Die Cracks des RC Rottweil wurden in München ausgebremst. Durch diese Niederlage büßten die "Schwarz-Gelben" auch die Tabellenführung in der 2. Bundesliga Süd ein. Foto: sb

Rugby: Zweitligist spielt beim Münchner RFC 12:25. Tabellenspitze an Neckarsulmer SU abgetreten.

Beim München RFC mussten die RCR-Cracks aus Rottweil gegen das sehr geschlossen auftretende, überwiegend mit englischen Spielern besetzte Team der Gastgeber Lehrgeld zahlen.

Durch diese 12:25 (0:8)-Niederlage musste der RC Rottweil die Tabellenspitze an die Neckarsulmer SU abtreten. Die Begegnung im Münchner Stadtteil Hadern ging spielerisch klar an die "englischen Bayern". Der München Rugby Football Club (RFC) begann gut und konzentriert und setzte sich bei Spielbeginn mit viel Einsatz in der Hälfte der RCR’ler fest.

Ein schneller Punktgewinn gelang ihnen aber nicht, trotz einer Reihe vielversprechender Möglichkeiten. Dazu trugen die "Schwarz-Gelben" häufig bei: Selbst bei Ballbesitz gelang es kaum geordnete Angriffe aufzubauen. Mit Fehlern in der Zuordnung zum Gegner, beim ungenauen Abspiel sowie bei der Ballsicherung nach offenen Gedrängen brachten sich die RCR‘ler zu häufig selber in Bedrängnis. Im Spiel zeigte sich die hohe mentale Anspannung einer Anzahl von Spielern – und nur so lassen sich viele der zahlreich vorkommenden Unzulänglichkeiten erklären.

Der RFC schlug die Angriffsversuche der RCR‘ler konsequent zurück. Hinzu kamen infolge nicht optimaler Befreiungskicks, die nicht die Außenlinie erreichten, gut herausgespielte Angriffe mit der RFC-Drei-Viertel-Reihe. Die "Schwarz-Gelben" mussten ständig mit viel körperlichem Aufwand deren Angriffe um die offenen Gedränge verteidigen. Dabei kam es auch zu Fehlern: nach einem Straftritt infolge Abseits gingen die Gastgeber mit 3:0 in Führung. Bei einem der wenigen Entlastungsangriffe kam der RCR anschließend ins Viertelfeld der "Blauen", gab nach der eigenen Gasse aber das “Ei“ ab. Beim RFC-Konter verloren sie nach einem Vorwurf das Gedränge und mussten durch den Münchner Außen-Drei-Viertel den Versuch zum 8:0 hinnehmen.

Besonders der Sturm, angeführt von 3. Reihe-Stürmer Florian Dicu, aber auch die Innen-Drei-Viertel Tobias Oswald und Antoine Essomba von den Gästen verteidigten mit viel Aufwand die weiter gefährlichen und variantenreich vorgetragenen Angriffe der Gastgeber. Den Ball zu sichern und Angriffe vorzubereiten blieb aber Stückwerk. Einer Reihe von Sturm-Angriffen, auch nach gewonnenen Gedrängen, fehlte schlussendlich das gekonnte Abspiel auf die Drei-Viertel-Reihe, die nicht entscheidend eingebunden und angespielt werden konnte.

Der zweite Abschnitt begann dann so, wie der RCR das Spiel von Anfang an gestalten wollte. Die "Schwarz-Gelben" setzten sich mit mehreren offenen Gedrängen im Viertelfeld der RFC’ler fest und Michael Oswald konnte mit einem Versuch zum 8:5 aufschließen. Nach der Erhöhung von Costinel Croituru stand es 8:7. Wenige Minuten später setzte Drei-Viertel Antoine Essomba zu einem 30 Meter-Sprint an.

Der mitgelaufene Gedrängehalb Marian Toader öffnete auf Außenspieler Fabian Schüler, der den RCR mit 12:8 in Führung brachte. Der Schwung der letzten Minuten brachte den RC Rottweil mit zwei weiteren Angriffen mit 1.-Reihe-Stürmer Markus Brausam und Außenspieler Noah Volkers ins Viertelfeld der Bayern. Den beiden fehlte aber die notwendige Unterstützung der Mitspieler.

Die Bälle gingen nach offenen Gedrängen an den sehr stark spielenden Münchner Verbinder, der mit weiten Gasse-Kicks die Situationen bereinigte. Die letzten 15 Minuten gehörten wie die 1. Halbzeit wieder dem RFC. Mit mehreren Angriffen aus dem Mittelfeld, bedingt durch leichte Zuordnungs- aber auch Handlingfehler der RCR‘ler kamen die Gastgeber bedrohend nahe dem Rottweiler Malfeld. Drei Angriffe führten schließlich zu sehenswerten Versuchen: Ein Sololauf des Verbinders durch die Abwehr brachte die Platzherren wieder in Führung; ein Überkick ins Malfeld wurde vom Außen erlaufen und führte zum 18:12. Nach der Erhöhung zum 20:12 konnten die "Blauen" mit einem weiteren Sololauf den 25:12 Endstand herstellen.

RC Rottweil: Gabriel Jäger, Swen Engelhardt, Szani Ladislau, Markus Brausam, Petre Ababei, Michael Oswald, Robert Lehmann, Florian Dicu, Max Eigenmann, Niklas Kattenbeck, Volker "Paule" Frick und Julian Dupont (alle Sturm); sowie Marian Toader, Stephan Holpp, Tobias Oswald, Antoine Nnana Essomba, Fabian Schüler, Noah Volkers, Costinel Croituru, Martin Ross, George Patrascu und Jörg Hügel (alle Verbindung und Drei-Viertel).

Stimme zum Spiel

Karl-Heinz Bahr (RCR-Vorsitzender): "Die Münchner haben verdient gewonnen. Natürlich hätte unser Team die Punkte gerne mitgenommen. Alle waren gut vorbereitet. Leider haben wir über die gesamte Spieldauer aber zu wenig agiert und das Spiel schon zu Beginn in entscheidenden Situationen aus der Hand gegeben. Ein Spiel um den Verbleib an der Tabellenspitze ist immer ein besonderes Spiel. Einige Spieler waren nervös, konnten ihr Leistungspotential und den notwendigen Kampfgeist nicht optimal abrufen. Hinzu kamen ein paar Fehler, zu zaghafte Tackles am Mann, ein paar Unaufmerksamkeiten und Ungenauigkeiten im Passspiel zwischen Sturm und Drei-Viertel-Reihe. Die haben letztendlich den Unterschied ausgemacht und das Spiel entschieden. Aufgrund der guten Leistungen in den letzten Spielen, war dies ein leichter Rückschritt – uns fehlten leider die gewohnte Lockerheit und der letzte Biss. Trotz allem bin ich aber mit meinen Jungs zufrieden und schaue mit Spannung auf die restlichen vier Rundenspiele".