Die Intendanten des Zimmertheaters, Peter Staatsmann und Bettina Schültke, begutachten die Schäden, die an der Tribüne entstanden sind. Foto: Fleig

Aufräumarbeiten nach verheerendem Unwetter in Rottweil. 110 Jahre alte Kastanie muss weichen.

Rottweil - Nicht immer spielt das Wetter mit: Durch das verheerende Unwetter am Wochenende ist ein großer Ast auf die Tribüne des Zimmertheaters Rottweil gestürzt. Am Montag waren die Aufräumarbeiten in vollem Gange.

"Es sah hier aus wie im Dschungel", beschreibt Bettina Schültke das Bild, das sich ihr am Wochenende im Bockshof in Rottweil bot. Sie ist Intendantin des Zimmertheaters und begutachtet gestern gemeinsam mit Intendant Peter Staatsmann und Gabi Schwarz vom Verein Zimmertheater Rottweil die entstandenen Schäden.

Hochzeitsgesellschaft hat Glück im Unglück – niemand wird verletzt

Der starke Wind hat am Wochenende eine der 110 Jahre alten Kastanien an einer Astgabel entzweit. Ein großer Ast begrub Teile der Tribüne des Zimmertheaters im Bockshof unter sich, zerstörte zwei Scheinwerfer und beschädigte Teile der Technikausrüstung des Theaters. Zur Höhe des entstanden Sachschadens können sich gestern weder Schültke noch Staatsmann äußern, das Ausmaß werde derzeit noch ermittelt.

Am Samstag waren drei Einsatzkräfte der Feuerwehr umgehend zum Bockshof ausgerückt. Sie hatten den etwa zehn Meter langen Ast vor Ort zersägt, die gröbsten Überreste von der Tribüne entfernt. Doch auch am Montag ist der kleine Platz noch mit Blättern und kleineren Ästen bedeckt, die Spuren des Unwetters sind deutlich zu sehen.

Bei dem Astbruch wurde niemand verletzt – Glück im Unglück. Das hatte auch eine Hochzeitsgesellschaft, die kurz vor dem Unwetter im Bockshof gefeiert hatte. Ein abruptes Ende fand das Fest jedoch, als das Unwetter losbrach. Nur kurz nachdem die durchnässten Teilnehmer Unterstand bei einigen nahen Anwohnern gesucht hatten, schmetterte der Sturm den großen Ast auf die Tribüne.

Einigermaßen glimpflich kam auch das Zimmertheater davon, denn die Tribüne wurde dort beschädigt, wo aus Sichtgründen keine Zuschauer platziert werden. Auch wenn Seitenteile der Trägerkonstruktion durch die Naturgewalt stark verbogen wurden, gibt sich Staatsmann zuversichtlich: Die kommende Aufführung des Sommerstücks "My Fair Lady" am Donnerstag, 13. Juli, soll wieder im Bockshof stattfinden – sofern das Wetter dann mitspielt. Dazu habe man bereits die Standhaftigkeit der Tribüne geprüft, erzählt Staatsmann.

Grundsätzlich könnten die Schauspieler jedoch flexibel auf einen Wetterumschwung reagieren. So auch am Wochenende, als die Aufführung des Sommerstücks kurzfristig in die Räume des Zimmertheaters am Friedrichsplatz verlegt wurde. Für Schwierigkeiten habe das nicht gesorgt, verfüge man doch an beiden Orten über die vollständige Ausrüstung. Dennoch bevorzugen die Intendanten Aufführungen auf der Freilichtbühne, da hier bis zu 100 Personen zusätzlich Platz finden. "Viele schätzen die schöne Atmosphäre draußen – und die Weitläufigkeit", ergänzt Schwarz mit Blick auf die beeindruckende Aussicht.

Versicherungsfragen bisher ungeklärt – Intendanten besorgt

Doch auch wenn sich die Intendanten vom Unwetter weitgehend unbeeindruckt zeigen, lächelnd eine übrig gebliebene Kastanie vom Boden auflesen, so bereiten ihnen Versicherungsfragen Sorgen. "Es wird auf jeden Fall ein Kampf werden", befürchtet Schültke. Von Seiten der Stadt heißt es gestern Nachmittag auf Nachfrage, dass die Versicherungsangelegenheiten derzeit geprüft würden, genauere Auskunft will man nicht erteilen.

Der alten Kastanie jedenfalls rücken gestern Arbeiter mit schwerem Gerät zu Leibe, sie muss weichen, da ihre Standsicherheit durch den Astbruch gefährdet gewesen sei. Morsch sei sie jedoch nicht gewesen, erläutert Albert Schmidt, stellvertretender Abteilungsleiter des Betriebshofs, vor Ort. Auch die anderen alten Kastanien, die den Bocksplatz säumen, seien auf den ersten Blick gesund. Dennoch wolle man besonders die Bäume, die direkt an der Tribüne des Zimmertheaters stehen, nochmals genau überprüfen. Schmidt: "Vom Kern her sind sie schon gesund, aber es sind halt alte Bäume." Geplant sei, die Bäume selbst sterben zu lassen, ein Fällen wie bei dem 110 Jahre alten Exemplar soll die Ausnahme bleiben.