Das Forum im Dominikanermuseum war beim Vortrag über die „Schutzfrau von Rottweil“ voll besetzt. Foto: Siegmeier

Der Vortrag zur „Rottweiler Madonna“ im Dominikanermuseum sorgte für ein volles Haus.

„Rund um die Rottweiler Madonna“ war der Vortrag betitelt, der im Vorfeld des Theaterstücks „Madonna mia“ im Dominikanermuseum stattfand.

 

Der Besucherandrang war überwältigend. 83 Interessierte waren gekommen. Das Forum platzte nahezu aus allen Nähten und Hausmeister Norman Denkert brachte immer wieder neue Stühle herbei, bis das Stuhllager schließlich leer war. Von dieser großen Resonanz waren die Redner, Pfarrerin Anja Forberg, Pfarrer Alexander Köhrer, Pfarrer Jürgen Rieger, Sabina Kratt und Stefanie Siegmeier sichtlich beeindruckt.

Stefanie Siegmeier begrüßte die Zuhörer und informierte über das Theaterstück „Madonna mia“, das am 1. und 2. Februar in der Predigerkirche aufgeführt wird. Im Anschluss beleuchteten die Referenten die Rottweiler Madonna, aber auch die Person der Maria von Nazareth aus ganz unterschiedlichen Perspektiven.

Kollektives Gedächtnis

Pfarrer Alexander Köhrer, erläuterte wie Martin Luther zur Maria stand, schilderte aber auch seine Beobachtungen in Zusammenhang mit der Begrüßung der „Rottweiler Madonnenreplik“. „Schnell war klar, die Begrüßung der Madonna in der Predigerkirche war nicht nur konfessionell ein Ereignis, sondern für die gesamte Stadt“, sagte Köhrer. Bei der der Madonna gehe es um ein Ereignis, „das für Rottweil zum kollektiven Gedächtnis gehört“. Des Weiteren stellte er die Perspektiven Martin Luthers auf Maria vor, zum einen die Auslegung des Magnificats und Maria als Glaubensvorbild und Mutter Gottes.

Von der Schwierigkeit eines selbstbestimmten Daseins

Pfarrerin Anja Forberg sagte, dass die Vorstellung einer Madonna im Zentrum einer evangelischen Kirche sie zunächst mit Skepsis erfüllt habe. „Mein protestantisches Selbstverständnis hat sich dagegen gewehrt, diese Frau in den Mittelpunkt unserer Kirche zu stellen“, sagte sie. Das Thema habe sie provoziert und herausgefordert, aber sie habe sich dem gestellt und versucht einen Zugang zu Maria zu finden.

Sie berichtete über ihre Auslegung des Magnificats und betonte, dass sich in Maria über die Jahrhunderte immer die Frauenbilder der jeweiligen Zeit gespiegelt hätten, „in der Spannung zwischen dem Ideal der reinen Jungfrau und der fürsorgenden Mutter und Hausfrau – zwei Pole zwischen denen lange kein Raum für anderes war“, sagte sie und ergänzte, dass es abseits von derlei Zuschreibungen noch heute für Frauen schwierig sei, ihren selbstbestimmten Platz in der Gesellschaft zu finden.

Maria – die Großmutter

Pfarrer Jürgen Rieger brachte seine ganz persönlichen Erfahrungen mit der Maria und „Annäherungen an Maria“ ein: von seiner Großmutter Maria, die ihn sehr geprägt habe, bis zu seinen Erlebnissen bei Wallfahrten. Und auch Rieger betonte abschließend, dass es nicht das Bild von der Maria gebe, sondern jeder seine eigene Verbindung und sein eigenes Bild habe. Sabina Kratt ging abschließend noch auf die Geschichte des Augenwenden-Wunders im Jahr 1643 ein.

Der Abend klang bei guten Gesprächen und einem Glas Wein im Foyer des Museums aus.