder der Migranten, sondern um ein jugendkulturelles handelt. „Alle Eltern haben Angst, dass sich ihre Kinder radikalisieren könnten“, sagte Dantschke, die Familien berät, deren Kinder sich radikalisiert haben.