Viele "Wahlschlachten" seit 30 Jahren im Landratsamt geschlagen und jetzt kurz vor dem Ruhestand von Hermann Kopp verabschiedet: Ingeborg Banholzer. Foto: Pfannes Foto: Schwarzwälder-Bote

Allerlei: Einstimmigkeit im Ausschuss für Gesamtergebnis im Rottweiler Wahlkreis / Überlegungen zu ungültigen Stimmen

Von Andreas Pfannes

 

Kreis Rottweil. Was haben Chuck Norris, Horst Schlämmer und Horst Seehofer gemeinsam? Eine Frage, deren korrekte Beantwortung nur die Teilnahme an der Sitzung des Kreiswahlausschusses im Rottweiler Landratsamt ermöglicht.

Mitunter kann eine scheinbar staubtrockene Zusammenkunft ihre unterhaltsamen Momente haben. Wenn der Kreiswahlausschuss in einem soliden Landkreis wie Rottweil tagt, dürften sich die Sensationen in engen Grenzen halten. Hielten sie sich dann auch, aber die eine oder andere Anekdote bleibt nicht unerwähnt.

So stellt sich zum Beispiel die Frage, warum der ewige Erste, nämlich die Gemeinde Lauterbach, schwächelt. Eine Minute länger als 2011 habe es dieses Mal gedauert, bis das Ergebnis am Sonntagabend im Landratsamt eingetrudelt sei. 18.32 statt 18.31 Uhr, teilt das eingespielte Duo um Elvira Roth, Amtsleiterin des Kommunal- und Prüfungsamtes, und Ingeborg Banholzer, die treue Seele dieser Dienststelle, die nach 30 Jahren Ende April in den Ruhestand geht und von Hermann Kopp einen Strauß mit Frühlingsblumen erhält, mit.

Auf Nachfrage erfahren die Anwesenden, dass zwei der gewerbesteuerpotentesten Gemeinden, Deißlingen und Wellendingen, in dieser Tabelle derzeit das größte Entwicklungspotenzial nach vorne haben. Mehr als eine Stunde nach Lauterbach meldeten sie in Rottweil Vollzug.

Jenseits dieser Randnotizen erfreut es den Ausschuss, dass er nach der Prüfung keine nennenswerte Veränderung des Ergebnisses registrieren musste, wie Hermann Kopp, Erster Landesbeamter und Leiter des Kreiswahlausschusses, sagt. Vier Veränderungen in der Statistik habe es gegeben. Die "gravierendste": Die SPD bekommt eine Stimme hinzu.

Ein vor Ort ungültig angesehener Stimmzettel wird als gültig gezählt, weil eine zweite Kennzeichnung sehr klar durchgestrichen worden sei, wie Kopp erklärt. Somit erhöht sich die Stimmenzahl der Sozialdemokraten auf 6114, bleibt aber bei 8,6 Prozent der Stimmen und bedeutet weiterhin ein extrem trauriges Resultat für die (einstige?) Volkspartei.

Dieser "Vorfall" konnte jedoch kein Wahlbeobachter der "Alternative für Deutschland" bemerkt haben, weil er sich nicht in der Raumschaft Sulz "abgespielt" hat. Im nördlichen Landkreis habe es nämlich Wahlbeobachter der AfD gegeben, sagt Elvira Roth auf Nachfrage. Diese seien aber zurückhaltend aufgetreten. Dennoch: Beobachter finden es mit Blick auf die Standhaftigkeit und Anziehungskraft der Demokratie in Deutschland und speziell im Landkreis Rottweil befremdlich, dass den vielen Wahlhelfern in den 159 Wahlbezirken (davon sind 27 zuständig für die Briefwahl) Manipulationen bei der Auszählung indirekt unterstellt werden.

Als positiv wertet der Ausschuss die Wahlbeteiligung, die mit 69,7 Prozent fast die Zahl von 1992 (71,3 Prozent) erreicht hat. In einer 40-Jahre-Übersicht fallen Tiefen (2006: 53,7 Prozent) und Höhen (1976: 78 Prozent) auf. Im Vergleich zu 2011 (62,7 Prozent) wird der Anstieg um sieben Prozent erfreut zur Kenntnis genommen.

Von den 102 909 Wahlberechtigten haben 71 733 ihre Stimme abgegeben. 70 953 von diesen waren gültig. Sie verteilten sich wie folgt: 23 421 auf die CDU (33 Prozent; bedeutet im Vergleich zu 2011 ein Minus von 12,9 Prozent), 18 475 auf Bündnis 90/Die Grünen (26 Prozent; plus 8,7), 6114 auf die SPD (8,6; minus 10,8) 6023 auf die FDP (8,5; plus 2,7), 1322 auf die Linke (1,9; minus 0,5), 270 auf die Republikaner (0,4; minus 0,7), 394 auf die NPD (0,6; minus 1,0), 1314 auf die ÖDP (1,9; minus 2,0), 1104 auf Alfa (1,6; plus 1,6), 11 634 auf die AfD (16,4; plus 16,4) und 882 auf die Freien Wähler (1,2; plus 1,2).

Somit bleiben noch 780 ungültige Stimmen übrig. Womit wir uns den eingangs erwähnten Chuck Norris, Horst Schlämmer und Horst Seehofer nähern. Diese sind drei Vorschläge von Wählern, die sich mit dem Angebot der elf Kandidaten nicht zufrieden zeigten und eigene Ideen einbrachten.

Lauter Smileys

Ob jedoch ein US-amerikanische Actionheld der 80er- und 90er-Jahre als schlagkräftige Alternative den Ziselierhammer im feingliedrigen deutschen Parlamentarismus angemessen schwingen könnte, und ob eine Kunstgestalt des Komikers Hape Kerkeling, der bereits bei einer fiktiven Bundestagswahl die Macht des Faktischen erleben musste, im Ländle mehr Glück hätte, dürfte vor allem die Fans des Skurrilen zu Debatten anregen. Mit Horst Seehofer ist es anders.

Zwar will derzeit der bayerische Ministerpräsident keine Ewigkeitsgarantie auf die seit 1949 bestehende Fraktionsgemeinschaft mit der CDU im Bundestag geben (mit Blick auf die dreieinhalbwöchige Sezession anno 1976 zur Zeit von Franz Josef Strauß selig), doch bei konservativen Wählern, die sich von der nach links gerückten CDU nicht mehr und bei rechts von den Christdemokraten platzierten Parteien noch nicht aufgehoben fühlen, hätte eine CSU in Baden-Württemberg durchaus einen gewissen Charme.

Charme besitzt dafür für Elvira Roth und Ingeborg Banholzer ein weiterer Stimmzettel. Hier hat sich der Wähler die Mühe gemacht, für jede Person auf dem Wahlzettel ein "Smiley" zu malen. Und das lustigste bekam der Kandidat mit der Nummer eins: einen Osterhasen.