Das Finanzamt in Horb, gegenüber der Stiftskirche Foto: Lück

Für OB Rosenberger ein "Unding": Das Finanzamt in Horb soll geschlossen werden. Die Räume sind angeblich schon gekündigt.

Horb - Das erinnert an die dunkelsten Zeiten im Landkreis: Freudenstadt nimmt Horb jetzt das Finanzamt weg! OB Rosenberger sagte im Gemeinderat: "Das ist ein Unding und fast schon ein Skandal. Immer wird gesagt, der ländliche Raum muss gestärkt werden. Dann zieht man in einer ohnehin strukturschwachen Region auch noch die Behörden ab. Ich ärgere mich so darüber!"

Noch pikanter, so der OB: "Die Räume für die Mitarbeiter sollen in Freudenstadt angemietet werden, um dort die Kapazitäten aufzubauen."

Optimierung der Geschäftsprozesse

Laut dem Stadtoberhaupt hatte die Stadtspitze ein Gespräch mit dem Finanzministerium und der Oberfinanzdirektion. Dabei wurde signalisiert, dass man zur "Optimierung der Geschäftsprozesse" erwäge, den Standort Horb aufzugeben. Dieses Gespräch sei am 8. Juni gewesen. Am 14. Juni kam schon das Schreiben der Oberfinanzdirektion, dass die Räume im ehemaligen Konvent der Dominikanerinnen gekündigt werden.

Rosenberger: "Effizienzsteigerungen erzielt man nicht über die Miete. Es gibt Home-Office und Digitalisierung." Er fordert die Gemeinderäte auf, ihren Unmut gegenüber den Landespolitikern zu äußern.

Der "Klau" des Finanzamts. Reißen jetzt die alten Gräben zwischen Freudenstadt und Horb wieder auf?

Ein alter Konflikt

Fakt ist: Zwischen 1934 und 1971 war Horb ein eigener Landkreis. Mit jeder Menge Behörden-Mitarbeitern. Dann wurde der Kreis zerschlagen – viele Landkreis-Mitarbeiter wechselten nach Freudenstadt in die neue "Kreishauptstadt". Anfang 2013 wurde dann das Akut-Krankenhaus Horb mit 45 Betten geschlossen. Es gehörte inzwischen dem Kreis. Horber kämpften mit allen legalen Mitteln für den Erhalt – vergeblich. Mitten in diesem Konflikt lehnte der Kreistag auch noch ein eigenes HOR-Kennzeichen ab.

2015 hoffte Horb auf vier Mio. Euro Landeszuschüsse für ein Bio-Kunststoff-Forschungscenter. Der Lenkungskreis fand das Projekt Spitze, setzte es auf Platz 1. Doch das Projekt "Regio-Holz" (Freudenstadt/Nagold) bekam die Förderkohle.

2016 wurde ein Hochschulcampus Nordschwarzwald geplant. Auch Horb warf seinen Hut in den Ring, wollte bis zu vier Millionen Euro in der Kaserne investieren. Doch Freudenstadt bekam den Zuschlag.