Bruggs Stadtamann Daniel Moser überreicht Oberbürgermeister Ralf Broß das Gastgeschenk. In der vorderen Reihe: Maren Frank, Christian Ruf und Friederike Broß. Foto: Schwarzwälder-Bote

Von prominenten Tagestouristen undtreuen Weggefährten am Rande der Fasnet

Von Bodo Schnekenburger

Sicher gibt es Wichtigeres auf der Welt. Bei vielen Menschen in schlägt in diesen Tagen das Herz für Rottweil allerdings höher als für fast alles andere.

Rottweil. Fasnet, das bedeutet auch Begegnung. Natürlich erklären die Narren den Stadtleuten da ihre Weltsicht, die zumindest bis Aschermittwoch unumstritten ist. Die hohe Obrigkeit lässt sich auch blicken. Wenn Wahlkampf ist, sowieso. Da kündigen sich Menschen, die in Rottweil sonst nicht unbedingt einen Namen als glühende Verehrer der Narrenstadt. Manche machen ihre Ankündigung wahr und kommen tatsächlich – und siehe da: Auch für sie haben die Narren einiges auf Lager. Dabei sind die Zuneigungen am Montagmorgen ziemlich bunt gemischt. Wer gedacht hat, dass die Besuchsfrequenz bei den "alten Bekannten" höher sie als bei den selbst nach ganz lockeren Kriterien allenfalls als "Zeitweis’-Rei’gschmeckte" zu klassifizierenden Ehrengästen, sah sich getäuscht. Oder deutlicher formuliert: Dass Claus Schmiedel, nicht unbedingt bekannt als Intimus der Rottweiler Fasnet oder unterm Jahr wenigstens der Stadt genau so viel Aufmerksamkeit erhält – und Gutsle dazu – wie Guido Wolf, damit konnte man nicht unbedingt rechnen.

Womit man jedenfalls rechnen kann, sind die Partnerstädte. Sie hatten ihren großen Auftritt bereits am Sonntag beim Empfang im Historischen Sitzungssaal. Und was Oberbürgermeister Ralf Broß für die Stadt sagte, dürften insbesondere sein Kollege Daniel Moser und die Delegation aus Brugg, aber auch die Gäste aus L’Aquila um Maurizio Capri als Offiziellem von der Stadt, Maria Silvia Reversi vom Partnerschaftsverein empfunden haben: Es werde im Jahr nach dem Tod von Werner Guhl einige Anlässe geben, an denen der Verlust der Bürgermeister besonders deutlich wird, Werner Guhl fehle. Dass dieser Empfang der Partnerstädte ganz sicher so ein Termin ist, daran gab es keinen Zweifel. Und doch muss es auch hier weitergehen und geht es auch hier weiter.

So überreichte Daniel Moser dieses Jahr "Horizont-Messer", deren Wellenschliff nicht nur bei der Identifizierung des Bergpanoramas hilft, sondern trefflich auch den mitgebrachten Käse und das Brugger Brot in Stücke teilt, Martin Wehrli von den Brugger Freunden von Rottweil ließ Süßes – Schokolade – und Scharfes – feines Kirschwasser aus der Region Brugg – aus der Schweiz kredenzen. Natürlich hatten die Gäste aus Italien nicht lumpen lassen und Stadtsymbole und süße lokale Spezialitäten mitgebracht. Silvia Frasca, die namens der von Rottweil unterstützten Initiative "Humanitas" ihr Grußwort erstmals auf Deutsch hielt, überreichte einen kleinen Kupferkessel in der Art jener Gefäße, mit denen die Frauen in L’Aquila früher Wasser aus einem der 99 Brunnen oder dem Brunnen mit den 99 Röhren geholt hatten. Das Patenschiff ist – nach Recherchen über die Geschenke vergangener Jahre auf ein kleidsames Präsent gekommen und überreichte Broß ein besonderes Matrosenhemd. Auch Sébastien Fratelli-Guiol aus Hyères, der die Bedeutung der Partnerschaft zwischen den ungleichen Städten, die doch beide den gleichen römischen Ursprung hätten, betonte und auf die Bedeutung von internationaler Partnerschaft auf die Jugend und als Baustein für Europa übertrug, kam nicht mit leeren Händen.

Die Gastgeber, in diesem Fall die Stadt, hatte für die offiziellen Vertreter im Gegenzug eine randvoll gefüllte Schnupfdose und für alle Gäste Narrenbändel vorbereitet. Anschließend bestand genügend Zeit, um sich auszutauschen – und den neuen "piccolo sindaco", den neuen "kleinen Bürgermeister", wie Guhl sich in L’Aquila immer selbst bezeichnet hatte, kennenzulernen: Christian Ruf, der im März sein Amt antritt, war mit Partnerin Maren Frank zu Gast beim Empfang.