Herbert O. Zinell spricht auf Einladung des SPD-Ortsvereins in Rottweil. Foto: Sassnick Foto: Schwarzwälder Bote

Vortrag: Kriminalitätsstatistik zeichnet ein anderes Bild als das Gefühl der Bürger

Rottweil. Herbert O. Zinell, Ministerialdirektor a. D., sprach auf Einladung des Rottweiler Ortsverein der SPD über "Sicherheit und Freiheit, Kriminalitätsentwicklung und kommunale Kriminalitätsprävention".

"Sicherheit ist ein Bürgerrecht", erinnerte der ehemalige Oberbürgermeister von Schramberg an den Gesellschaftsvertrag von Jean-Jacques Rousseau aus dem 18. Jahrhundert. Der Staatsbürger überantworte dessen Theorie zu Folge dem Staat einen Teil seiner eigenen Gewalt und dürfe zu Recht erwarten, dass der Staat zum Wohl der Bürger von diesem Gewaltmonopol Gebrauch mache. "Wenn wir vom Staat keine Sicherheit mehr garantiert bekommen", wenn wir Angst haben müssen, Orte aufzusuchen, die wir besichtigen möchten", dann sei dies eine Beschneidung der Freiheit. Zinell beleuchtete die polizeiliche Kriminalstatistik 2017. Bei aller Vorsicht, die Statistiken entgegenzubringen sei, zeige diese einen Rückgang der Fälle um fünf Prozent. Dies mochte ein Teil der Zuhörer kaum glauben. Hier zeigte sich der Unterschied zwischen gefühlter und objektiver Sicherheit. Ein Rückgang der Diebstähle um elf Prozent gegenüber dem Vorjahr, ebenso 23 Prozent weniger Einbrüche und ein Rückgang bei den Morden ergibt sich aus der Statistik, die den niedrigsten Kriminalitätsstand seit 1992 aufzeigt.

Gerade bei Mord und Einbruch sei die Statistik sehr zuverlässig, die Dunkelziffer äußerst gering, weil bei Mord wegen der Schwere der Tat und beim Einbruch aus Versicherungsgründen die meisten Fälle angezeigt werden. Rottweil stehe im Landesvergleich bestens da und habe den stärksten Rückgang seit zehn Jahren.

Sehr wenige Ausschnitte aus der Kriminalstatistik zeigten eine leichte Aufwärtstendenz, so etwa Drogenkriminalität, die dazu noch mit einer Dunkelziffer behaftet sei. Die objektive und die subjektive Sicherheit klafften aber beträchtlich auseinander. Neuesten Umfragen von 2019 zu Folge sehen ein Drittel der Befragten Mängel in der Sicherheit, besonders Ältere und Frauen, und dies, obwohl eher Jüngere und Männer Opfer von Straftaten werden.

Im letzten Teil der Veranstaltung, die mit lebhaften und kontroversen Diskussionen immer wieder für Unterbrechungen sorgte, ging Zinell auf die Möglichkeiten der kommunalen Kriminalitätsprävention ein. Er erwähnte Schulsozialarbeit, aufsuchende Sozialarbeit, Streetworking, Vereinsförderung, Gründung von Präventions-GmbHs und nicht zuletzt das Vermeiden von "Angsträumen" beim Städtebau.