Gleich daneben sind die Marinesoldaten mit ihrem berühmten Punsch zur Stelle. Foto: Otto

Glühweinduft in Innenstadt: Zum stimmungsvollen Auftakt kommen viele Besucher. Nachtwächter wieder unterwegs.

Rottweil - Es ist kalt, der Glühwein dampft, es gibt heiße Maronen, leckere Grillwurst, und die Matrosen sind bester Laune – in Rottweil ist seit Donnerstagabend wieder Weihnachtsmarktzeit. Den stimmungsvollen Auftakt ließen sich viele Besucher nicht entgehen.

Schon vor dem offiziellen Startschuss hatte sich die Fußgängerzone stetig gefüllt, um 17 Uhr eröffnete Oberbürgermeister Ralf Broß dann den 21. Rottweiler Weihnachtsmarkt – und hatte gleich eine Überraschung parat: Nicht nur Schulen, Vereine und Marktbeschicker haben sich für die Vielfalt des Marktes ins Zeug gelegt, sogar die Stadtverwaltung habe im Vorfeld gestrickt. Gestrickt? Die erstaunten Mienen gab es nur kurz. Gestrickt am Kulturprogramm, verriet der OB schmunzelnd. Wie angekündigt, öffnen diesmal verschiedene städtische Einrichtungen wie Museen und die Bücherei für ein buntes Begleitprogramm ihre Türen. Lesungen in den Buchhandlungen sind ebenfalls neu im Konzept.

Besondere Grüße galten bei der Eröffnung den Gästen aus der Partnerstadt Hyères und den Marinesoldaten des Rottweiler Patenschiffs, unter denen Broß "etliche neue Gesichter" ausmachte. Den begehrten Marine-Punsch gibt es aber freilich in der altbewährten Geheim-Rezeptur.

Einen kleinen Wermutstropfen gab es zum Auftakt für die kleinen Besucher: Das bunte Karussell, das traditionsgemäß am Hauptstraßenkreuz steht, war gestern plötzlich verschwunden. Doch Karin Huonker vom Gewerbe- und Handelsverein (GHV) konnte beruhigen: Schon heute, Freitag, soll es wieder wie gewohnt seine Runden drehen. Wegen eines Motorschadens musste kurzfristig Ersatz besorgt werden.

Beim Ponyreiten kamen die Kleinen aber auch gestern schon auf ihre Kosten, die Eselfreunde waren außerdem mit ihren Vierbeinern unterwegs, um Geschenke zu verteilen und eine Abordnung der Stadtkapelle sorgte für die passenden Klänge.

Erstmals startete gestern auch der Nachtwächterrundgang, der von einem Team der Stadtführer in Zusammenarbeit mit der Tourist-Info neu erarbeitet wurde. "Ich bin froh, dass wir diese Tradition weiter erhalten können", so Oberbürgermeister Broß. Die vom vor einiger Zeit verstorbenen Manfred Ponath ins Leben gerufene Figur des Nachtwächters solle die Besucher des Weihnachtsmarktes weiterhin erfreuen.

Wer Interesse hat, kann den Nachtwächter auf seiner kleinen Runde begleiten und dabei jede Menge über Rottweil erfahren. Stadtführer Wolfgang Müller schlüpft dazu in die Rolle des Wächters und erzählt von seinen Aufgaben, aber auch von interessanten Begebenheiten in der alten Stadt. Welche verheerenden Ausmaße der unvorsichtige Umgang mit offenem Feuer annehmen kann, wird am Beispiel des großen Stadtbrandes von 1696 eindrucksvoll dargelegt.

Nachtwächter lädt zum Rundgang ein

Aber auch nette Episoden weiß der Nachtwächter zu berichten, wenn beispielsweise in den Trinkstuben nach gehöriger "Weinfeuchte" der Gäste der eine oder andere "Schlaghändel" ausgebrochen ist. Oder er weiß gar von Ordensleuten, die dem Alkohol nicht abgeneigt waren.

"Ganz speziell für den Weihnachtsmarkt berichte ich aber auch von den alten Bräuchen zur Weihnachtszeit", verrät Müller. Dazu ertönt immer wieder das Horn und eine Episode aus dem Nachtwächterlied, bei dem die Gäste zum Mitsingen aufgefordert sind. Die Führung wird um viele weitere spannende Anekdoten und Geschichten aus dem alten Rottweil ergänzt, so der neue Nachtwächter Wolfgang Müller. "Einem Nachtwächter blieb ja schließlich nichts verborgen." Die Führung wird im täglichen Wechsel mit einer mittelalterlichen Führung angeboten. Treffpunkt ist jeweils um 17 Uhr am Schwarzen Tor, eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Am Freitag übrigens besteht besonders gute Gelegenheit, den Besuch beim Weihnachtsmarkt mit eine Bummel durch die Stadt zu verknüpfen. Die Geschäfte bieten eine lange Einkaufsnacht und haben bis 22 Uhr geöffnet.