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Eventgastronomie contra Landwirtschaft / Politisches Gerangel und viel Unmut in Hausen

In dem Thema ist ordentlich Feuer: Um den zum Verkauf stehenden Lehrhof in Hausen, idyllisch im Eschachtal gelegen, hat sich ein politisches Gerangel hinter verschlossenen Türen entsponnen. Scheinbar sollen die Weichen für die Ansiedlung einer "Eventgastronomie" gestellt werden. In Hausen regt sich Unmut.

Rottweil-Hausen. Wer das verfallene Gebäude inmitten grüner Felder sieht, mag kaum glauben, dass es darum seit Wochen heiße Verhandlungen gibt. Hof und Land werden vom derzeitigen Besitzer verkauft. Es gibt, so wurde bekannt, zwei Interessenten: Eberhard Scheidel aus Rottweil, der dort eine Reitanlage mit Eventgastronomie bauen will, und Dominik Jauch, Landwirt aus Hausen mit Stallungen in Zimmern, der die Felder dort als Erweiterung für seine Bio-Landwirtschaft nutzen möchte.

Das Problem: Die Öffentlichkeit wird über die Angelegenheit, die nicht nur in Hausen Thema Nummer eins ist, nicht informiert. Private Grundstückangelegenheit, so heißt es zur Begründung. Doch es geht um mehr. Um einen Bebauungsplan mitten in der Natur. Um die Rolle der Landwirtschaft. Und um ein Naherholungsgebiet für die Bürger. "Eventgastronomie? Das geht gar nicht!", hört man vielfach aus Hausen. Das Gelände südlich des Ortes liegt in einem Landschaftsschutzgebiet. Bislang gibt es dort nicht einmal einen Wasseranschluss. Die Zufahrt erfolgt über einen schmalen, holprigen Weg, der nur für Anlieger freigegeben ist. Dass hier Ausflügler und Reiter künftig an- und abfahren, können sich viele nicht vorstellen.

Ortschaftsrat dagegen

Trotzdem scheint man von Seiten der Ortschafts- und Stadtverwaltung ein Interesse daran zu haben, dass Scheidel den Zuschlag erhält. Ortsvorsteher Herbert Sauter (CDU) zieht im Hintergrund die Fäden und hat den Ortschaftsrat in nicht öffentlicher Sitzung über das Projekt und die Möglichkeit eines Bebauungsplans für das Gelände im Außenbereich beraten lassen. Im ersten Anlauf wurde die Entscheidung vertagt, im zweiten Anlauf wurde das Ansinnen von den Ortschaftsräten abgelehnt. Zumindest ist das nach außen gedrungen. Von städtischer Seite wird jedoch intern davon geredet, es werde "nachverhandelt".

Eine Wahl-Infoveranstaltung im "Adler" mit Ortsvorsteher Sauter nutzten viele Bürger, um nachzuhaken. Während Sauter sich hier weitgehend auf die Nichtöffentlichkeit berief, machte CDU-Stadtrat Günter Posselt, der ebenfalls anwesend war, deutlich, dass er für so ein Vorhaben im Außenbereich "nicht die Hand heben" könne, in einer Zeit von FridayforFuture-Demonstrationen.

"Was ist denn nun mit dem Lehrhof?", wollte auch FFR-Stadtrat Reiner Hils am Mittwoch im Bauausschuss von der Verwaltung wissen. Er sieht sich, wie viele Bürgervertreter, zunehmend mit Fragen aus der Bevölkerung konfrontiert. Auch hier verwies Bürgermeister Ralf Broß auf die private Grundstücksangelegenheit.

Freilich liegt die Entscheidung des Besitzers, wem er sein Anwesen verkauft, in seinem Ermessen. Es liegt jedoch auf der Hand, dass eine Reitanlage mit Gastronomie nur mit einem Bebauungsplan, der durch die politischen Gremien gehen muss, verwirklicht werden kann.

Eberhard Scheidel hatte sein Vorhaben zunächst in Dietingen bei Mariahochheim verwirklichen wollen, kam aber dort nicht zum Zug. Auf die Anfrage des Schwarzwälder Boten antwortete er am Donnerstag nicht.

Dafür meldete sich Herbert Sauter per Telefon zurück. Der Ortsvorsteher erklärt auf Nachfrage, dass es eine Präsentation des Projekts in nicht öffentlicher Sitzung gegeben habe. Der Ortschaftsrat habe das Ansinnen auf dieser Grundlage wegen der zu großen Dimensionen abgelehnt. Nun werde es von Verwaltungsseite mit dem Investor Gespräche geben, ob die Planung abgeändert werden kann und es eine Lösung gibt, "mit der alle leben können". Sauter betont, er habe aus der Bürgerbeteiligung heraus den "klaren Auftrag", etwas in Sachen Gastronomie auf Hausener Gemarkung auf die Beine zu stellen. Da sei er nun dran und befinde sich hierbei zweifellos in einem Spannungsfeld. Es gehe um ein "ehrliches Abwägen". Wenn sich, wie in diesem Fall, Verkäufer und Käufer einig seien und "die Absicht haben, in nächster Zeit einen Kaufvertrag zu schließen", dann gehe es darum, hierfür die möglichst beste Lösung im Sinne aller Bürger zu finden.

Jauch gibt nicht auf

Landwirt Dominik Jauch will so schnell nicht aufgeben. Er hat sein Konzept für die Nutzung der landwirtschaftlichen Flächen bereits in Schreiben an Gemeinderat, Stadt und Landratsamt dargelegt und beruft sich auf das ASVG (Agrarstrukturverbesserungsgesetz), mit dem der Gesetzgeber einem "Ausverkauf" von landwirtschaftlichen Flächen im Außenbereich entgegenwirken will. Einer landwirtschaftlichen Nutzung muss demnach, vereinfacht gesagt, Vorrang eingeräumt werden. Ein per Gutachten ermittelter Wert mal 1,5 gilt als maximal zulässiger Kaufpreis für die Flächen samt Hofstelle. Werde aber ein Bebauungsplan beschlossen, so Jauch, werde das Gesetz "ausgehebelt".

In der Ortschaftsratssitzung am Montag will Jauch das Thema "Lehrhof" ansprechen. Ganz öffentlich in der Bürgerfragestunde.