Der noch amtierende DFB-Präsident Fritz Keller ist auch bei den Funktionären in der Region sehr umstritten. Sie erwarten seinen baldigen Rücktritt. Foto: Eibner

Beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) herrscht akute Krisenstimmung. Mehrere Rücktritte, unter anderem der von Präsident Fritz Keller, stehen im Raum. 

Es kann sich eigentlich nur noch um Stunden handeln. Die Rücktritte von DFB-Präsident Fritz Keller und von DFB-Generalsekretär Friedrich Curtius stehen wohl kurz bevor. Wie sehen Experten aus der Region dieses Chaos? Wir fragten nach.

Thomas Schmidt, der Präsident des Südbadischen Fußball-Verbandes, wollte sich zum jetzigen Zeitpunkt auf Anfrage unserer Zeitung (noch) nicht äußern.

Kuno Kayan, der Vorsitzende des Fußball-Bezirks Schwarzwald, sieht die DFB-Führung nach diesem "großen Fehler" von Fritz Keller – "auf den die Gruppe um Rainer Koch nur gewartet hat – wieder "beim Nullpunkt" angekommen. "Es wird auch nach den zu erwartenden personellen Konsequenzen keine Ruhe in die Führung kommen. Fritz Keller war ja mit dem Ziel angetreten, aufzuräumen. Er ist jetzt schon gescheitert. Wenn er weg ist, werden die Probleme immer noch da sein."

Arash Yahyaijan sieht es ähnlich. "Ich glaube nicht, dass Ruhe einkehrt, wenn Keller und Curtius zurückgetreten sind. Und es müsste endlich einmal Ruhe einkehren", wünscht sich der Sport-Vorsitzende des FC 08 Villingen, dass sich die DFB-Entscheider die DFL (Deutsche Fußball Liga) zum Vorbild nehmen. Dort würde professionell gearbeitet, Querelen seien ein Fremdwort. "Ich wünsche mir einen kompletten Neuanfang beim DFB", hofft der Villinger, dass bei diesem "mächtigen" Verband endlich ein echter Umbruch stattfindet. "Seit rund 15 Jahren folgt doch beim DFB ein Skandal auf den anderen." Das könne kein Zufall sein.

Martin Braun, der frühere 08-Sportchef und heutige Trainer der TSG Balingen, kennt Fritz Keller aus Freiburger Zeiten gut. "Seine Aussage mit dem Nazi-Vergleich ist natürlich unentschuldbar. Aber klar ist auch, dass Fritz Keller neue transparente Strukturen beim DFB schaffen wollte. Er ist aber an einer einflussstarken Fraktion um Rainer Koch, Friedrich Curtius und Stephan Osnabrügge gescheitert. Ich rechne personell in den kommenden Tagen mit tiefgreifenden Veränderungen in der DFB-Führung."

Dominik Beha, der Fußball-Abteilungsleiter der DJK Villingen, sieht die Führungskrise beim DFB als "großes Politikum" an. "Seit Jahren treten die Verantwortlichen dort auf der Stelle, weil es intern immer wieder verschiedene Strömungen gibt. Das ist kontraproduktiv. Fritz Keller hat sich angreifbar gemacht. Wenn jetzt Nachfolgenamen wie Rudi Völler oder Karl-Heinz Rummenigge in die Runde geworfen werfen, bin ich trotz deren großer Kompetenz skeptisch. Einer allein, und ist es auch noch so eine starke Persönlichkeit, wird es zukünftig dort beim DFB an der Spitze nicht richten."

Thomas Wild, der Abteilungsleiter des Verbandsligisten DJK Donaueschingen, wünscht sich, "dass endlich in die Führungsebene des DFB Ruhe reinkommt. Der Nazi-Vergleich von Fritz Keller ging gar nicht und wird seinen Rücktritt zur Folge haben. Schade, dass es so enden muss, denn ich hätte Keller schon zugetraut, neue Strukturen reinzubringen. Diese Unruhe ist aber schon lange da." Thomas Wild könnte sich gut vorstellen, dass vielleicht eine Person wie Uli Hoeneß nun beim DFB vorangeht. "Was er bei den Bayern geleistet hat, ist enorm. Dies könnte ihm auch in dieser verfahrenen Situation des DFB gelingen."

Benjamin Wildgruber, der Vorsitzende des Landesligisten FC Bad Dürrheim, legt sich klar fest: "Was Fritz Keller über Rainer Koch gesagt hat, war ein No-Go. Ich rechne mit seinem Rücktritt, weil der Druck der Landesverbände enorm ist. Aber die Probleme beim DFB liegen natürlich tiefer. Der Amateurfußball wird immer noch nicht optimal von oben her unterstützt. In der Führungsebene gibt es keine Hierarchie. Einer wie Uli Hoeneß würde dem DFB nun gut tun."