Viele Busse, die im Kreis Calw verkehren, kommen seit einiger Zeit nur noch, wenn sie gerufen werden. Das sorgt immer wieder für Ärger. Foto: Fritsch

Der Ärger ebbt nicht ab: Dass im Kreis Calw Rufbusse eingesetzt werden, halten manche Kunden für unzureichend. Nicht zuletzt im Stadtgebiet von Calw herrscht Unzufriedenheit. Vor allem über die Praxis, Fahrgäste stehen zu lassen, obwohl noch Platz im Bus wäre.

Calw-Heumaden - Ein Bus, der nur fährt, wenn er gebraucht wird; das ist die Grundidee hinter Rufbussen. So sollen Leerfahrten vermieden werden – und damit Verkehrslärm und unnötiger CO2-Ausstoß. Nur: Die Rufbusse müssen, wie der Name schon sagt, mindestens eine Stunde vorher "gerufen", also gebucht werden. Zwischen Calws Teilorten und der Innenstadt verkehren etliche dieser Rufbusse. Teils ergänzend zu regulären Fahrten, teils – beispielsweise am Wochenende – als einziges Angebot.

Ein Zustand, den einige Bürger für untragbar halten. So beschwerte sich eine Heumadenerin unlängst, dass es sehr aufwendig sei, eine Stunde vorher einen Bus zu buchen. Zumal man, wenn man sich in der Stadt aufhalte, nicht immer so lange vorher wisse, wann man zurückfahren möchte. Zudem äußerte die Heumadenerin Kritik am Vorgehen der Fahrer: Diese seien nicht nur unfreundlich, sondern ließen auch Leute stehen, die keine Fahrt gebucht haben.

Reaktionen auf Artikel

Janina Dinkelaker, Pressesprecherin des Landratsamtes Calw, entgegnete damals, "dass vorrangig jene Fahrgäste mitfahren, die den Bus gerufen haben". Damit sollen die Kapazitäten für eben diese Leute freigehalten werden.

Nachdem der Artikel mit dieser Schilderung erschienen war, meldeten sich weitere Bürger zu Wort. Mit dem Tenor: Sie hätten das ganz anders erlebt, wie vom Landratsamt geschildert. So schreibt ein Leser, dass er, der den Bus nicht gebucht hatte, nicht einsteigen durfte, obwohl in dem großen Bus nur ein Fahrgast angemeldet gewesen sei. Und obwohl er und einige weitere genau dort aussteigen wollten, wo der Bus sowieso halten sollte. Der Fahrer habe gemeint, er dürfte die Leute nicht mitnehmen, weil sein Chef das verboten habe. "Das ist für mich nicht nachvollziehbar, ich kann mir keinen vernünftigen Grund vorstellen, die Mitfahrt abzulehnen", schreibt er erbost.

Auf erneute Nachfrage unserer Redaktion zu dem Sachverhalt erläutert Dinkelaker das Ganze etwas ausführlicher. "Wir müssen bei den Rufbussen zwischen dem PKW-Bedarfsverkehr und den Rufbusfahrten, die mit Bussen durchgeführt werden, unterscheiden." Bei ersteren können tatsächlich nur Personen befördert werden, die eine Fahrt gebucht haben. "Das funktioniert in der Regel auch, da die PKWs überwiegend auf Nebenstrecken eingesetzt werden", so die Pressesprecherin.

An Verkehrsunternehmen weitergeben

Bei den Rufbussen gelte grundsätzlich: "Wer den Bus bestellt hat, hat einen Anspruch auf Beförderung. Um Diskussionen zu vermeiden, verweisen wir und die Verkehrsunternehmen grundsätzlich auf die Buchung."

Dennoch gibt es Fälle, in denen Personen, die nicht gebucht haben, mitfahren dürfen. Nämlich dann, wenn sie auf derselben Strecke fahren wollen wie jene, die sich angemeldet haben und es keine weiteren Buchungen auf der Strecke, sprich Kapazitätsprobleme, gibt. "Der Fahrer sollte die Personen mitnehmen und entsprechende Fahrscheine verkaufen. Wir werden das nochmal an die Verkehrsunternehmen weitergeben", heißt es im Antwortschreiben der Sprecherin.

"Gibt es jedoch weitere Buchungen/Zustiege im Laufe der Strecke, kann es sein, dass es keine freien Kapazitäten gibt". Dann können die unangemeldeten Personen nicht mitfahren. "Für die Fahrgäste, die am ZOB einsteigen möchten, ist dabei natürlich nicht ersichtlich, welche Zustiege bis Heumaden gebucht wurden, was zu Unverständnis führen kann, da der Bus bei Abfahrt am ZOB noch ›leer‹ ist", gibt Dinkelaker zu bedenken.

Kein Anspruch

Üblicherweise hält ein Rufbus nur an Haltestellen, an denen ein Zustieg gebucht wurde. Wollen also unangemeldete Fahrgäste an einer Haltestelle zusteigen, die nicht von jemand anderem gebucht wurde, fährt der Bus vorbei – auch wenn er noch freie Plätze hat. "Sinn des Rufbusses ist es aber, auf kürzestem Weg die gebuchte(n) Fahrt(en) durchzuführen."

Für die Fahrgäste sei es die sicherste Variante, die Fahrten im Voraus zu buchen, rät Dinkelaker. Anstatt darauf zu spekulieren, "dass jemand anderes die Fahrt bereits gebucht hat, der Bus deshalb kommt und es vermeintlich freie Plätze gibt". Zudem, betont die Pressesprecherin, haben Personen, die den Bus gerufen haben, immer Vorrang. "Ohne Buchung besteht kein Anspruch auf Mitnahme. Sofern es die Kapazitäten zulassen, sind die Fahrer jedoch dazu angehalten, auch unangemeldete Fahrgäste mitzunehmen."