Semjon Kalinowsky aus Lübeck (rechts) und Paul Kayser aus Ludwigsburg bescherten den Besuchern der Predigerkirche einen wunderbaren Konzertabend. Foto: Vöhringer Foto: Schwarzwälder-Bote

Sommerkonzert: Auch 200-jähriges "Geburtstagskind" liefert herrliches Klangspektrum

In der selten zu hörenden Kombination Viola und Orgel kamen Semjon Kalinowsky aus Lübeck und Paul Kayser aus Luxemburg zum siebten Sommerkonzert in die Predigerkirche.

Rottweil. Passend zum Motto des Abends "Shalom – Kirche trifft Synagoge" wurden Werke christlicher und jüdischer Komponisten musiziert, die musikalisch einen interreligiösen Dialog darstellen.

Nach einem feierlichen, volltönenden Orgelpräludium des deutsch-jüdischen Komponisten Lewandowski folgte ein erstes Stück für Viola und Orgel von Joseph Rheinberger.

Mit volumeninösem, warmem Ton spielte Semjon Kalinowsky seine Bratsche von Johann Baptist Schweitzer aus dem Jahre 1817. Meisterlich verstand er es, dem 200- jährigen Geburtstagskind sowohl sonore, manchmal auch wehmütig klagende Klänge bis hin zu leidenschaftlich gespielten Passagen zu entlocken.

Das ganze Spektrum des Bratschentones kam insbesondere beim "Kol Nidre" von Max Bruch, unterstützt von der Akustik des Raumes, voll zur Geltung. Mit der Orgelsonate zum Vaterunserlied von Felix Mendelssohn-Bartholdy eröffnete Paul Kayser den zweiten Teil des Abends, der Gebetsform hatte. Das Werk ist zunächst geprägt von stiller Andacht und steigert sich später zu großer Virtuosität.

Der Organist zeigte, dass man auf der barocken Orgel der Predigerkirche auch romantische Klänge überzeugend darstellen kann. In diesen Gebetsteil klinkte sich Semjon Kalinowsky wieder ein und brachte das "Prayer" aus "Jewish Life" von Ernest Bloch mit meditativen, innig- melancholischen Klängen zu Gehör.

Mit einer Orgelimprovisation zum Lutherlied "Ein feste Burg ist unser Gott" – eine Aufgabe, die dem Organisten erst kurz vor Konzertbeginn gestellt wurde – nahm Paul Kayser zunächst die Stimmung auf, um danach die Klangpracht der Predigerkirchenorgel in Art einer Choralvariationen zu entfalten. Im modernen Toccatenstil, farbig registriert zeigte er die ganze Palette seines Könnens.

Eine neue klangliche Faccette bot sich den zahlreichen Zuhörern beim letzten Stück. Nach dem inspirierenden Vortrag der mehrsätzigen barocken Kirchensonate von Henry Eccles gab es lang anhaltenden Applaus und eine Zugabe, mit der ein wunderbarer Abend zu Ende ging.