Das kleine Volksbankgebäude, welches bisher als Selbstbedienungsfiliale genutzt wurde, soll verkauft werden.Fotos: Beyer Foto: Schwarzwälder Bote

Wirtschaft: Der Betrieb der Selbstbedienungs-Filiale des Ortes wird Ende des Monats eingestellt / Protest angekündigt

Geld abzuheben wird bald in Flözlingen nicht mehr möglich sein. Am ersten Juli wird im Ort die Selbstbedienungsfiliale der Volksbank geschlossen. Damit verliert das Dorf seinen einzigen Geldautomaten.

Zimmern-Flözlingen. Bis 2009 war die Filiale sogar noch mit Personal besetzt, heute lohnt in den Augen der Bank nicht einmal der Betrieb der Automaten. Es ist eine Entwicklung, die fast alle Dörfer in Deutschland trifft. Immer mehr Läden schließen und wichtige Infrastruktureinrichtungen verschwinden.

Das kleine Bankgebäude in Flözlingen wurde nun der Gemeinde zum Kauf angeboten. Die Entscheidung des Gemeinderates steht noch aus.

Wir haben mit Christian Bühl, dem Bereichsleiter Organisation bei der Volksbank Rottweil, gesprochen und nach den Gründen für die Schließung gefragt.

"Die Wirtschaftlichkeit ist nicht gegeben", rechtfertigt Bühl die Entscheidung. 50 000 Transaktionen seien im Jahr nötig, damit sich ein Automat rechne, in Flözlingen komme man aber nur auf 6000 Transaktionen durch die eigenen Kunden, so Bühl. Darüber hinaus werde der Automat aber auch von Fremdkunden genutzt.

Doch was hat sich im letzten Jahrzehnt verändert, dass dort, wo sich einst der Betrieb einer Filiale lohnte, nun nicht einmal mehr ein Bankautomat wirtschaftlich ist? "Vor zehn Jahren waren die Zinsen viel höher, da konnte man sich das noch leisten. Durch die Zinspolitik der EZB muss man alles auf den Prüfstand stellen", erklärt Bühl den Sparzwang. "Die EZB-Politik ist für uns Regionalbanken eine große Katastrophe."

Doch verwunderlich ist es da nicht, wenn sich Kunden in dieser Situation von ihren Banken vernachlässigt fühlen. Bühl allerdings weiß nur von wenigen Beschwerden und sieht seine Bank nach wie vor nah am Kunden: "Für mich ist Banking nicht die Automaten, sondern dass man seinen Berater erreichen kann." Auch verweist er auf die immer geringere Rolle, die Bargeld im heutigen Zahlungsverkehr spielt. Schließlich werde immer mehr mit Karte bezahlt.

Ebenfalls führt Bühl die Möglichkeiten des Online-Bankings an. Schon mehr als die Hälfte der Kunden nutze dieses Angebot, und: "Durch Corona hat es einen großen Zuwachs beim Online-Banking gegeben."

Doch damit ist jenen, die keinen Computer haben oder aus Sicherheitsgründen auf digitale Bankgeschäfte verzichten, nicht geholfen. Telefonbanking, das andere Banken schon eingeführt haben, gibt es bei der Volksbank Rottweil noch nicht. Doch man arbeite daran. "Telefonbanking wird kommen", verspricht Bühl.

Und für ihn ist ein weiteres Argument ganz zentral: "In Flözlingen gibt es keine Läden mehr vor Ort. Daher kann man dort auch kein Geld ausgeben. Zum Einkaufen muss man nach Zimmern fahren und da gibt es einen Automaten der Volksbank."

Deutlicher hätte man den Niedergang des dörflichen Wirtschaftslebens nicht zusammenfassen können. "Jetzt fehlt wieder ein Stück Infrastruktur", klagt Ortsvorsteher Manfred Haas. Er sei schon von mehreren Bürgern wegen der Angelegenheit angesprochen worden. Haas kündigte daher an, sich gemeinsam mit Horgen und Stetten nochmals an die Bank zu wenden. Derweil regt sich weiterer Widerstand. Für Donnerstag, 25. Juni, 10.30 Uhr, wurde eine Protestaktion vor der Filiale angekündigt, bei der in einer szenischen Darstellung Friedrich Wilhelm Raiffeisen zu neuem Leben erweckt werden soll.