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Das Familienmusical "Pinocchio" des Theaters Liberi begeistert in der Stadthalle 600 Zuschauer

Dass die Geschichte der Holzpuppe Pinocchio nicht nur gruselig ist, hat das Ensemble des TheatersLiberi in der Rottweiler Stadthalle gezeigt. Denn der mehr als 100 Jahre alte Disney-Holzjunge mit der langen Nase schaffte es, die Herzen seiner Begleiter im Stück und die der Zuschauer zu berühren.

Rottweil. Die Show aus der Feder von Autor Helge Fedder mit Musik von Christoph Kloppenburg und Hans Christian Becker fängt an mit der Erschaffung Pinocchios in der Werkstatt des Geppetto, meisterhaft von Rick Middelkoop gespielt. Er schnitzt sich die Holzpuppe aus einem Holzscheit, bekleidet sie und verpasst ihr Haare. Nur ahnt er nicht, dass sein Werk lebendig wird. Denn in der Nacht, während Geppetto schläft, kommt eine blaue Fee, gespielt von Lisa Siegel, welche die junge Holzpuppe, gekonnt von René Britzkow gespielt, zum Leben erweckt. Auch ein Gewissen in Form einer Begleiterin bekommt der Holzjunge: die Grille, charmant und klug von Sarah Honnen dargestellt. Sie gibt nicht auf in ihrem Bestreben, aus dem naiven Pinocchio einen echten Jungen zu machen, auch wenn dieser zunächst vieles falsch macht. "Sein hölzerner Kopf ist zum Bersten gefüllt mit Ideen und Tatendrang, den er unbedingt ausleben möchte", sagt sein Darsteller über die Figur.

Und so fiebert das Publikum mit bei den Abenteuern, in die Pinocchio auf seinem Weg gerät. "Ich will raus in die Welt", posaunt der naive Pinocchio hinaus. Lautes Klatschen brandet auf, als der Holzkerl lebendig wird und sein Erschaffer, der sich als Vater fühlt, einen Freudentanz aufführt. Er steckt große Hoffnungen in die lebendige Holzpuppe, kauft ihr eine Fibel, schickt sie singend in die Schule. Vor allem mit Regeln hat der hölzerne Junge jedoch seine Schwierigkeiten. So stiehlt er etwa einem Polizisten einen Apfel, wird als "Holzkopf" und "Holzteufel" beschimpft.

Außerdem versucht ein skrupelloses Puppentheater, Pinocchio zu engagieren. "Pinocchio, bleib bei uns", singen die anderen Holzpuppen in einer Choreografie, wobei das Publikum mit einstimmt und seinen Namen ruft. Rick Middelkoop als "Feuerfresser" möchte Pinocchio mit auf Tournee nehmen, nach London, Paris und ja, auch nach Rottweil. Allerdings erweckt Pinocchio sein Mitleid und entkommt mit fünf Goldtalern, welche die Gauner Fuchs und Kater, gespielt von Lisa Perner und Michael Martin, ihm abluchsen wollen.

Währenddessen sucht Vater Geppetto verzweifelt seinen Holzjungen, das Gewissen meldet sich, und auch die Fee kommt und will wissen, was Pinocchio gelernt hat. Er belügt die Fee, wobei seine Nase mit jeder Lüge länger wird. Mit einem Lied und einer Choreografie endet die erste Hälfte der Bühnenshow. Die Zuschauer klatschen und jubeln, dann ist Pause.

"Knapp 600 Zuschauer sind in die Stadthalle gekommen", weiß Tourbegleiter Marc Schubert, der CDs und Programmhefte verkauft. "In dem Musical ist alles selbst gemacht mit viel Liebe zum Detail", sagt der Kulturmanagement-Student. In der Tourneesaison von Mitte November bis Mitte März sei das sechsköpfige Ensemble viel unterwegs, sagt er. Ein Lastwagen transportiere das Licht und das Bühnenbild. "Pinocchio ist nicht nur ein Kindermusical, sondern ein Stück für die ganze Familie", betont er.

Nach der Pause geht es mit einem geknickten Pinocchio weiter. Er zweifelt an sich, fühlt sich schuldig und singt: "Das Leben ist ziemlich schwer". Seine Fee ermutigt ihn, weniger zu lügen und anderen zu helfen. Auch sein Gewissen, die Grille, singt unter Jubel und Applaus: "Lass es raus, kleiner Freund". Sie teilt ihm mit, dass sein "Vater" Geppetto in Gefahr ist, woraufhin Pinocchio ihn sucht und rettet. Er beweist dabei endlich Kraft, Mut, Herz und Verstand und verliert schließlich seine lange Nase – ein Grund zu feiern für das ganze Ensemble. Zum Abschluss tanzen sie voller Freude und jubilieren zusammen mit dem Publikum über die Menschwerdung der Holzpuppe.

Die anschließende Autogrammstunde mit den Darstellern war überaus gut mit jungen Fans frequentiert. Die siebenjährige Kira holte sich von allen Akteuren Autogramme und schwärmte: "Die Verbindung von Tanz und Musik hat voll gut gepasst." Auch Paul hat es sehr gut gefallen. Er fand nicht nur die Musik schön, sondern freute sich auch über den Erfolg des Protagonisten Pinocchio, sagte er.