Schulvorstand Christoph Sander zeigt den Plan für das neue Schulgelände der Waldorfschule. Er freut sich, dass die beengten Verhältnisse im alten Forsthaus an der Königsstraße in absehbarer Zeit passé sind. Auf dem riesigen Areal der ehemaligen Pflug-Brauerei machen die Bagger demnächst Platz für das Neubauprojekt. Foto: Otto

Auf dem Pflug-Areal wird jetzt ein ehrgeiziges Projekt realisiert. Mensa, Sporthalle und mehr.

Kreis Rottweil - Erst vor sechs Jahren entstand in Rottweil die erste Waldorfschule im Kreis. Jetzt wird in die Zukunft investiert – und zwar in großem Stil. Auf dem Rottweiler Pflug-Areal entsteht in den nächsten Jahren ein riesiges neues Schulgelände.

Für Schulvorstand Christoph Sander waren die Sommerferien kurz – sehr kurz. "Unser Großprojekt fordert uns voll und ganz", sagt Christoph Sander. Mit der visionären Neubebauung des Pflug-Areals geht es jetzt los. Und die Vorfreude ist riesengroß. Sechs Jahre nach der Gründung wird der Verein ein Bauvorhaben stemmen, das seinesgleichen sucht: Das Areal der alten Pflug-Brauerei an der Tuttlinger Straße wird im Laufe der nächsten Jahre zum großen Schulgelände – mit mehreren Gebäuden, Turnhalle, Festsaal, Mensa, Gartenanlagen und vielem mehr.

Erst einmal aber müssen die bestehenden Bauruinen auf der so genannten Engelshalde abgerissen werden, und neben all dem galt es, den bestehenden sechs Klassen einen reibungslosen Start ins neue Schuljahr zu bieten. "Hier ist es jetzt richtig eng", sagt Christoph Sander. Die Schule ist buchstäblich aus dem alten Forstamtsgebäude an der Königsstraße hinausgewachsen. Jedes Jahr kam eine Klasse hinzu, jetzt ist der Platz ausgereizt. "Wir haben sogar schon das Gartenhaus, das einmal auf dem neuen Gelände stehen soll, aufgebaut und zum Bewegungsraum gemacht", berichtet Sander.

In seinem Büro telefoniert er derzeit vorwiegend mit Behörden, Architekten und Abbruchunternehmen. Ab jetzt rücken die Bagger den alten Garagen auf dem Gelände zu Leibe, und in etwa zwei Wochen soll dort mit dem Bau des Unterstufengebäudes losgelegt werden. "Noch vor dem Winter soll der Rohbau stehen, und in den Osterferien wollen wir schon umziehen", zeigt sich der Schulvorstand optimistisch.

Großes Einzugsgebiet

Der Abriss des bestehenden, riesigen Hauptgebäudes der Brauerei – das "Fluch und Segen zugleich ist", wie Sander meint – wird mehrere Monate in Anspruch nehmen. Auf den Grundmauern wird dort im ersten Bauabschnitt das Hauptgebäude der Waldorfschule entstehen. Es enthält Räume für Verwaltung und Lehrer, naturwissenschaftliche Säle, Werkstätten und Eurythmieräume, die Aula und eine Ein-Feld-Sporthalle. Letztere war den Verantwortlichen der Waldorfschule ein besonderes Anliegen. "Wer einmal dabei war, wenn die städtischen Hallenbelegungspläne erstellt werden, der weiß wie wichtig es ist, autark zu sein", schmunzelt Sander. Besonders günstig für die Waldorfschule mit ihrem großen Einzugsgebiet – auch über die Kreisgrenzen hinaus – sei die Nähe zum Bahnhof.

Von der Kooperationsbereitschaft der Stadt bei Standortsuche und Planung sind Sander und seine Kollegen begeistert. Und auch mit der Familie Mayer vom "Pflug" sei man in enger Absprache gewesen. Letztlich haben alle Seiten etwas davon, denn dass das seit langem brachliegende, rund 20 000 Quadratmeter große Areal neu und naturnah gestaltet wird, ist für die Stadt ein Segen.

In den vergangenen Wochen haben Eltern. Lehrer und Vorstand bereits die Ärmel hochgekrempelt und Arbeitseinsätze auf dem Gelände absolviert, um altes Brauerei-Gerümpel zu entsorgen. Auch Spenden hat der gemeinnützige Verein bereits eifrig gesammelt. So konnte laut Sander 350 000 Euro für die Planung komplett finanziert werden. Vier Millionen Euro werden allein im ersten Abschnitt in die Zukunft der Waldorfschule investiert.

Und dass das Konzept Waldorfschule auch in Zukunft trägt, davon ist Sander überzeugt. Auch wenn die neue erste Klasse mit 15 Kindern etwas hinter den Erwartungen zurückblieb, sind die Zahlen insgesamt konstant. Im Strudel der zahlreichen Bildungspolitischen Änderungen mutet die Waldorfschule beinahe als Oase an. "Das tangiert uns eigentlich nicht wirklich", sagt Sander. Vieles, was derzeit vom Kultusministerium als neu verkauft werde, sei an der Waldorfschule längst Usus, schmunzelt Sander. So sei die Waldorfschule die einzige, an der alle Abschlüsse erworben werden können. Und 48 Prozent aller Waldorfschüler im Land haben Abitur gemacht, betont der Schulvorstand.

Beste Voraussetzung für gemeinsames Lernen und Reifen soll es nun also an der Engelshalde geben. Und Christoph Sander ist zuversichtlich, dass alles reibungslos läuft: "Man kann auch als kleine Schule viel auf die Beine stellen, wenn sich die richtigen Menschen finden."