Nationalpark: Besucherzentrum soll 2019 eröffnen. Landtag diskutiert über Kosten und Import von Holz aus Nordamerika.
Baiersbronn/Ruhestein - Am Samstag will Ministerpräsident Kretschmann am Ruhestein den Grundstein für das neue Besuchs- und Informationszentrum des Nationalparks Schwarzwald legen. Zu der nicht-öffentlichen Feier werden auch Umweltminister Franz Untersteller und Finanzstaatssekretärin Gisela Splett erwartet. Fertig sein soll das Millionenprojekt im Frühjahr 2019.
Highlight des spektakulären Besucherzentrums wird der Skywalk - 35 Meter über dem Boden soll die langgezogene Aussichtsplattform in den Schwarzwald ragen. Doch auch im Inneren wird das Gebäude einiges zu bieten haben: Auf rund 3000 Quadratmetern soll es dort verschiedene Ausstellungen, Film- und Vortragsveranstaltungen oder auch Seminare geben, die Naturfreunden ökologische Zusammenhänge nahe bringen. So wird etwa eine 1000 Quadratmeter große Dauerausstellung über Fauna und Flora des Nationalparks informieren.
Die Kosten: 37 Millionen Euro
2014 bezifferte eine erste Grobschätzung die Kosten auf 22,5 Millionen Euro. Davon ist man mittlerweile weit entfernt. Aktuell geht die Landesregierung von 32 Millionen Euro aus. Hinzu kommen 2 Millionen für Zufahrt und Parkplätze. Plus der Kosten für die Dauerausstellung, für die die Regierung nochmals rund 3 Millionen Euro locker machen wird. Eine weitere Million soll die Deutsche Bundesstiftung Umwelt als Zuschuss beisteuern.
Im Landtag wurden die Mehrkosten am Donnerstag nochmals hitzig debattiert. Die oppositionelle FDP mokierte sich besonders darüber, dass der Aussichtsturm des Zentrums mit handgefertigten Schindeln aus Alaskazedernholz verkleidet werden soll. Der Abgeordnete Andreas Glück appellierte an die Regierung: "Lassen Sie diesen Quatsch!"
Umweltminister Franz Untersteller (Grüne) hielt dagegen: Mehr als 90 Prozent des für den Bau verwendeten Holzes stamme aus Baden-Württemberg. Die Schindeln des Hauptgebäudes seien aus Fichte. Für die Verkleidung des Turmes sei jedoch besonders widerstandsfähiges Holz nötig. Da sei die langsam wachsende Alaskazeder am besten geeignet. Sie wird auf etwa acht Prozent der 6500 Quadratmeter großen Fläche verlegt. "Fichtenholz aus dem Schwarzwald hätten wir in ein paar Jahren erneuern müssen", sagte Untersteller. Nachhaltig wäre dies nicht.
Die Architektur: Naturnah
2015 setzte sich der Entwurf von der Sturm + Wartzeck GmbH aus Dipperz im Architektenwettbewerb durch. Leitidee des Architekturbüros ist der natürliche Waldboden, die Gestaltung folgt der Struktur quer liegender Baumstämme. Einzelnen Gebäudeteile in Riegelform scheinen willkürlich übereinander gestapelt. Auch die Fassade folgt diesem Gedanken, geplant ist eine Verkleidung mit Holzschindeln. Trotz seiner beachtlichen Größe soll sich das Gebäude harmonisch in die umgebende Natur einfügen.