Da schien die Welt noch in Ordnung zu sein: Matthias Leyn (links) mit seiner Ehefrau Anja und dem stellvertretenden Bürgermeister Andreas Karcher nach der Vereidigung auf seine zweite Amtszeit im Jahre 2023. Foto: Wurster

Matthias Leyn hat seinen Rücktritt als Bürgermeister zum 31. März angekündigt. Hat sich dieser Schritt angedeutet?

Matthias Leyn will nicht mehr Bürgermeister von Schömberg sein. Das hat er am Dienstag überraschend angekündigt. Zum 31. März tritt er als Bürgermeister zurück. Dabei würde seine zweite Amtszeit noch regulär bis 2031 dauern.

 

Leyn ist erleichtert Leyn machte sich diese Entscheidung nicht leicht, wie Stefanie Stocker, Pressesprecherin der Gemeinde, am Mittwoch auf Nachfrage unserer Redaktion mitteilte.

Leyn sei jetzt aber auch erleichtert, diesen Entschluss verkündet zu haben.

Bestürzung im Rathaus In der Gemeindeverwaltung herrsche Bestürzung, so Stocker. Die Erklärung des Bürgermeisters müsse jetzt erst einmal sacken und mental verarbeitet werden, beschreibt sie die Stimmung im Rathaus.

Reaktionen aus dem Rat Wie sehen die Reaktionen im Gemeinderat aus? UWV-Fraktionschef Udo Bertsch sagte am Mittwoch auf Nachfrage, dass er von Leyns Schritt überrascht gewesen sei. Schömberg brauche aber einen Bürgermeister, der für den Ort mit Herzblut arbeite, so Bertsch. Er als Unternehmer brenne auch für den Ort. Deshalb zollte Bertsch seinen Respekt für Leyns Entscheidung.

Der Bürgermeister hatte erklärt, dass ihm die notwendige Kraft, die ausreichende Energie und die für das Amt wichtige Begeisterungsfähigkeit verloren gegangen sei. Nicht jeder gestehe so etwas ein, so Bertsch. Jetzt gehe es darum, einen geeigneten Wahltermin zu finden. Am besten wäre nach seiner Meinung der 8. März. An diesem Tag wird in Baden-Württemberg auch der neue Landtag gewählt. Schließlich müsse gespart werden, so Bertsch.

„Eiskalt erwischt“

„Es hat mich eiskalt erwischt“, gestand MUZ-Fraktionschef Jörg Krax im Gespräch mit unserer Redaktion. „Ich habe gerne mit zusammengearbeitet“, fügte er hinzu. Krax findet es schade, dass Leyn zurücktritt.

„Konstruktive Zusammenarbeit

Auch CDU-Fraktionschef Friedbert Stahl lobte die „vertrauensvolle und konstruktive Zusammenarbeit“ mit Leyn. „Ich finde, dass wir viel erreicht haben“, sagte Stahl, der Ortsvorsteher von Oberlengenhardt ist. Dort sei mit dem Breitbandausbau, der Sanierung der Ortsdurchfahrt, dem neuen Baugebiet und dem Konzept für den Friedhof unter Leyns Amtszeit einiges erreicht worden. Die Entscheidung des Bürgermeisters zum Rücktritt müsse aber respektiert und akzeptiert werden, so Stahl.

Wie sehen es Bürger? Aus der Schömberger Bevölkerung werden ebenfalls Betroffenheit und Bedauern geäußert, teilte Pressesprecherin Stocker mit. Gleichwohl gebe es aber auch Verständnis für den Schritt. „Sie waren immer ein Bürgermeister für die Gemeinde, das sehe ich als Bürger der Gemeinde Schömberg absolut so, und ich bin dankbar für alles, was Sie gemacht und für die Gemeinde bewirkt haben“, zitierte Stocker einen Bürger. Von den Bürgermeister-Kollegen, auch aus dem Enzkreis, und von ehemaligen Amtsträgern gab es großes Verständnis für Leyn und Wertschätzung für seinen Entschluss, teilte Stocker mit.

Fazit des Bürgermeisters Wie sieht Leyn selbst die vergangenen zehneinhalb Jahre als Schömberger Bürgermeister? „Gemeinsam mit dem Gemeinderat konnte einiges für Schömberg erreicht und angestoßen werden“, freut sich der Bürgermeister. „Allerdings war und ist meine Amtszeit auch von Krisen und ihren Auswirkungen geprägt, die es galt und gilt zu bewältigen, ob Flüchtlingszustrom, Corona, Ukraine-Krieg oder die Finanzmisere. Dabei handelt es sich um Themen und Schicksal, die man mit dem Schließen der Bürotür nicht einfach abschaltet. Sicher auch durch diese Einflüsse hat sich inzwischen der gesellschaftliche Ton eher negativ verändert“, gibt Leyn zu bedenken.

Keine Gestaltungsmöglichkeit“

„Generell muss man festhalten, dass sich die Möglichkeiten, in der Gemeinde zu gestalten gen Null bewegen, dennoch die Verantwortung für alles zu tragen ist“, klagt Leyn.

Leyns Zukunft Und wie sieht Leyns eigene Zukunft aus? Für das Ende seiner Amtszeit gebe es derzeit noch keine konkreten Pläne, teilte der Bürgermeister mit. Er bleibt aber weiter Kreisrat.