Der erstmalige Sommerempfang der Stadt Altensteig war gut besucht. Foto: Köncke

Aufschlussreiche Informationen, aussagekräftige Bilder und Filme, Blasmusik und Jazz, geselliges Beisammensein unter freiem Himmel – der erste Sommerempfang der Stadt Altensteig hatte viele Facetten und war mit 300 Festgästen gut besucht.

Altensteig - Weil der traditionelle Neujahrsempfang wegen der Pandemie zwei Jahre hintereinander ausfiel und sich Bürgermeister Gerhard Feeß nach eigener Einschätzung unsicher ist, ob die Veranstaltung wegen der Infektionslage im Januar 2023 stattfinden könne, hatte der Rathauschef entschieden, die Bevölkerung zu einem Sommerempfang der Stadt einzuladen – und vorgesorgt. Sollte es regnen, würde man nach dem offiziellen Teil im Foyer drei Verpflegungsstände aufbauen, bei trockenem Wetter Stehtische auf den Vorplatz des Rathauses stellen und Bänke im ebenfalls beleuchteten Musikschulgarten zur beschwingten Musik eines Jazzmobils aus Stuttgart.

Auftakt mit der Stadtkapelle

Als die ersten Besucher eintrafen, nieselte es. Die Stadtkapelle empfing die Festgäste trotzdem auf dem Rathausvorplatz mit heiteren Melodien. An der Stirnseite des Bürgersaals grüßten zwei Mädchen im Sommerkleidchen mit nackten Füßen im Wasser von der Großleinwand. Eröffnet wurde der Empfang mit dem federleichten Potpourri "Big Fun in the Sun" der 26-köpfigen Stadtkapelle unter Leitung von Lisa Moll.

Nach dem allgemeinen Willkommen von Vertretern aus Politik, Wirtschaft und Kultur sowie einer persönlichen Begrüßung des CDU-Landtagsabgeordneten Thomas Blenke, des neuen Dekans des evangelischen Kirchenbezirks Tobias Geiger und von Senator Rolf Geisel, dem Motor der Weltfirma Boysen - die alle in der ersten Reihe Platz genommen hatten - blickte das Stadtoberhaupt in 80 Minuten auf "ungewöhnliche Jahre" zurück, deren Auswirkungen bereits mit dem ersten Bild vor Augen geführt wurden.

Musiksommer in anderer Form

Auch wenn viele sportlichen, touristischen und kulturellen Veranstaltungen wegen Corona wegfielen, habe man versucht, einiges möglich zu machen, wie die Öffnung des Altensteiger Freibades mit Einschränkungen und die Durchführung des Musiksommers in anderer Form. Gut angenommen worden sei auch die gemeinsame Mehrscheinchen-Vorteilsaktion von Stadt und Werbering zur Unterstützung des örtlichen Fachhandels. Traditionell begann die Bilder- und Informationsschau mit der Wirtschaft. Breiten Raum nahm dabei der Blick auf die Boysen-Group ein, die ihren Umsatz im Jahr 2020 auf 2,4 Milliarden und 2021 auf 2,8 Milliarden Euro steigern konnte. Für 2023 rechnet das weltweit operierende, 1920 von Friedrich Boysen gegründete Unternehmen damit, die Drei-Milliarden-Marke zu überschreiten. Geplant sind laut Geschäftsleitung eine 26. bis 28. Niederlassung in Amerika, China und im badischen Rastatt. Eng verknüpft ist die rasante Aufwärtsentwicklung für Feeß mit dem Namen Rolf Geisel, der 1972 als Lehrling bei Boysen angefangen im Jubiläumsjahr einen berechtigten "Ehrungsmarathon" habe bewältigen müssen. Dass sich der Abgasspezialist mit der Übernahme der Firmen Helag in Nagold und Aliva in Steißlingen ein neues Standbein geschaffen habe, sich als Zulieferer der Autoindustrie mit der Elektromobilität neuen Herausforderungen stelle, in der Wasserstofftechnologie forsche und in Simmersfeld einen großen Wind- und Solarpark plane, zeuge vom Weitblick des Senators.

Umgestaltung des Marktplatzes

Erwähnt wurden im Rückblick auch Stahlbau-Bühler, der im letzten Jahr den größten Auftrag seiner Firmengeschichte an Land gezogen habe, SHL aus Garrweiler mit der Einrichtung namhafter Hotels in Deutschland sowie weitere städtische Unternehmen mit großen Investitionen. Dass die Stadt in den zurückliegenden Jahren viel bewegt habe, machte der Bürgermeister an einigen Beispielen fest - wie die Umgestaltung des Altensteiger Marktplatzes mit Wasserlauf, Erschließung des Wohngebiets "Schwarzwaldstraße" in Spielberg mit 27 Bauplätzen, Durchführung umfangreicher Tiefbaumaßnahmen in Garrweiler und Wart. Erwähnenswert auf kulturellem Gebiet waren für Feeß unter anderem der Musiksommer, das Apfelfest in Walddorf und das Open-Air-Kino im Schlossgarten als neuen Austragungsort. Dass der Gemeinderat Jasmin Schmid zur jüngsten Musikschulleiterin von Baden Württemberg ernannt hatte, gehörte ebenfalls zur Aufzählung - und auf sportlichem Gebiet der überregional beachtete Handball-S-Cup.

Feeß ehrt Luise Mast

Geehrt wurde beim Sommerempfang Luise Mast. Die 18-jährige Schülerin des Christophorus-Gymnasiums hatte es bei "Jugend forscht" bis zum Bundesentscheid in Lübeck geschafft. Für ihre Erfindung, wie man durch den Einbau von Mikroplastikfiltern in Waschmaschinen einen Beitrag zur Verhinderung zur Umweltverschmutzung leisten könne, wurde inzwischen das Patentverfahren eingeleitet. Als Belohnung darf sich die Schülerin aus Pfalzgrafenweiler in Stockholm an einem europaweiten Wettbewerb beteiligen und mit der schwedischen Kronprinzessin zu Abend essen - was im Bürgersaal mit Wohlwollen und starkem Beifall zur Kenntnis genommen wurde. Dem Rathauschef blieb es vorbehalten, sie mit einer Urkunde und der Ehrennadel der Stadt auszuzeichnen - samt Geschenkkorb und Altensteiger Talern. Weil ihre Ideen in Zusammenarbeit mit dem Jugendforschungszentrum Nagold Früchte trugen, wurde auch Betreuer Heinz Weippert beschenkt.

Der Ausblick

Zum Schluss bedankte sich der Rathauschef bei seinen insgesamt 380 Mitarbeitern in unterschiedlichen Bereichen und Funktionen und gab einen kurzen Ausblick auf anstehende oder bereits angelaufene Maßnahmen wie die Ausweisung von Neubaugebieten in Walddorf, Überberg und Berneck sowie weitere Schritte auf dem Weg zu einer dezentralen Energieversorgung der Stadtwerke. Danach wurden die Besucher auf dem Rathausvorplatz und im Musikschulgarten von Mitarbeiterinnen der Stadtverwaltung - alle in weißem Sommerkleid mit Blumen im Haar - mit Snacks, Brezeln, Bratwürsten und süffigen Getränken bewirtet.