Leere Schnapsfläschchen und Scherben auf dem Boden prägen am Schmotzigen oft das Bild in der Innenstadt. Foto: Otto

Freiwillige Selbstverpflichtung der Händler hat sich in Rottweil etabliert. Polizei will Straftaten entgegenwirken.

Rottweil - Nächsten Donnerstag werden blutrünstige Vampire und flauschige Einhörner wieder um die Häuser ziehen und Fasnet feiern. Meist ist auch Alkohol mit von der Partie. Damit dem rauschenden Fest kein Absturz folgt, zeigt auch die Polizei Präsenz.

Noch sechs Tage dauert es, bis er wieder ansteht: der Schmotzige. Dann werden tagsüber zahlreiche Jugendliche, verkleidet als pinke Plüschkaninchen, coole Cowboys, hakennasige Hexen oder auch bärtige Bankräuber die Straßen der historischen Innenstadt füllen. Ganz hoch im Kurs, das wurde in den vergangenen Jahren immer wieder deutlich, stehen an diesem Donnerstag die alkoholischen Getränke. Sachbeschädigungen, Urinieren in der Öffentlichkeit, Sauerei und Alkoholleichen waren Folgen.

Im Jahr 2011 war dann eine Grenze überschritten. Die Konsequenz: 2012 reagierten Einzelhändler in der Innenstadt und verkauften Alkohol nur an Personen über 25 Jahren. Mittlerweile hat sich diese freiwillige Selbstverpflichtung der Händler am Schmotzigen etabliert, denn auch in diesem Jahr haben, wie der städtische Pressesprecher Tobias Hermann bestätigt, die Händler in der historischen Innenstadt und im direkten Umfeld alle zugesagt, mitzumachen – "und auf die kommt es an."

Hermann erläutert: "Über diese freiwillige Aktion des Einzelhandels sind wir sehr dankbar, da sie nicht nur präventiv ein deutliches Zeichen setzt, sondern durchaus auch eine Wirkung erzielt wird." Diese Strahlkraft reiche bereits über die Kreisgrenze hinaus, denn auch andere Städte wie beispielsweise Horb (Kreis Freudenstadt) haben dieses Konzept übernommen. "Unsere Erfahrungen sind gut", lautet das positive Resümee dieser Maßnahme. Zwar gebe es bei Mitarbeitern vor Ort manch kritische Bemerkung zu dieser Aktion, Beschwerden junger Erwachsener habe es beim Ordnungsamt aber noch keine gegeben.

Stadt und Polizei stimmen sich im Vorfeld des Schmotzigen ab. Erfahrungen aus dem Vorjahr werden in das Konzept einbezogen. Die Polizei wird in diesem Jahr wieder verstärkt Präsenz zeigen – sowohl in der Innenstadt als auch im Bereich der Schulen. Unterhalb des Schwarzen Tors wird es eine "mobile Wache" als Anlaufstelle geben. Hilfestellung gibt es auch vom DRK, das ebenfalls vor Ort sein wird.

"Wir werden verstärkt unterwegs sein", bestätigt der Leiter des Rottweiler Polizeireviers, Markus Haug, auf Nachfrage unserer Zeitung. Die Polizei wisse, dass Jugendliche den Schmotzigen nutzen, "um dem Alkohol deutlich zuzusprechen", schildert Haug. "Durch eine frühzeitige Intervention soll der teilweise unkontrollierte Alkoholkonsum eingedämmt werden", heißt es vonseiten der Stadt.

Alkohol oder Zigaretten werden beschlagnahmt oder vor Ort vernichtet

Revierleiter Haug blickt zuversichtlich auf die nächste Woche: "Wir denken, dass wir mit dem Konzept, mit dem wir fahren, gut aufgestellt sind. Wir agieren hier traditionell in enger Abstimmung mit dem Ordnungsamt der Stadt. Das hat sich bewährt." Das Augenmerk liege auf Kontrollen, die den Jugendschutz und hier insbesondere den Alkoholkonsum betreffen. Verstöße werden konsequent und mit Nachdruck verfolgt, stellt er klar.

Konkret bedeutet das: Sind Jugendliche mit hochprozentigem Alkohol oder Zigaretten unterwegs, dann werden diese Mittel beschlagnahmt oder vor Ort vernichtet, beispielsweise indem Alkoholika ausgeleert werden. Stark alkoholisierte Jugendliche werden – sofern möglich – den Eltern überstellt. Dadurch will die Polizei vielfältigen Straftaten und Ordnungsstörungen entgegenwirken.

Auf Beschwerden, die bei der Stadt eingehen, versucht diese zu reagieren. So wird sie in diesem Jahr noch mehr zusätzliche Müllbehälter stellen, nennt Hermann als Beispiel. Darüber hinaus werden auch Toilettenwagen bereitgestellt. Diese dienen insbesondere dazu, Wildpinklern entgegenzuwirken. Gerade bei dieser Ordnungswidrigkeit versuche man, mit Bußgeldern einzuschreiten.

Um Eskapaden wie dem öffentlichen Urinieren oder übermäßigem Alkoholkonsum vorzubeugen, appelliert Revierleiter Markus Haug im Vorfeld auch an die Erziehungsberechtigten, ihren Schützlingen ins Gewissen zu reden und steuernd einzugreifen. Den Spaß an der Fasnet will er den Jugendlichen nicht verderben und richtet daher einen gut gemeinten Rat an sie: Den Alkohol in Maßen und nicht in Massen zu konsumieren.

Dann lässt sich auch das Motto der Rottweiler Fasnet umsetzen: "Jedem zur Freud’ und niemand zum Leid!"