Bittelbronn ist einer der wenigen Orte mit einem Namenszusatz, in diesem Fall "Bioenergiedorf" Foto: Kost

Hechingen als Zollernstadt, Bisingen als Burg-Gemeinde, Haigerloch als Fliederstadt: Theoretisch könnten sich Städte und Gemeinden Namenszusätze geben. Aber wollen sie auch?

Hechingen/Bisingen/Haigerloch - Ende 2020 hat der Landtag von Baden-Württemberg eine Änderung der Gemeindeordnung beschlossen. Damals wurde die bislang zurückhaltende Praxis im Bereich der Zusatzbezeichnungen gelockert.

 

"Mit Zusatzbezeichnungen stärken wir die Identität und das Zusammengehörigkeitsgefühl vor Ort, kurz: Wir stärken unsere Kommunen", sagte Innenminister Thomas Strobl (CDU). Örtliche Besonderheiten, geschichtliche Bezüge und Alleinstellungsmerkmale könnten hervorgehoben werden.

Dutzende Gemeinden haben die Möglichkeit inzwischen genutzt, darunter Albstadt, das sich Hochschulstadt nennt.

Donaueschingen (Schwarzwald-Baar-Kreis) ist Donauquellstadt, Bad Teinach-Zavelstein im Kreis Calw wurde Krokusstadt für den Ortsteil Zavelstein, Triberg im Schwarzwald ist Wasserfallstadt, Osterburken im Neckar-Odenwald-Kreis wurde zur Römerstadt.

Hechingen: Kommt Zollerstadt infrage?

"Wir sind Zollernstadt", betont Hechingens Sprecher Thomas Jauch. "Wir operieren schon lange damit." Eine offizielle Zusatzbezeichnung als Zollernstadt oder als Römerstadt kommt dennoch nicht infrage, erklärt Jauch unserer Redaktion. "Wir haben kein Interesse daran, diese Möglichkeit zu nutzen." Land und Stadt müssten sich derzeit um wichtigere Themen kümmern.

Bisingen: Will sich die Gemeinde mit der Burg schmücken?

"Die Gemeinde Bisingen hat die vor zwei Jahren eingeräumte Möglichkeit der Zusatzbezeichnung im Gemeindenamen zur Kenntnis genommen", heißt es aus dem Bisinger Rathaus. Wie sieht es also aus mit dem Zusatz Burg-Gemeinde?

"Im Zollernalbkreis gibt es bereits eine Gemeinde mit dem Namen Zimmern unter der Burg. Wir beabsichtigen daher nicht eine entsprechende Zusatzbezeichnung zu führen." Auch andere Bezeichnungen beispielsweise im Zusammenhang mit der Burg Hohenzollern, die auf Bisinger Gemarkung liegt, kommen demnach nicht infrage.

Aus dem Rathaus Haigerloch ist die Meinung deutlich

In Haigerloch gibt es im Prinzip schon zwei Zusatzbezeichnungen. Imnau darf im Ortsschild weiterhin das Prädikat "Bad" tragen. Anfang dieses Jahres hatte das baden-württembergische Wirtschaftsministerium nämlich eine Kompromiss-Entscheidung getroffen: Der 1937 verliehene Status Kurort wurde zwar aberkannt, weil es dort schon seit 2002 keinen Kurbetrieb mehr gibt, aber das Bad darf auf den Ortsschildern bleiben.

In Bittelbronn wiederum prangt in der Begrüßungstafeln im Ort der freundliche Satz "Willkommen in Bittelbronn – Bionenergiedorf". Damit wird dem Engagement der Genossenschaft BioEnergie Rechnung getragen, die seit über zehn Jahren aus der Vergärung pflanzlicher Rohstoffe nicht nur Strom gewinnt, sondern mit der dabei entstehenden Energie auch noch 135 Häuser mit Nahwärme versorgt.

Aber eine Zusatzbezeichnung finden, die auf die historischen Altstadt von Haigerloch genauso passt wie auf ihre acht eher dörflich geprägten Stadtteile? Das erscheint schwierig. Bürgermeister Heinrich Götz bedauert jedenfalls, dass bei der letzten Haushaltsberatung vom Gemeinderat eine Idee beerdigt wurde, die genau in diese Richtung zielt.

Geplant war nämlich ein Workshop mit Bürgern Unternehmern und Gemeinderäten, der unter dem Stichwort "Haigerloch als Marke" einen entsprechende Ansatz hätte finden sollen. Götz: "Schade, denn das wäre die Chance gewesen miteinander zu erarbeiten, wofür Haigerloch steht und die neun Ortsteile verbindet." Nur wenn man das wisse, könne man sich gut nach außen präsentieren und vermarkten, so der Bürgermeister.

Derzeit kursieren nach dem Geschmack des Bürgermeisters einfach zu viele Bezeichnungen wie "Wiege der Atomforschung", "Fliederstadt", "Felsenstadt", "Perle im Eyachtal". Keiner davon habe aber ein wirklich verbindendes Merkmal. Götz denkt hier eher an den frischen Auftritt von Albstadt oder wie sich Hamburg als Hafenstadt vermarktet hat.