Die Oberndorfer Außenstelle konnte die Bearbeitungszeit einer neuen Erhebung zufolge deutlich verkürzen. Foto: Reimer

2019 gehörte die Oberndorfer Außenstelle laut einer Erhebung noch zu den zehn langsamsten Finanzämtern in ganz Deutschland. Inzwischen arbeitet das Finanzamt deutlich schneller. Und das obwohl es wegen Corona mehr zu tun gibt.

Oberndorf - Vor zwei Jahren lag die Bearbeitungszeit laut Internetportal lohnsteuer-kompakt.de bei 80 Tagen. Die neuesten Zahlen sehen da deutlich besser aus. Die Oberndorfer Außenstelle des Rottweiler Finanzamts ist mit einer Bearbeitungsdauer von 52 Tagen nun sogar schneller als der Landesdurchschnitt. Dieser liegt in Baden-Württemberg bei 54,2. Das Finanzamt Rottweil (ohne Außenstelle) kommt auf eine Bearbeitungsdauer von 55 Tagen.

Laut Finanzamt-Leiter Michael Kewes sind die tatsächlichen Zahlen noch etwas besser. Er kommt auf 49 Tage für das Finanzamt Rottweil mitsamt Oberndorfer Außenstelle. Eine eigene Zahl für die Oberndorfer Außenstelle nennt er nicht, doch er bestätigt die positive Tendenz.

Zahlen nicht repräsentativ

"Bei den veröffentlichten Zahlen handelt es sich meines Erachtens um eine nicht repräsentative Auswertung", begründet Kewes den Unterschied. Der Auswertung des Online-Portals liegen etwa bundesweit 300 000 Steuerfälle zugrunde. Alleine im Rottweiler Finanzamt waren es im vergangenen Jahr insgesamt aber rund 56 000 Steuerfälle.

Aus demselben Grund kam Kewes für das Jahr 2019 auf eine Bearbeitungsdauer von 68 anstatt 80 Tagen. Dennoch zeigte er sich damals nicht zufrieden. Eine wesentliche Ursache für die langsame Bearbeitung waren die vielen Krankheitsausfälle. Durch Personalplanung könne man zwar Krankheitsspitzen bis zu einem gewissen Grad ausgleichen, doch durch die vielen Ausfälle war das damals nur schwer möglich, so Kewes. Das war im vergangenen Jahr anders. Die Einarbeitung von neuen Mitarbeitern, nachdem Kollegen in Ruhestand oder Elternzeit gegangen seien, sei ein weiterer Grund für die lange Bearbeitungsdauer gewesen.

Elektronische Steuererklärung erleichtert Arbeit

Es gibt noch weitere Faktoren, die beeinflussen, wie schnell ein Finanzamt arbeitet und die auch mit einer durchdachten Personalplanung nur schwer ausgleichbar sind. Er nennt als Beispiel das Abgabeverhalten der Bürger. "Geben sehr viele ihre Unterlagen innerhalb einer kurzen Zeit ab, kann es zu längeren Bearbeitungszeiten kommen", so Kewes.

Eine höhere Elster-Quote kann sich hingegen positiv auf die Bearbeitungszeit auswirken. Denn auf Papier abgegebene Steuererklärungen müssten erst noch eingescannt werden. "Die elektronisch abgegebene Steuererklärung gelangt ohne den Zwischenschritt des Scannens nahtlos in den elektronischen Workflow." Von der elektronischen Steuererklärung profitieren also nicht nur die Bürger, so Kewes. In den vergangenen Jahren nahm die Elster-Quote immer weiter zu. Diese liege derzeit bei 74 Prozent. "Im Vorjahr lag sie bei 71 Prozent und noch ein Jahr zurück bei 69 Prozent."

Deutlich mehr Fälle bearbeitet

Doch auch eine elektronische Abgabe führt nicht zwangsläufig zu einer schnelleren Bearbeitungszeit. Denn jeder Fall werde einer Risikoprüfung unterzogen und entsprechend weiterbearbeitet. Das kann beispielsweise dazu führen, dass Belege angefordert werden. "Die Bearbeitungszeit hängt also insbesondere von der Schlüssigkeit der Erklärung ab."

Die Außenstelle in Oberndorf hat heute, wie bereits 2019, etwa 60 Mitarbeiter. Doch die Anzahl der Fälle stieg im Zuge der Corona-Pandemie deutlich an. "Der Anstieg von rund 51 500 Einkommensteuerfällen Anfang 2020 auf heute knapp 56 000 stellt uns personell vor große Herausforderungen", sagt Kewes. Er geht davon aus, dass die Zahlen weiter steigen werden. Grund dafür sind die Corona-Folgen, wie die Zahlung von Kurzarbeitergeld oder Hilfen. Aber auch die zunehmende Besteuerung von Renteneinkünften werde zu einem Anstieg der Fälle beitragen.

Nachwuchssuche gestaltet sich schwierig

Doch Corona erschwert den Finanzämtern auch die Suche nach Nachwuchs. Mit Ständen auf Ausbildungsmessen versuchte man, vor Corona Interesse zu wecken. Doch das war in den vergangenen Jahren gar nicht oder nur eingeschränkt möglich. "Es ist schwer, an die Schulabsolventen heranzukommen. Wir schaffen es gerade so, die Ausbildungsplätze zu besetzen", so Kewes. Die Finanzverwaltung biete mit einem Dualen Studium für den gehobenen Dienst und mit einer Ausbildung für den mittleren Dienst attraktive Ausbildungsmöglichkeiten. Und von Nachwuchs im Finanzamt würde jeder profitieren, meint Kewes. "Eine effiziente Steuerverwaltung kommt schließlich allen zugute."