Am Knotenpunkt B 463 Calwer Straße/Lange Straße entsteht ein millionenschwerer Neubau der Industrie- und Handelskammer. Foto: Fritsch

Der Jahreswechsel ist erfolgt, wir blicken zurück – und voraus. Nagolds Oberbürgermeister Jürgen Großmann über Vergangenes, Kommendes, die Herausforderungen der Corona-Pandemie und das Impfen.

Nagold - Das Jahr zwei der Pandemie ist beendet. Trotz aller Widrigkeiten hat sich vieles voranbewegt. Und wie immer steht auch in der Zukunft noch einiges auf der Agenda. Wir haben uns darüber mit Jürgen Großmann, Oberbürgermeister von Nagold, unterhalten.

Ende des vergangenen Jahres hatten viele Menschen die Hoffnung, dass die Corona-Pandemie 2021 ihren Schrecken verlieren und die Einschränkungen enden würden. Wird das Ihrer Meinung nach 2022 so weit sein?

Das hängt von vielen Faktoren ab. Zum Beispiel: Wie oft mutiert das Virus noch mit welcher Wirkung? Wie schnell gibt es neue Impfstoffe, die eine entsprechende Schutzwirkung entfalten können? Eines ist jedoch ganz klar: Impfen, Impfen und nochmals Impfen – das ist der Weg aus der Pandemie. Wenn wir vor dem Winter in diesem Jahr eine wesentlich höhere Impfquote gehabt hätten, davon bin ich überzeugt, hätte die vierte Welle der Pandemie nicht dieses Ausmaß erreicht, mit dem wir es jetzt leider zu tun haben.

Welche Pläne haben die Pandemie, das Virus und die Einschränkungen in diesem Jahr in Ihrem Privatleben verhindert oder unmöglich gemacht?

Ich bin froh, dass ich mein Amt bis jetzt voll ausüben konnte. Klar, ich habe meine Kontakte vollständig auf das Notwendigste heruntergefahren. Wenn überhaupt Veranstaltungen stattgefunden haben, habe ich nur ganz wenige besucht. Selbst Kirchgänge habe ich vermieden. Es war und ist meine Absicht, andere nicht zu gefährden.

Mal abseits von Corona: Welche Projekte/Meilensteine fallen Ihnen als Oberbürgermeister als Erstes ein, wenn Sie an 2021 denken?

Im Bildungsbereich ist die Etablierung einer Außenstelle der Akademie der Hochschule Pforzheim ein Gewinn. Sie bietet ein zeitgemäßes akademisches Fortbildungsangebot für Berufstätige. Dieses Angebot ist für die Attraktivität des Wirtschaftsstandortes Nagold von entscheidender Bedeutung. Auch sind die Weichen für das neue Bildungszentrum der IHK in der Calwer Straße erfolgreich gestellt worden. Die Entscheidungen für den ersten Baustein des neuen "Bildungscampus Stadtmitte" sind gefallen: der Neubau der Zellerschule, ein Projekt mit einem Volumen von rund 19 Millionen Euro. Im Hasenbrunnen wird kräftig gebaut. Wir bekommen eine völlig neue, moderne und großzügige Seniorenpflegestruktur mit den Neubauten der Pflegeheime von Martha-Maria in Hochdorf, dem neuen Pflegeheim auf der Scholderwiese im Iselshauser Tal und der Einrichtung des DRK Pflegeheims am Lemberg.

Und was steht in Ihrer Stadt an größeren Projekten/Meilensteinen im Jahr 2022 an?

Die wachsende Kinderzahl ist höchst erfreulich. Sie führt zur Ausweitung von neuen Kinderbetreuungsplätzen. Ich hoffe, im neuen Jahr den Startschuss für den Neubau der Kindertagesstätten in Vollmaringen und im Hasenbrunnen sowie für die Erweiterung der Kita in Emmingen geben zu können.

Weil der Wohnbedarf hoch bleiben wird, hoffe ich auf einen Fortschritt der Planungen für neue Wohngebiete in Hochdorf und in Vollmaringen. Auch bin ich sehr zuversichtlich, dass in 2022 wieder erhebliche unternehmerische Investitionen in unseren Industriegebieten auf dem Wolfsberg und auf dem Eisberg getätigt werden. Zudem erwarte ich die konkrete Fortschreibung unseres Maßnahmenkatalogs in Sachen Klimaschutz.

Welche Schwierigkeiten oder Herausforderungen warten 2022 auf Ihre Stadt?

Die Pandemie ist nach wie vor schwer beherrschbar und mit erheblichen Gesundheitsrisiken für die Menschen in unserer Stadt verbunden. Das beschäftigt mich sehr. Damit einher geht eine schwierige Einschätzung des konjunkturellen Verlaufs der Wirtschaft. Dasselbe gilt für unser ausgeklügeltes Kultur- und Veranstaltungsprogramm. Ob das umsetzbar sein wird, ist die Frage. Das wiederum hat erhebliche Auswirkungen auf den Einzelhandel und die Gastronomie in der Nagolder Innenstadt. Wir werden weiter erhebliche Anstrengungen für den Erhalt der Lebendigkeit unserer Innenstadt unternehmen müssen.

Wenn Geld keine Rolle spielen würde - welches Projekt würden Sie für Ihre Stadt gerne in Angriff nehmen?

Dann würde ich sofort mit dem Neubau der Zellerschule und der Modernisierung und Erweiterung des Otto-Hahn-Gymnasiums beginnen. Das ist zusammengenommen ein Finanzvolumen in einer Größenordnung von rund 50 Millionen Euro!

Und da wir gerade beim Geld sind: Auf was muss Ihre Stadt erst mal verzichten, weil sich dafür absolut kein Budget im aktuellen Haushalt finden lässt?

So können wir zum Beispiel den Stadtbusverkehr nicht ausbauen und viele Investitionen müssen zeitlich gestreckt werden. Ich bleibe dabei, dass wir nur das tun können, was solide finanzierbar ist.

Wie stehen Sie einer Corona-Impfpflicht gegenüber?

Ein klares Ja zur Impfpflicht, weil damit eine höhere Impfquote erreicht werden kann. Es wird nur diesen Weg aus der Pandemie geben.

Sind Sie selbst geimpft?

Ja, einschließlich der Booster-Impfung.

Und zum Abschluss noch ein Klassiker: Welchen guten Vorsatz haben Sie für 2022?

Mich noch gesünder zu ernähren und in Bewegung zu bleiben, das habe ich mir für das kommende Jahr vorgenommen.