Auch mit dem "Engel" soll sich bald etwas tun. Foto: Wegner

Bürgermeister Michael Lehrer zog einen Rückblick mit gemischten Gefühlen.

Aichhalden -  Dabei hatte er vor genau einem Jahr noch vom "Licht am Ende des Tunnels, welches vielleicht schon ein wenig heller scheint als mancher vermutet" gesprochen. Plötzlich werde ein vermeintlich robustes und schlagkräftigstes Gesundheitssystem der Welt anfällig und fragil, sagte er im Gemeinderat.

Man habe sich an einen globalen Warenfluss gewöhnt, der ständig verfügbar sei. Bis dann auf einmal ein Frachter im Suezkanal querstehe, Lieferketten zusammenbrächen und ganze Wirtschaftsbereiche nach Halbleitern suchten. Es habe sich eine Diskussionskultur entwickelt, bei der nicht mehr zugehört und auf der persönlichen Ebene angegriffen werde.

Gräben ziehen sich durch Familien

Dies zeige sich beim Thema Impfen, bei dem sich Konflikte bis in die Familien zögen. Von allen Seiten werde gehetzt und die Gräben zu reparieren werde eine Herkulesaufgabe bedeuten.

An Aichhalden sei die Corona-Pandemie nicht vorübergegangen. Bei Inzidenzwerten von 2000 im November sei die Aufgabe der Verwaltung gewesen, sie zu senken. Dabei sei man allerdings von der Bundes- und Landesregierung im Stich gelassen worden, rügte der Bürgermeister.

Schließung der Werkrealschule

Ein weiteres unerfreuliches Thema 2021 sei die Schließung der Werkrealschule zum 31. Juli gewesen. Die Anordnung aus Freiburg habe die Gemeinde nicht völlig aus dem Nichts getroffen, zumal seit 2015 die erforderliche Schülerzahl nicht mehr erreicht worden sei. Dennoch habe ihn die vom Schulamt durchgesetzte Konsequenz überrascht. "Es ist jammerschade, eine funktionierende Einrichtung schließen zu müssen, während Werkrealschulen in Nachbargemeinden aus allen Nähten platzen", bedauerte Lehrer.

Der 2020 begonnene Trend nach Wohnbauplätzen habe sich weiter fortgesetzt. Auf "Güntershöhe" und im "Sonnenäcker" seien in nur zwei Jahren 57 Bauplätze erschlossen und bis auf zwei alle vermarktet worden. Ein solches dynamisches Wachstum habe es noch nie gegeben. Aichhalden sei attraktiv, trotz der Ferne zur Autobahn.

Alle Grundstücke im Gewerbegebiet veräußert

Das Gleiche treffe auf Gewerbebauplätze zu. Die Nachfrage habe auch in Rötenberg stark angezogen. Nach beinahe 20 Jahren seien im Gewerbegebiet "Herdweg/Strut" alle Grundstücke veräußert. Für die Gemeinde sei es daher sehr wichtig, Vorratsflächen zu haben, um Abwanderungen zu verhindern. Weitere Erschließungsabschnitte seien kurzfristig geplant.

Ein weiteres Kapitel Gewerbeentwicklung wolle die Gemeinde zusammen mit Schiltach schreiben. Dass dieses Projekt schon im vergangenen Herbst durch die Standortverlegung der Firma BBS aus Hinterlehengericht an Fahrt gewonnen habe, habe niemand vorhergesehen. Das Ziel, im Bereich "Barthleshof" Baurecht zu schaffen, sei ehrgeizig, räumte der Bürgermeister ein.

Nach großen Startschwierigkeiten sei nun endlich der Anbau an den Kindergarten Rötenberg begonnen worden. Die Schaffung von Betreuungsplätzen für U3-Kinder gewinne an Bedeutung und der Gemeinderat stehe voll dahinter. Ebenfalls vorangetrieben werde der notwendige Anbau ans Kinderhaus Aichhalden in 2022.

Pflegeheim wichtige Einrichtung im Ort

Mit der Eröffnung des Pflegeheims Menetatis im "Gäßle" mit 70 Pflegeplätzen, Tagespflege und stationärem Mittagstisch erhalte diese Bevölkerungsgruppe die notwendigen Hilfsangebote vor Ort. Viele weitere wichtige Entscheidungen hätten zu mehr Lebensqualität in Aichhalden geführt.

Beim Blick in die Zukunft sei vor allem die Zeitschiene bei der Umfahrung Schrambergs mit frühestem Baubeginn ab 2040 ernüchternd. Die Entscheidung über die Trassenführung werde allerdings in den kommenden fünf Jahren getroffen.

Einen langen Atem werde auch der "Engel" in Aichhalden benötigen. Da seien viele kleine Schritte erforderlich, um zum Erfolg zu kommen. "Hier haben wir die Zwangsversteigerung beantragt. Auf einen Termin hoffen wir im ersten Halbjahr 2022. Wenn die Eigentumsverhältnisse geklärt werden können, kann hier im Rahmen des Sanierungsgebiets aus einem Schandfleck ein Schmuckstück werden", schilderte der Rathauschef.