Abitur – ein emotionales Thema Foto: Thomas Warnack Foto: Schwarzwälder Bote

Bildung: Schüler der drei Gymnasien bekräftigen Kritik an Englisch-Abitur: schlecht ausgearbeitete Aufgaben

Beim Englisch-Abitur 2018 geht es um Emotionen – im Text, der den Aufgaben zugrunde lag, und nun in der Folge bei den Schülern. Sie sehen sich benachteiligt, machen ihrer Enttäuschung in einer Petition Luft (wir berichteten).

 

Rottweil. Unfair sei das Englisch-Abi in diesem Jahr gewesen. Das sagen betroffene Schüler des Droste-Hülshoff-Gymnasiums (DHG), des Leibniz-Gymnasium (LG) und des Albertus-Magnus-Gymnasiums (AMG) bei einem Treffen in der Redaktion. Es sei schwerer gewesen als in den vergangenen Jahren. Vor allem anders. Und habe den Eindruck hinterlassen, als sei es eine schlecht ausgearbeitete Aufgabe, mitunter unklar gestellt, da beispielsweise die sonst üblichen Zeilenangaben gefehlt hätten.

Es sind sechs Schüler mit ganz unterschiedlichen Englisch-Leistungen. Doch auch Kandidaten für 14/15-Punkte-Ergebnisse sind sich einig in der Kritik an den diesjährigen Abitur-Aufgaben in Baden-Württemberg. Für Diskussionen sorgt in der Runde höchstens, ob "unfair" nun der richtige Begriff ist, die Englisch-Prüfung zu beschreiben. Und sie greifen den Vergleich mit Mecklenburg-Vorpommern auf, wo der selbe Text gewählt worden ist – die Schüler aber mehr Zeit und ein zweisprachiges Wörterbuch zur Verfügung hatten.

Probleme gemacht hat das Verständnis des zugrunde liegenden Romanauszugs. "Das war ein Text von 1930 mit alten Wörtern", schildert eine der jungen Frauen. Wörter, die selbst im Wörterbuch nicht zu finden waren. Fatal nach Meinung der Schüler, da entgegen der jahrelangen Praxis dieses Mal kein Sachtext verwendet wurde, es für das Verständnis auch auf die emotionalen Zwischentöne angekommen ist. "Ich dachte kurz, ich wäre im Deutsch-Abitur", macht eine Schülerin deutlich, dass sie darauf nicht vorbereitet waren. Geübt worden sei mit den Lehrern immer anhand der Vorjahresaufgaben: mit Sachtexten.

Die Äußerungen von Kultusministerin Susanne Eisenmann auf die Kritik und die Petition sind für die Gymnasiasten wenig hilfreich. Der Vergleich mit Mecklenburg-Vorpommern oder der Rat zu Ruhe und Gelassenheit führen stattdessen zu Verärgerung und Frustration. "Das ist doch respektlos den Anliegen von 30 000 Unterzeichnern der Petition gegenüber", regt sich eine Schülerin auf und fühlt sich von der Ministerin als dumm dargestellt. Ruhig und gelassen zu bleiben, sei schwer, wenn es um die Frage geht, ob das Abi bestanden ist oder wie der Notenschnitt ausfällt.

Den Eindruck, dass mit der Auswahl dieser Prüfungsaufgaben wegen überfüllter Studiengänge ausgesiebt werden soll, haben die sechs Rottweiler Abiturienten indes nicht. "Das Abi darf schwierig sein, darum geht es ja", sagen sie. Aber man hätte doch einen sachlichen schwierigen Text nehmen können, anstatt einen mit "alten ungebräuchlichen Wörtern, die wir nicht kennen".

Eine klare Aussage von Ministerin Eisenmann hätten sie sich gewünscht, dass beim Korrigieren eine entsprechende Anpassung des Schwierigkeitsgrads vorgenommen wird. Den Hinweis, dass die Lehrer den Ermessensspielraum ausschöpfen sollen, können sie nicht einordnen. Bis sie in der zweiten Junihälfte ihre Englisch-Noten erfahren, "sitzen wir noch lange auf heißen Kohlen". Es wird sich zeigen, ob sich die Emotionen dann beruhigen.