Die Reittherapie ist ein wichtiger Bestandteil im Leistungsangebot der Amsel-Kontaktgruppe im Kreis Rottweil. Hier führt die Reittherapeutin Krystyna Laskowski das Pferd mit der MS-kranken Patientin sorgfältig und einfühlsam durch die Halle. Quelle: Unbekannt

Kreis Rottweil - Die Amsel-Gruppe im Kreis Rottweil wirkt eher im Verborgenen, ist dafür umso aktiver. Zum morgigen Welt-MS-Tag soll aber auch einmal dargestellt werden, welch umfassende Aktivitäten und Leistungen erbracht werden

Kreis Rottweil - Die Amsel-Gruppe im Kreis Rottweil wirkt eher im Verborgenen, ist dafür umso aktiver. Zum morgigen Welt-MS-Tag soll aber auch einmal dargestellt werden, welch umfassende Aktivitäten und Leistungen heute innerhalb dieser Selbsthilfegruppe erbracht werden.

Um die Mittagszeit in einer großen Reithalle auf dem Stockbrunnen bei Oberndorf: Ein spezieller Lift hievt eine Frau aus dem Rollstuhl in die Höhe, langsam wird sie heruntergelassen und landet ganz sanft auf dem Rücken eines Pferdes.

Die Reitlehrerin sorgt dafür, dass die Frau auch ohne Sattel einen sicheren Sitz findet, und schon geht es los. An der Hand von Krystyna Laskowski, auch ausgebildete Reittherapeutin, zieht der weiße, edle Araber lammfromm seine Runden durch die Halle, und die an Multipler Sklerose erkrankte Reiterin hat Freude daran, das Reiten tut ihr sichtlich gut.

Die "Hippotherapie" ist eine Krankengymnastik mit und auf dem Pferd. "Die Gangart des Pferdes ist mit dem Bewegungsmuster des Menschen verwandt. Diese Bewegungsübereinstimmung von Mensch und Pferd ist eine der Grundlagen der einzigartigen bewegungstherapeutischen Wirkung der Hippotherapie.

Das tiefe Sitzen ›im Pferd‹, ohne Sattel, fordert den Reiter im gleichen Rhythmus wie das Pferd geht", heißt es in einer Beschreibung dieser Therapieform. Das Gleichgewicht werde geschult, die verkrampften, festen Muskeln würden gelockert. Zudem werde die Atemtätigkeit angeregt, Durchblutung und Kreislauftätigkeit würden gefördert.

Anneliese Schrade, seit 2007 Leiterin der Amsel-Kontaktgruppe im Kreis, ist daher froh, dass ihnen mit Krystyna Laskowski eine erfahrene Reittherapeutin zur Verfügung steht, die ihre Gruppe betreut. So treffen sich die Mitglieder jede Woche zur Hippotherapie und einmal monatlich auch zur wichtigen Atemtherapie mit der Therapeutin Nicole Joos. Diesen Therapietreffen schließt sich aber auch immer ein gemütliches Beisammensein an.

85 Mitglieder sind in der Kontaktgruppe angemeldet. 15 bis 20 von ihnen nehmen regelmäßig an den Aktivitäten teil, wie Schrade, die über ihren an Multipler Sklerose erkrankten Mann zu der Selbsthilfegruppe stieß, ausführt. "Sehr oft kommen auch die Ehepartner mit. Bei uns helfen sich ja nicht nur die Kranken gegenseitig.

Genauso erhalten Angehörige hier Unterstützung, nicht zuletzt auch dadurch, dass sie sich austauschen können", betont Schrade. So unternehmen sie auch zusammen Ausflüge mit einem speziellen "Rolli-Bus", so dass die MS-Kranken in ihrem Rollstuhl an der jeweiligen Ausfahrt teilnehmen können. Ein wichtiger Fixpunkt im Jahresablauf ist natürlich auch immer die sehr familiäre Weihnachtsfeier.

"Wir bekommen zwar einen Zuschuss von der Hertie-Stiftung und sind sehr dankbar dafür, sind aber vor allem auch auf Spenden angewiesen, um unsere Aktivitäten starten zu können. Nur so vermögen wir es, die Kranken aus ihrer Isolation zu reißen. Bei uns können sie Kontakte knüpfen und menschliche Begegnungen außerhalb ihres häuslichen Umfelds haben", bekräftigt Schrade.

Weitere Informationen:

bei Anneliese Schrade, Telefon 07428/8226, und im Internet unter www.amsel.de beziehungsweise www.rottweil.amsel.de.

Von Peter Wolf