In der Innenstadt öffentliches Wlan nutzen: Das wird ab Herbst möglich sein. Foto: Otto

Unglaublich, aber wahr: Sieben Jahre, nachdem das Thema erstmals zur Debatte stand, wird es nun auch in Rottweil öffentliches Wlan geben: Der Gemeinderat stimmte am Mittwochabend einer Lösung mit der Firma Mawa-Solutions als Dienstleister zu, die mit einigen Extras aufwartet.

Rottweil - In der Rottweiler Stadtmitte bequem ins Wlan einloggen – was in anderen Städten und Gemeinden zum Teil schon länger möglich ist, fehlt in Rottweil bislang. Seit 2014 laufen die Bemühungen – doch bislang haben unter anderem rechtliche Bedenken des Gemeinderats und die langwierige Suche nach einer geeigneten technischen Lösung die Sache ausgebremst.

Glasfaser wird genutzt

Jetzt zeigte sich die Mehrheit der Stadträte von dem Konzept, das Ines Gaehn, Leiterin der Abteilung Wirtschaftsförderung, Tourismus, Stadtmarketing, vorstellte, begeistert. Die von der Verwaltung vorgeschlagene Zusammenarbeit mit der Firma Mawa-Solutions – die im ehemaligen Rottweiler Wasserturm ihren Firmensitz hat – trumpft mit einem besonderen Extra auf: Durch die enge Zusammenarbeit der Firma mit der ENRW kann Mawa-Solutions für das öffentliche Rottweiler Wlan das leistungsstarke Glasfasernetz der ENRW nutzen, das eigentlich nur für deren interne Prozesse gedacht ist. Dadurch reduzieren sich nicht nur die Anschaffungskosten auf ein Minimum, die Variante sorge auch für eine besonders stabile, leistungsstarke Wlan-Versorgung in der Stadt, so Ines Gaehn. Das Angebot des Dienstleisters umfasst die garantierte Abdeckung des gewünschten Gebiets zu einem monatlichen Festpreis. Auch Sponsoring sei möglich.

Eigentlich war die Verwaltung vom Gemeinderat beauftragt worden, einen Gutachter hinzuzuziehen, der verschiedene Netzbetreiberlösungen vergleichen sollte. Doch es war niemand aufzutreiben, der so einen unabhängigen Vergleich bietet. Daraufhin ging Gaehns Team zusammen mit der EDV-Abteilung selbst in die Planung und legte zunächst fest, was eine Netzbetreiberlösung abdecken muss. So soll das öffentliche Wlan-Netz das Straßenkreuz Historische Innenstadt mit der Obere Hauptstraße, Hochbrücktorstraße sowie Friedrichsplatz und Untere Hauptstraße abdecken. Die Option auf eine Erweiterung müsse gegeben sein.

Bei einer Voruntersuchung stellte sich zudem heraus, dass mindestens acht Access-Points – also Zugangs-Punkte – für die Abdeckung nötig sind. Wichtig bei der Umsetzung ist die Prämisse, dass die Stadt Rottweil lediglich einen Vertrag mit dem ausgewählten Dienstleister, nicht aber mit dem Endnutzer abschließt. Alle haftungsrechtlichen Risiken seien fachlich abgeklärt worden, so Gaehn. Sieben Dienstleister wurden angefragt. Das Angebot der örtlichen Firma Mawa-Solutions überzeugte.

Blick auf Großereignis

Frank Sucker von den Grünen, die sich mehrfach für eine Umsetzung stark gemacht hatten, sprach von einem "super durchdachten Vorschlag", der stabilen Datenverkehr garantiere. Man müsse schon jetzt auch an die Gäste der Landesgartenschau denken. Er verwies außerdem auf Fördermöglichkeiten durch das EU-Programm "Wifi for Future".

Auch Daniel Karrais (FDP) lobte das Konzept und hakte nach, welchen Mehrwert es für das Stadtmarketing haben werde. Dies sei vor allem durch Daten der Fall, so Gaehn, also beispielsweise durch die Zahl der Besucher und die Orte, wo diese sich einloggen – natürlich geschehe dies alles anonymisiert. Zudem bestehe die Möglichkeit, dass sich auch Geschäfte einen Access-Point zulegen.

Auf Nachfrage von Arved Sassnick (SPD+FFR), wie die Reichweite in den weiteren Gassen der Innenstadt sei, erläuterte Heiko Maier von Mawa-Solutions, dass das Wlan weiter ausstrahle, die Service-Garantie aber für das Hauptstraßenkreuz gelte. Erweiterungsmöglichkeiten seien jederzeit möglich. Das Glasfasernetz der ENRW liege auch in der Au, dem künftigen Haupt-Landesgartenschaugebiet, bestätigte Maier die Vermutung von Monika Hugger (CDU).

Bei der Installation der Access-Points in der Innenstadt an Dachvorsprüngen würden die Denkmalschutzvorgaben natürlich beachtet. Eine Nutzung der Laternen, so Ines Gaehn auf Nachfrage aus den Reihen der Grünen, sei nicht möglich. Zudem müssten dort erst Kabel verlegt werden. Mit der "kritischen Infrastruktur der ENRW, so Maier auf Nachfrage von Günter Posselt (CDU), gebe es keine Berührungspunkte.

Zweifel bei SPD+FFR

Elke Reichenbach (SPD+FFR) verwies darauf, dass einige Fraktionsmitglieder noch nicht von der Notwendigkeit überzeugt seien. Darunter Jürgen Mehl, der befürchtet, dass nun auch die wohltuende "digitale Abschirmung" in den Rottweiler Gasthäusern nicht mehr funktionieren wird.

Bei fünf Nein-Stimmen von SPD+FFR stimmte die große Mehrheit für die Lösung. Ines Geahn versicherte, man könne sofort in die Umsetzung gehen und das öffentliche Wlan bis zum Herbst realisieren. Damit wird nun tatsächlich wahr, an was viele nach sieben Jahren schon nicht mehr geglaubt haben.