Ab welchen Alter sollen Menschen ohne Abschläge in Rente gehen dürfen? Foto: dpa/Fernando Gutierrez-Juarez

Gesamtmetall-Chef Stefan Wolf sagt, wer einen Schreibtischjob habe, könne auch bis 70 arbeiten. Der Vorschlag des Arbeitgebervertreters ist nur bedingt sinnvoll, wirft aber wichtige Fragen auf, kommentiert unser Korrespondent Tobias Peter.

Hat Gesamtmetall-Präsident Stefan Wolf Recht, wenn er sagt, eine Rente mit 70 sei für Menschen mit Schreibtischjobs zumutbar? Die Antwort muss differenziert ausfallen. Der demografische Wandel – die Menschen werden älter, es fehlt aber an Jüngeren – wird es notwendig machen, früher oder später noch einmal über das gesetzliche Rentenalter zu reden. Dennoch gilt: Es gibt keinen nachvollziehbaren Grund, die plakative Zahl 70 zu nennen.

 

Das sagen Ökonomen

Momentan wird das Alter, ab dem jemand ohne Abschläge in Rente gehen kann, ohnehin Schritt für Schritt auf die Rente ab 67 angehoben. Für die Zeit danach gilt: Ökonomen haben den fairen Vorschlag gemacht, bei steigender Lebenserwartung die Zeit zwischen Arbeitsleben und Ruhestand aufzuteilen. Bei einem Jahr gestiegener Lebenserwartung müssten die Menschen nach dieser Idee acht Monate länger arbeiten – sie hätten aber, im statistischen Mittel, auch vier Monate mehr Zeit im Ruhestand.

Ist diese Aufteilung die richtige? Über den genauen Schlüssel – also, ob vielleicht auch eine hälftige Lösung zwischen Arbeit und Rente möglich wäre – müsste politisch verhandelt werden. Dass bei steigender Lebenserwartung auch etwas länger gearbeitet werden muss, ist aber von nahezu zwingender Logik. Sonst werden die Beiträge noch stärker als ohnehin steigen.

Interessant ist der Zusatz des Gesamtmetallchefs, ein Fabrikarbeiter, der körperlich hart arbeite, werde nicht bis 70 durchhalten können. Das ist eine richtige Erkenntnis. Bislang ist es niemandem gelungen, trennscharfe Lösungen zu entwickeln, für wen genau es Ausnahmen von einem steigenden Rentenalter geben müsste. Da liegt vor künftigen Regierungen eine schwierige Aufgabe. Die Arbeitgeber wiederum stehen vor der Herausforderung, das längere Arbeiten älterer Menschen in den Betrieben tatsächlich möglich zu machen.