Viele Weggefährten und Bürger (hier Pfarrer Jürgen Rieger) nutzen beim Stehempfang die Gelegenheit, sich persönlich von Ralf Broß zu verabschieden. Foto: Graner

Mit einem feierlichen Bürgerempfang in der Stadthalle wurde Oberbürgermeister Ralf Broß am Freitag in einem würdigen Rahmen verabschiedet. In seinem Schlusswort schlägt Broß indes ganz leise und sehr persönliche Töne an.

Rottweil - "Es war mir eine große Ehre, dass ich meiner Heimatstadt Rottweil dienen durfte. Ihnen und der Stadt alles Gute", so schloss Ralf Broß seine – sehr persönliche – Rede beim Bürgerempfang am Freitagabend. Er gab Rückschau auf bewegende und bewegte Jahre und gewährte so manchen Einblick "hinter die Fassade".

Auch wenn es sich für Broß, wie er zu Beginn gestand, "anfühlte wie ein normaler Bürgerempfang", wurde doch schnell deutlich, dass dieser Bürgerempfang ein besonderer werden würde. Arved Sassnick als Vertreter für den Gemeinderat und Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer, die Broß offiziell die Entlassungsurkunde aus dem Amt des Oberbürgermeisters zum 31. Oktober, überreichte, zeichneten facettenreich das Tun und Wirken des scheidenden Oberbürgermeisters auf.

"Das Gemeinsame"

Broß selbst betonte, dass es ihm als gebürtigem Rottweiler nicht schwergefallen sei, sich mit "dieser stolzen Stadt" zu identifizieren und diese, gemeinsam mit den Bürgern und den Gemeinderäten weiterzuentwickeln.

"Das Gemeinsame war mir dabei immer wichtig und ein zentrales Anliegen. Als ich im Jahr 2009 meine Kandidatur für das höchsten Amt in der Stadt bekannt gab, lautete mein Wahlslogan: ›Gemeinsam Verantwortung tragen‹. Ein OB ist sowohl Chef der Verwaltung als auch Vorsitzender des Gemeinderats. Das ist eine recht starke Stellung im baden-württembergischen Politik-System, auch im Vergleich zu den anderen Bundesländern. So steht es in der Kommunalverfassung. Allerdings ist Kennzeichen der Demokratie auch, dass die Bürgerinnen und Bürger vermehrt mitreden möchten, wenn es darum geht, ihre Zukunft zu gestalten. Vor allem, wenn sie dabei unmittelbar tangiert oder betroffen sind", so Broß. Das stehe so nicht in der Kommunalverfassung. Und so habe er in der Praxis schnell erleben dürfen, dass man es nie allen recht machen könne.

Es ging auch heiß her

In der Kommunalpolitik gehe es immer um das Entscheiden – um das Abwägen von Pro und Kontra, bei dem am Schluss hoffentlich immer ein für alle Seiten gangbares Ergebnis stehe, so Broß.

"Das ist ein wesentliches Kennzeichen der Arbeit eines Oberbürgermeisters: Mehrheiten zu beschaffen, Kompromisse zu erzielen, nicht parteipolitisch getrieben, sondern in einer inhaltlichen Auseinandersetzung, auf Augenhöhe, gerne auch mit deutlichen Worten, aber immer freundlich im Ton und der Sache verpflichtet", macht er deutlich.

Manchmal sei es dabei in den Debatten auch emotional und heiß hergegangen, gibt er zu. "Sollte ich mich dabei oder bei einem anderen Anlass im Ton vergriffen haben, dann würde mir dies sehr leid tun. Es war nie meine Absicht, andere Menschen zu kränken oder zu schaden", betonte Broß.

"Liebe Freddie"

Und zum Ende des Abends, bevor es dann beim Stehempfang zu Wein und Häppchen ging, schlug Ralf Broß sehr leise und sehr persönliche Töne an. Er dankte seiner Frau Friederike und seiner Familie für die Unterstützung und dafür, dass "trotz allem bei uns ein ganz normales Familienleben möglich war.

"Liebe Freddie, du hast mir in all den Jahren immer zur Seite gestanden und mit mir Freud und Leid geteilt. Von beidem gab es vieles. Du hast mich geerdet und dafür gesorgt, dass unser Freundeskreis nicht aus den Fugen geraten ist", so Ralf Broß sehr bewegt und voller Dank.

Gute Wünsche für Christian Ruf

Für seinen Nachfolger Christian Ruf hatte Ralf Broß gute Wünsche im Gepäck. "Ich wünsche dir als neu gewähltem OB eine glückliche Hand bei der Gestaltung unserer Stadt und dabei, die Herausforderungen und die versprochenen Wahlziele anzupacken. Große Projekte gilt es umzusetzen und Transformationsprozesse weiter konstruktiv voranzubringen. Dich erwartet nicht nur eine sehr gut aufgestellte und vor allem loyale Mannschaft im Rathaus, sondern du hast auch im Wahlkampf bewiesen, dass du die Menschen überzeugen kannst. Dein Wahlprogramm soll dir auch in den nächsten Jahren Orientierung geben. Die Bürgerinnen und Bürger werden genau darauf achten. Ich wünsche dir alles Gute", so Broß abschließend.

Beim Stehempfang nutzten Freunde, Weggefährten und Mitarbeiter die Gelegenheit, sich ganz persönlich zu verabschieden und Ralf Broß alles Gute zu wünschen. Den musikalischen Rahmen gab hierfür das Jazztrio Magnus und Ferenc Mehl und German Klaiber.