Die Zugverkehrsdichte in Basel ist enorm hoch. Foto: Michael Werndorff

Beide Basel fordern nach dem jüngsten Gutachten-Rückschlag den Schweizer Bund zum baldigen Bau des Tiefbahnhofs auf.

Die Verkehrsdepartemente beider Basel haben am Montag die Rückstufung des S-Bahn-Herzstücks ETH-Verkehrsgutachten von letzter Woche kritisiert. Gemeinsam mit der Handelskammer fordern sie, dass der Bund unter anderem den Tiefbahnhof in den nächsten Ausbauschritt aufnimmt.

 

„Wir haben gute Argumente und wir werden laut sein“, sagte die Basler Verkehrsdirektorin Esther Keller (GLP) vor den Medien. Sie betonte, dass trotz dieses schwierigen Starts durch das Gutachten der politische Prozess noch bevorstehe.

Straßen und Schiene gemeinsam entwickeln

Zusammen mit dem Baselbieter Verkehrsdirektor Isaac Reber (Grüne) und Martin Dätwyler, Direktor der Handelskammer beider Basel, forderte sie vom Bund, dass Straße und Schiene in der Region gleichermaßen entwickelt werden sollen. Dabei sollen auch Großprojekte wie der Tiefbahnhof und der Ausbau im Fricktal vor 2045 finanziert und realisiert werden können.

Für Fragezeichen sorgt bei Keller, dass das vom Bund in Auftrag gegebene Gutachten den Bahnausbau in der Region Basel zwar als zentral für das nationale und internationale Verkehrsnetz einstuft, aber gleichzeitig das Herzstück nicht in den Priorisierungshorizont bis 2045 aufnimmt.

Basel wird zum „Flaschenhals“

„Es ist unverständlich, wie man nach diesen Erkenntnissen zum Schluss kommen kann, erst in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts damit zu beginnen“, sagte Keller. Es sei verantwortungslos, das in Zukunft noch höhere Verkehrsaufkommen durch das „Nadelöhr“ Basel zu schicken. Aufgrund der Platzverhältnisse bleibe eine unterirdische Lösung die einzige Option. Werden die Planungen zum Kapazitätsausbau des Bahnknotens Basel, welche das Parlament 2019 in Auftrag gab, nicht umgesetzt, droht die Region zu einem „Flaschenhals“ zu werden, wie Reber sagte.

Der ETH-Bericht stuft den Rheintunnel, der voriges Jahr mit dem Paket zum Nationalstraßenausbaus an der Urne eine Abfuhr erlitten hatte, hingegen als prioritär ein. Somit erkenne das Gutachten zwar die Engpässe bei der Straße, doch „bahnseitig“ vermisse er dies „schmerzlich“, sagte Reber. Dätwyler, der einerseits die Wiederaufnahme der Rheintunnel-Idee begrüßte, betrachtete andererseits das Abschreiben des Herzstücks als „nicht akzeptabel“ für einen so großen Wirtschaftsraum.