Projekt: Studenten drehen Film am Rottweiler Bahnhof / Benedikt Haag stellt Kontakt her
Vier volle Drehtage für einen achtminütigen Kurzfilm? Das ist völlig normal, sagen die Studenten des Studiengangs Mediengestaltung und Produktion der Hochschule Offenburg, die jetzt in Rottweil gedreht haben.
Rottweil. Für ihren Projektfilm "Feierabendentzug" haben sie sie sich als Schauplatz den Bahnhof im Neckartal ausgesucht, genauer gesagt einen leer stehenden, auf dem allerletzten Gleis abgestellten Personenwagen der Eisenbahnfreunde Zollernbahn. Für die jungen Filmemacher ist es ist ein perfekter Drehort und eine tolle Kulisse.
"In einem normalen Zug könnten wir nicht drehen – wegen der ganzen Technik und der Geräuschkulisse", erklärt Lukas Weishaar, Drehbuchautor und Regisseur. Er weiß: "Das Wichtigste in unserem Film ist der Dialog. Fahrgäste, die sich unterhalten, Durchsagen, die im falschen Moment kommen – das alles könnte den Dialog zerstören." Dass der Zug der Eisenbahnfreunde etwas "oldschool" daherkommt, scheint den Nachwuchsregisseur nicht zu stören. "Das ist ja in den Regionalzügen nicht viel anders", schmunzelt er. "Feierabendentzug" ist für die 15-köpfige Filmcrew aus dem dritten Semester die erste richtige Produktion. Es soll eine kurze, unterhaltsame Komödie werden.
Die Geschichte ist spannend: Nach einem anstrengenden Arbeitstag sitzt Stefan – ein eher introvertierter Typ – im Zug nach Hause. Er freut sich, endlich ungestört Zeitung lesen und seine Ruhe genießen zu können. Bis an der nächsten Station die tollpatschige Chaotin Melissa einsteigt und sich ausgerechnet zu Stefan setzt. Und schon herrscht ein absolutes Durcheinander, wilde Streitereien am Telefon und Konfrontationen mit dem Schaffner inklusive. Die Protagonisten werden von den Profi-Schauspielern Niklas Kafitz und Kira Richter gespielt. Als Schaffner ist Gerolf Kuhlmann, Theaterpädagoge aus Zimmern-Flözlingen, eingesprungen.
Den Kontakt zu ihm hat Benedikt Haag aus Rottweil hergestellt, er hat auch den Drehort bei den Eisenbahnfreunden organisiert. Haag studiert Mediengestaltung und Produktion im ersten Semester, sammelt jedoch bei den Dreharbeiten in Rottweil bereits praktische Erfahrungen als Regieassistent. "Man muss an vieles denken, man muss alles komplett durchplanen, vom Müllsack bis zum Kabel", stellt Haag fest.
Eine besondere Herausforderung sei, im stehenden Waggon die Fahrt mit Licht- und Tonmitteln zu simulieren. "Bei einem Film steckt viel mehr Arbeit drin, als man denkt", sagt Haag. Beim viertägigen Dreh hat deshalb jeder seine Aufgabe. "Kamera, Regie, Kostüme, Make-up, Licht und Ton: Es ist strikt eingeteilt, damit die Arbeit möglichst reibungslos läuft", erläutert Weishaar. Nach den eigentlichen Dreharbeiten beginnt dann die Nachbearbeitung. Bis Ende Juni muss der Film fertig sein. Gezeigt wird "Feierabendentzug" zunächst in der Uni-Werkstatt, dann kann er auf Festivals laufen, hoffen die Filmemacher.