Reinhold Ulmschneider vom BUND zusammen mit Wolfgang Bausch und Steve Bippus (von links) vom Straßenbauamt und Anna Kohl vom Leibniz Gymnasium in Rottweil, die zum Auftakt ihres Bogy-Zeitungspraktikums gleich bei einer Recherche vor Ort Einsatz zeigen konnte. Foto: Scheidel Foto: Schwarzwälder Bote

Aufreger: BUND bescheinigt Straßenbauamt zu neuen Maßnahmen Augenmaß / Baumsachverständiger gibt den Takt an

Ein Baumsachverständiger scheint jetzt Garant zu sein für eine sensible Gehölzpflege im Bereich von Straßen und Wegen des Kreisgebiets. Das wilde Holzen am Jahresende 2016 zwischen den Zimmerner Teilgemeinden Horgen und Flözlingen scheint vergessen.

Bei einem Ortstermin auf dem Parkplatz beim Windrad zwischen Zimmern o.R. und Horgen zeigten sich Straßenbauamt und BUND einig: Die derzeitigen Pflegemaßnahmen im Bereich des Eschachtals seien mit Augenmaß vonstatten gegangen, sagt BUND-Vertreter Reinhold Ulmschneider. Bäumfällaktionen stehe man zwar grundsätzlich mit großen Vorbehalten gegenüber, das Straßenbauamt habe aber seinen Pflichtenkatalog, den es nicht links liegen lassen könne, räumt der BUND-Vertreter ein.

Sensibleres Agieren ist auch ein Kostenfaktor

Steve Bippus und Wolfgang Bausch vom Straßenbauamt nehmen den BUND-Standpunkt gerne zur Kenntnis, verweisen auch auf die vom Kreistag nach dem Aufschrei zu Radikalschnitten entlang von Horgen-Flözlingen im November 2016 ausgegebene Devise, künftig das Feld vor Einsatzfahrten genau zu eruieren. Soll heißen: Ein Baumexperte sondiert das für eine Gehölzpflege auserkorene Terrain hinsichtlich "kranker Bäume". Werden diese für so angeschlagen gehalten, dass laufend Geäst abzubrechen oder gar der Baum selbst umzufallen droht, dann soll gesägt werden können.

Dies ist jetzt im und am Eschachtal weitgehend geschehen.

Dass die neue Einsatzphilosophie nicht umsonst zu haben ist, machen Bippus und Dausch beim Treffen vor Ort aber auch klar. Personalmäßig schlage dadurch einiges zusätzlich zu Buche. Das unterstreicht auch nochmals den Standpunkt von Straßenbauchef Martin Osieja, der bereits vor einem Jahr dem Kreistagsgremium vorzurechnen versucht hatte, dass die vorhandene Personaldecke in einem schlechten Verhältnis zur geforderten Aufgabenfülle steht.

Da die Baum- und Gehölzpflege nur in der winterlichen Ruhezeit in Frage kommt, wird es mit weiteren Maßnahmen erst im Spätherbst weitergehen. Bis dahin kann der Baumsachverständige nun an weiteren Einsatzplänen feilen, mit der der Verkehrsicherungspflicht im Kreis Rottweil genüge getan werden kann.

Kreis Rottweil. Anna Kohl, 16, erkundet im Rahmen eines Bogy-SchulPraktikums am Leibniz-Gymnasium Rottweil in der Redaktion Rottweil das Berufsbild Redakteur/Journalist. Gleich am ersten Arbeitstag war sie auf der winterkalten Anhöhe zwischen Zimmern o.R. und Horgen beim Ortstermin dabei. Im Folgenden schildert sie ihre Eindrücke zu einem umstrittenen Thema, zu dem man im Landkreis Rottweil jetzt aber eine gute Arbeitsbasis gefunden zu haben scheint.

Anna gibt ihre Ortstermin-Eindrücke folgendermaßen wider: Die Baumpflege von Straßenbäumen beschäftigt den BUND als auch das Straßenbauamt bereits seit geraumer Zeit. Um nun die Fronten zu klären haben sich nach den jüngsten Gehölzpflegemaßnahmen im und am Eschachtal Verantwortliche des Straßenbauamts sowie ein Mitglied des BUND in freier Landschaft zu einer Bestandsaufnahme getroffen.

Die Überzeugung aller ist es, eine Lösung zu finden, mit der alle Leben können. Generell sollen nur Bäume entfernt werden, die in irgendeiner Form eine Krankheit aufweisen, durch die sich Gefahren für den Straßenverkehr ergeben können. Statt Misstrauen soll einvernehmliches Handeln nun als Devise gelten, ausführliche Öffentlichkeitsarbeit dabei ein wichtiges Instrument sein.

Das Straßenbauamt habe nie willkürlich abholzen lassen, sagt ein Straßenbaumitarbeiter. Dass man aufgrund wirtschaftlicher Zwänge unter Zugzwang arbeitet, wird aber nicht verhehlt. Für gefällte Bäume kämen aber durchaus Ersatzpflanzungen in Betracht, um den Naturbestand zu erhalten und vielleicht sogar zu vergrößern, wird beim Straßenbauamt betont.

Von Alleen wie oft noch in Frankreich oder Italien zu sehen, ist bei uns aber nicht die Rede, da dies wegen gesetzlicher Vorschriften nicht möglich ist. 1350 Bäume seien im Landkreisgebiet bereits wieder gepflanzt worden, das sei ein Anfang.

Eine Kooperation mit einer Fachfirma für Kronenpflege soll zudem die Bäume insgesamt in einem gesunden und stabilen Zustand erhalten.

Diese Maßnahmen, die teilweise bereits laufen, bedeuten aber auch einen deutlich höheren Aufwand. Zur Beantwortung der Kosten-Nutzen-Frage muss der Kreistag noch endgültig ein Wort sprechen.