Ulrich Bünger blickt auf ein Jahr voller Bauprojekte. (Archivbild) Foto: Martin Bernklau

In Wildberg wird eifrig gebaut – das war im vergangenen Jahr so und wird auch in diesem Jahr nicht abreißen, erklärt Ulrich Bünger, Bürgermeister von Wildberg. Für den Kreis wünscht er sich Realismus.

Bauprojekte über Bauprojekte – die beschäftigen Wildberg und seinen Bürgermeister Ulrich Bünger. Für unsere Redaktion blickt er darauf zurück, was geschafft wurde und was jetzt ansteht. Und er erzählt, was das Jahr für ihn zu einem schönen Jahr gemacht hat.

 

Ganz allgemein gefragt: War 2024 ein gutes Jahr für Wildberg? Warum oder warum nicht?

Abgesehen von der allgemein sehr angespannten Finanzlage der Kommunen war es für die Stadt Wildberg wiederum ein gutes Jahr. Wir sind in der Stadtentwicklung weiter vorangekommen und bekommen viele Rückmeldungen, dass man sich in Wildberg wohlfühlen kann.

•Was war 2024 der wichtigste Meilenstein für Wildberg?

Ein weiteres wichtiges Ereignis war die Kommunalwahl mit einem gelungenen Übergang zu den neuen Gremien in Gemeinderat und den Ortschaftsräten.

Der Beginn der Baumaßnahmen im Zentrum Unterstadt legen den Grundstein für die zukünftige Stadtentwicklung in Wildberg, dessen Mehrwert wohl erst nach Abschluss aller Maßnahmen insgesamt erkennbar ist.

Zu Sulz am Eck konnte mit der Einweihung der Gemeindehalle die Ortskernentwicklung abgeschlossen werden.

Mit dem Neubau des Wasserwerks in Gültlingen, dem Hochbehälter in Effringen und Leitungsverlegungen stellen wir die Wasserversorgung auch für die Zukunft sicher.

•Welches Projekt wird für Wildberg 2025 das wichtigste sein?

Nach Abschluss der Straßenbaumaßnahmen wird es darum gehen, das Zentrum in der Unterstadt weiter zu entwickeln und das geplante Gesundheits- und Dienstleistungszentrum an den Start zu bringen und den Brückenneubau an der B 463 so problemlos wie möglich umzusetzen.

Mit den Weichenstellungen in der „Ortsmitte Gültlingen“ zu Rathaus, Feuerwehr, Kindergarten und Schule wird das Sanierungsgebiet in Gültlingen weiterverfolgt.

Mit dem Baubeginn des Kindergartens in Effringen wird im Stadtgebiet das Bildungs- und Betreuungsangebot nachhaltig verbessert.

Außerdem stehen der Breitbandausbau und der Abschluss des Lärmaktionsplans auf der Tagesordnung.

•2025 ist Bundestagswahl. Was für eine Regierung wünschen Sie sich?

Eine Regierung, die Klartext redet und damit auch das Risiko eingeht, verstanden zu werden.

•Wenn Sie plötzlich Bundeskanzler wären - würden Sie das Amt annehmen? Und worum würden Sie sich zuerst kümmern wollen?

Aus meinem Respekt gegenüber dem dritthöchsten Amt unseres Land werde ich diese Frage nicht beantworten.

Künstliche Intelligenz wird sicher viele Aufgaben übernehmen können“

•Ständig ist seit einiger Zeit die Rede von künstlicher Intelligenz (KI). Was glauben Sie: Welche Aufgaben kann eine KI bis 2030 in Rathäusern übernehmen?

Die KI wird in Zukunft sicher viele Aufgaben übernehmen können, bei denen Empathie oder Ermessensentscheidungen von Menschen nicht zwingend erforderlich sind.

Hesse-Bahn und Krankenhaus Calw sollen beide 2025 fertig werden. Sind diese Projekte für Wildberg und deren Bürger eher Bereicherung oder finanzielle Belastung?

Sowohl als auch. Die Patienten der Krankenhäuser und die Nutzer der Hermann-Hesse-Bahn haben den Vorteil eines wohnortnahen Angebots, das nun über die Kreisumlage solidarisch von allen Einwohnern des Landkreises Calw finanziell mitgetragen werden muss.

•Was sollte der Kreis Calw unbedingt haben - an Gebäuden, Angeboten oder auch Freizeitmöglichkeiten (lassen wir dabei mal außer Acht, ob das realistisch wäre)?

In Zeiten, in denen der Landkreis Calw bei den laufenden Ausgaben mit 27 Millionen Euro im Minus steckt, wäre gerade jetzt Realismus gefragt.

•Überall fehlt es an Geld, die Konjunktur schwächelt, die Ausgaben sind hoch. Schnell heißt es in solchen Zeiten, Städte und Gemeinden würden die Kassen mit Bußgeldern füllen. Aber mal in Zahlen: Wie viel nimmt Wildberg eigentlich pro Jahr tatsächlich mit Bußgeldern ein? Und wie viel Prozent der Haushaltserträge macht das aus?

Die Bußgelderträge belaufen sich im Jahr 2024 auf 20.995 Euro bei 543 Fällen. Dies deckt gerade einmal rund 20 Prozent der Personal- und Sachausgaben.

Insofern zahlen wir drauf und der Stadt wäre es lieber, wenn sie diese Ausgaben überhaupt nicht hätte, weil sich die Bürger rechtskonform verhalten.

•Was wird 2025 die größte Herausforderung für Wildberg?

Den Kommunen werden immer mehr Aufgaben von Bund und Land übertragen ohne entsprechende Finanzausstattung. Hinzu kommt die exorbitante Erhöhung der Kreisumlage in den letzten Jahren. Insofern ist es eine große Aufgabe für den Gemeinderat und die Stadtverwaltung, dies soweit als möglich zu kompensieren, ohne die Aufgabenerfüllung zu gefährden.

•Und zu guter Letzt noch etwas Persönliches: Was war Ihr schönster Moment 2024?

Die meisten Menschen sind so glücklich, wie sie es sich selbst vorgenommen haben (Abraham Lincoln). Und so gab es viele schöne Momente, die nur deshalb möglich waren, weil wir in Frieden und Freiheit leben dürfen.