Benny Özcan (links) und Julian Markovski haben die App "Selectit" vor einem halben Jahr auf den Markt gebracht. Foto: Özcan

Halbes Jahr nach dem Start: Kreative Köpfe geben Zwischenstand. Rottweiler Idee wird international.

Rottweil/Wellendingen - Was ziehe ich heute Abend zum Feiern an? Wer die Wahl hat, hat die Qual. Das wissen auch Benny Özcan aus Wellendingen und Julian Markovski aus Rottweil. Mit ihrer App-Idee haben sie absolut ins Schwarze getroffen, wie die User-Zahlen zeigen.

Perfekt für introvertierte Menschen

App herunterladen, anmelden, Bilder hochladen und den Zeitraum festlegen, in dem von der Community abgestimmt werden darf - so simpel wie es klingt funktioniert die App auch. "Selectit" soll dabei helfen, Entscheidungen zu treffen. Dabei muss sich der Fragensteller nicht offenbaren. Er kann anonym bleiben - perfekt für introvertierte Menschen, wie die App-Entwickler finden.

An Ideen mangelt es den jungen Entwicklern nicht

Seit Dezember ist "Selectit" erhältlich. Vorher mussten die beiden kreativen Köpfe jedoch jede Menge Arbeit und Geld hineinstecken. Obwohl sie sich selbst um das Design gekümmert haben, kostete die Programmierung mehr als 10 000 Euro.

Nun brauchen die Entwickler erst einmal einen langen Atem. Doch ihnen ist klar, worauf sie sich eingelassen haben. Und sechs Monate nach dem Start der App sind sie guter Dinge. "Wir haben nach einem halben Jahr 5000 User. Das ist sehr gut, wenn man betrachtet, dass wir die App bisher nicht richtig bewerben konnten", erklärt Benny Özcan.

Internationale Beliebtheit

Im App-Business wird nach Start-up-Manier gehandelt. Bevor man Geld verdient, muss man erst eine stabile Basis an Unterstützern aufbauen und möglichst viele Nutzer an sich binden, wie Özcan erläutert. "Man darf die User nicht vergraulen, indem man gleich Geld für die App verlangt. Erstmal muss man sie dafür begeistern", weiß der 24-Jährige. Das Geld dafür habe man noch lange nicht raus.

Dass die App aber eine wirklich gute Idee war, zeigt auch die internationale Beliebtheit. "Da sind wirklich alle Kontinente dabei. Wir haben User aus Simbabwe und Pakistan, aber auch aus den USA und Europa", sagt Julian Markovski. "Wir hätten nie gedacht, dass sich die App so weit verbreitet."

Die Mehrzahl der Nutzer kommt aus Deutschland und Großbritannien. Zudem handelt es sich meist um Teenager zwischen zwölf und 17 Jahren. "Unsere User sind außerdem zu 60 Prozent weiblich", weiß Markovski.

Werbung für App via Instagram

Wie erreicht man diese Zielgruppe am besten? Richtig, über die sozialen Netzwerke. Wenn die beiden Entwickler Werbung für die App machen, dann passiert das via Instagram. "Der Effekt ist wirklich unglaublich. Drei bis vier Tage nach dem Post einer Influencerin hatten wir 900 User mehr", erinnert sich Özcan. Doch auch diese Art der Werbung kostet natürlich Geld.

An Ideen, die App weiterzuentwickeln, etwa durch ein Punktesystem, das der App einen spielerischen Touch geben soll, mangelt es den beiden 24-Jährigen keinesfalls. "Wir haben DinA4-Seiten voller Ideen", meint Özcan. Aber diese umzusetzen, ist eben teuer. Deshalb sind die jungen Entwickler stets auf Unterstützer angewiesen.

Langfristig streben sie an, dass immer mehr User die App gleichzeitig benutzen. Bislang waren es maximal 300, die "Selectit" im selben Moment geöffnet hatten. Genau davon lebe die App, von der regen Beteiligung und dem Austausch. Meist gehe es um Mode, Essen oder Getränke, Musik und Filme.

Im Gegensatz zu anderen Apps wollen Özcan und Markovski weg von der Selbstinszenierung, die in sozialen Netzwerken immer mehr an der Tagesordnung ist, hin zur reinen Entscheidung. "Wir haben keine Likes und keine Accounts, also keine Hemmschwelle", erklärt Özcan.

Mittlerweile haben sie sogar Verkaufsangebote für die Umsetzung dieser genialen Idee bekommen. Doch bisher sei noch nichts Passendes dabei gewesen. "Da steckt so viel Herzblut drin. So etwas gibt man nicht einfach so weiter. Da müssen schon die Vibes stimmen", findet Markovski.