Fotos: Dom Foto: Schwarzwälder Bote

Poetry-Slammer Jonathan Dom hofft auf Unterstützung für sein erstes eigenes Buch

Allein im 16. Stock eines chinesischen Hochhauses, in dem die Aufzüge stillgelegt wurden – Jonathan Dom hat die Coronakrise in China hautnah miterlebt. Nun ist er zurück zu Hause und steuert ein großes Projekt an: sein erstes eigenes Buch.

Rottweil. Je länger die Coronakrise andauert, desto dicker wird Jonathan Doms Buch, eine Sammlung von Kurzgeschichten und Poetry-Slam-Texten. "Da ist vieles drin, was sonst auf den Bühnen zu sehen gewesen wäre", sagt er. Doch Corona hat dafür gesorgt, dass alle Auftritte abgesagt wurden. "Eigentlich wäre ich im Mai in Trossingen aufgetreten und in den folgenden Monaten in Köln, Düsseldorf, Bonn und Berlin", berichtet er. Dazu kommt es nun nicht beziehungsweise erst später.

Der Vorteil: Dom blieb mehr Zeit, um ein Buch mit den besten Texten und Geschichten zusammenzustellen. "Das Schöne ist, dass ein Poetry Slammer alles tun kann. Man ist nicht an ein bestimmtes Genre gebunden", sagt der Rottweiler. Lustiges sei in seinem Werk ebenso zu finden wie seine frühsten melancholischen Geschichten, die er als 15-jähriger, verliebter Junge verfasst hat.

Zu erzählen hat Jonathan Dom wahrlich genug. Vergangenes Jahr ist er von Zimmern aus Richtung Norden getrampt. "Eigentlich wollte ich nach Südschweden. Am Ende bin ich aber dann in Oslo gelandet. Auf dem Rückweg ging es nach Berlin und dann noch einmal kurz nach Frankreich."

Lockdown in China

Während seiner Backpacking-Tour kam dann die Anfrage eines Bekannten aus China, ob er dort nicht als Deutschlehrer arbeiten wolle. Dom hatte an der Nell-Breuning-Schule Mandarin gelernt. "Wenn man so eine Chance bekommt, ergreift man sie natürlich. Sonst wäre meine Tramp-Tour noch weiter gegangen", meint Dom.

Er reiste nach Xi’an, eine Neun-Millionen-Metropole in Zentralchina. Und dann kam die Coronakrise. "Ich habe den Lockdown voll miterlebt" sagt er. Er war gerade auf einem einwöchigen Urlaub in Südchina gewesen, als ihm bei der Rückkehr in seine Wohnung gesagt wurde, er dürfe diese nicht mehr betreten und müsse ins Hotel ziehen. Später, als die Hotels auch schlossen, zog Dom in die Wohnung seines Vorgesetzten, der zu dieser Zeit schon wieder in Deutschland war.

"Das war eine echt schwierige Situation" – zumal er mit seiner chinesischen SIM-Karte keine deutschen Nummern anwählen konnte. "Nur noch der Hausmeister und ich wohnten in dem Gebäude – und das auch noch im 16. Stock. Die Aufzüge hatte man stillgelegt", sagt Dom lachend. "Das alles war so merkwürdig, das musste man einfach in ein Buch packen."

Schließlich ermöglichte ihm eine Airline, den schnellsten Flug nach Deutschland zu nehmen. "Ich habe als Fridays-for-future-Aktivist eigentlich nicht viele nette Worte für Airlines übrig, aber in diesem Fall war ich sehr dankbar." Das Auswärtige Amt habe sich nicht um seinen Fall gekümmert.

Durch die ausgefallenen Auftritte fehlt Jonathan Dom nun Geld, um sein Buchprojekt "Von Haien, Clowns und Pizza" zu realisieren. Buchdruck, ISBN-Nummer, damit es im Laden erhältlich sein kann – das alles kostet Geld. 1500 Euro will er per Crowdfunding auf der Plattform der ENRW generieren. Mehr als 1000 Euro sind schon zusammengekommen.

Ideen gehen ihm nie aus

Die Aktion läuft noch rund drei Wochen. Sollte es bis dahin nicht geklappt haben, muss Dom seine mühsam gesparten Reserven zusammenkratzen. Am Anfang will er "kleine Brötchen backen" und mit einer Auflage von 200 bis 300 beginnen. Mitte Oktober soll das Buch erscheinen.

Seine Liebe zum Poetry Slam begann in der achten Klasse, als das Thema in der Schule behandelt wurde. "Unser Lehrer dachte irgendwie, man muss singen. Das hat mich geärgert. Ich dachte dann: Dem zeig ich’s", erinnert sich Dom. Nach und nach wurde er nicht nur zu einem regional bekannten Poetry-Slammer, sondern auch zu einem beliebten Comedian und Kabarettisten. So durfte er bereits bei Heinrich del Core auftreten und wurde 2017 und 2018 Stadtmeister im Poetry Slam.

Für ihn muss ein Text in erster Linie die richtige Länge haben, sechs bis acht Minuten Zeit hat man bei einem Auftritt. Wenn er zu lang ist, sind die Leute gelangweilt, wenn er zu kurz ist, fesselt er die Zuhörer nicht. Zuwider ist Dom der Mainstream. "Rassismus und Sexismus wird man bei mir auch nicht finden, das finde ich auch in der Comedy völlig fehl am Platz", stellt er klar. Damit könnte er sich nicht identifizieren.

Der 20-Jährige ist beeindruckt davon, wie schnell so viel Geld zusammengekommen ist. Damit hatte er nicht gerechnet.

Zudem verrät er, dass in Rottweil wieder Poetry-Slam-Wettbewerbe stattfinden sollen, voraussichtlich organisiert vom Stadtjugendring. Die Termine stünden wegen der Coronakrise noch nicht fest.

Außerdem ist eine Stadtmeisterschaft, die dann auch tatsächlich in Rottweil stattfinden soll, geplant. Wer jetzt befürchtet, dass Jonathan Dom nach seinem Buch ja dann gar nichts mehr Neues hat, was er auf der Bühne präsentieren kann, der irrt sich. Die Ideen gehen dem kreativen Kopf garantiert nie aus.