Pfarrer Klaus-Peter Lüdke informierte bei einer Gemeindeversammlung über strukturelle und personelle Veränderungen in den evangelischen Kirchengemeinden Altensteig, Altensteigdorf/Überberg, Berneck und Grömbach/Wörnersberg. Foto: Köncke

Die vier Kirchengemeinden Altensteig, Altensteigdorf/Überberg, Berneck und Grömbach/Wörnersberg sollen ab 2025 zu einer Verbund-Kirchengemeinde zusammengelegt werden.

Altensteig - Weniger Mitglieder, weniger Steuereinnahmen, weniger Seelsorger - die evangelischen Kirchengemeinden Altensteig, Altensteigdorf/Überberg, Berneck und Grömbach stehen strukturell und personell vor Herausforderungen. Ab 2023 soll eine "ortskirchliche Verwaltung" gebildet werden. Und 2025 sollen sie zu einer Verbund-Kirchengemeinde verschmelzen.

Schon nächstes Jahr geht’s los

"Vier Kirchengemeinden machen sich gemeinsam auf den Weg" stand in dicken Lettern auf der Leinwand am Altar der Altensteiger Stadtkirche. In einer Gemeindeversammlung informierte Pfarrer Klaus-Peter Lüdke über Veränderungen, die bereits im kommenden Jahr wirksam werden sollen. Die evangelischen Christen in Grömbach wurden darüber am vergangenen Sonntag nach dem Gottesdienst in der Sankt-Georgs-Kirche unterrichtet, in Berneck ist das am kommenden Sonntag nach dem Kirchgang geplant.

Steuereinnahmen sinken

Alle sechs Jahre legt die Landeskirche einen so genannten "Pfarrplan" auf, um die Zahl der Gemeindemitglieder und der Dienststellen in Württemberg zu bewerten und aufeinander abzustimmen. Das hat 2012 angefangen und umfasst derzeit den Zeitraum 2024 bis 2030. Der Kirchenbezirk Calw/Nagold verliert durch den demografischen Wandel und Austritte jährlich zwischen 600 und 700 Mitglieder. Landesweit ist die gleiche Tendenz erkennbar. Zählte man 2011 noch fast 2,2 Millionen Protestanten, sind es elf Jahre später nur noch gut 1,9 Millionen. Weil geburtenstarke Jahrgänge den Ruhestand antreten, würden die Steuereinnahmen weiter sinken, wird vorausgesagt.

Weniger Pfarrer

Zurzeit zählt die evangelische Kirchengemeinde Altensteig 1951 Angehörige, in Grömbach/Wörnersberg sind es 663, in Berneck 216 und 504 in Altensteigdorf – inklusive Überberg und Lengenloch. Landesweit geht auch die Zahl der Pfarrerinnen und Pfarrer zurück. Viele Seelsorger zwischen 55 und 60 Jahre gehen spätestens 2032 in Rente, und zu wenig junge rücken nach. Mit der Konsequenz, dass Dienststellen reduziert werden müssen. "Sonst bleibt eine wachsende Zahl unbesetzt", verdeutlichte Lüdke. Bis 2024 werde man im Kirchenbezirk Calw/Nagold 3,75 Pfarrstellen gestrichen haben – der Distrikt rund um Altensteig bleibe außen vor.

Grömbacher Pfarrstelle fällt weg

Das werde sich im nächsten Pfarrplan ändern. Mit der Folge, dass die Pfarrstelle in Grömbach 2025 wegfällt, dann hört auch Ortspfarrer Andreas Bihl aus Altersgründen auf. Wie es danach weitergeht? Naheliegend wäre nach Ansicht von Lüdke gewesen, dass die kleinste Pfarrstelle Altensteigdorf die Orte Grömbach und Wörnersberg mitbetreut. Was zur Folge hätte, dass aus personellen Gründen nicht an jedem Sonntag in Altensteigdorf, Berneck und Grömbach eine Morgenfeier stattfinden könnte.

Weil der Pfarrer in Altensteig nur einen Sonntagsgottesdienst hält, habe man sich zusammengesetzt und eine Vereinbarung getroffen. Das Pfarramt in Altensteigdorf bleibt über das Jahr 2025 hinaus bestehen, nicht aber das Grömbacher. In Altensteig ändert sich nichts, der Gottesdienst verschiebt sich wegen zusätzlicher Verpflichtungen der Pfarrer um eine halbe Stunde nach hinten. In der Remigiuskirche Altensteigdorf läuten die Glocken ab 2025 an den ersten beiden Sonntagen im Monat um 9.15 Uhr, danach um 10.30 Uhr, in der Laurentiuskirche Berneck am ersten Sonntag um 10.30 Uhr, danach um 9.15 Uhr. Damit die Eingangstür an diesem Tag immer geöffnet bleibt, wird die gottesdienstliche Versorgung am zweiten Sonntag in Berneck und am vierten Sonntag in Altensteigdorf vom benachbarten Pfarramt mit übernommen.

Genehmigung steht noch aus

Altensteig ist nicht nur dafür, sondern ab 2025 auch für Grömbach zuständig (Gottesdienste jeden Sonntag um 9.30 Uhr in der Sankt-Georgs-Kirche und am zweiten und vierten Sonntag in Wörnersberg). Der Kirchenbezirk muss die Neuregelung noch genehmigen.

Wegen der engen Verzahnung und weil man in die gleiche Richtung marschieren will, ist die Gründung einer Verbund-Kirchengemeinde für das Jahr 2025 geplant mit einer Dachstruktur, einem gemeinsamen Kirchengemeinderat, den Pfarrern und der Kirchenpflege. Sie entscheidet über die Finanzen (Aufstellung eines Haushaltsplans), personelle Angelegenheiten (Besetzung von Seelsorgern und weiteren Mitarbeitern) und die Gebäudebewirtschaftung. Ausdrücklich hat Lüdke bei der Versammlung in der Stadtkirche darauf hingewiesen, dass Gebäude, Grundstücke und der "gebäudebezogene Vermögensgrundstock" als rechtlich selbstständiges Gebilde den einzelnen Kirchengemeinde erhalten blieben. Das örtliche Gremium organisiert weiterhin die Kirchenwahl und bestimmt über den Verkauf oder die Auflösung von Grundstücken und Immobilien.

"Zwei Jahre Zeit gewonnen"

Vereinbart wurde nach zahlreichen Besprechungen und Zusammenkünften, dass bereits ab Januar 2023 eine "ortskirchliche Verwaltung" installiert wird, bestehend aus allen bereits gewählten Kirchengemeinderäten der beteiligten Pfarreien und den Seelsorgern. Schlusswort des Altensteiger Pfarrers: "Wir haben damit zwei Jahre Zeit gewonnen, in denen wir uns miteinander und über unsere gemeinsamen, geistlichen Ziele verständigen und auch mal die Kanzeln tauschen können."