IG Bauen-Agrar-Umwelt warnt vor Zunahme der Altersarmut. Minijob einzige Möglichkeit, über die Runden zu kommen.

Kreis Rottweil - Wer im Rentenalter noch einen Minijob hat, der macht das nicht immer ganz freiwillig. Viele Senioren müssen sich etwas hinzuverdienen, um überhaupt über die Runden zu kommen, sagt die IG Bauen-Agrar-Umwelt. Die Gewerkschaft warnt vor einer Zunahme der Altersarmut.

Rund 2340 Menschen über 65 Jahre haben im Kreis derzeit einen Minijob – das sind 48 Prozent mehr als noch vor zwölf Jahren. Das teilt die IG BAU mit und beruft sich dabei auf neueste Zahlen der Arbeitsagentur. Die Gewerkschaft warnt vor einer Zunahme der Altersarmut.

"Ein Minijob ist für viele ältere Menschen im Kreis Rottweil die einzige Möglichkeit, um am Monatsende über die Runden zu kommen. Das darf aber nicht zum Normalfall werden", sagt Meinrad Schmidt von der IG BAU Südbaden. Die Politik müsse dringend gegensteuern und für eine Rente sorgen, die zum Leben reiche.

"Wie das gehen kann, zeigen Erfahrungen aus den Betrieben – vom Tariflohn bis zur betrieblichen Altersvorsorge", betont Schmidt. Für den IG BAU-Bezirksvorsitzenden ist es zudem "höchste

IG-BAU: Über 70-Jährige putzen Treppenhäuser oder verdienen als Gärtner etwas hinzu

Zeit, die Kürzungen bei der gesetzlichen Rente rückgängig zu machen". Man könne nicht hinnehmen, dass über 70-Jährige Treppenhäuser putzen oder sich als Gärtner etwas hinzuverdienen müssten, obwohl sie Jahrzehnte gearbeitet hätten, kritisiert der Gewerkschafter:

"Wer 3000 Euro im Monat verdient, muss schon heute 26 Jahre lang in die Rentenkasse einzahlen, um später eine Rente an der Armutsgrenze zu bekommen – nämlich gerade einmal 760 Euro im Monat." Dabei gebe es längst bewährte Modelle. "In der Bauwirtschaft finanzieren Arbeitgeber und Beschäftigte seit Jahrzehnten eine betriebliche Zusatzrente. Auch wer durch Krankheit früher mit dem Beruf aufhören muss, ist dadurch abgesichert", erklärt Schmidt. Die Rente auf dem Bau sei ein Muster-Beispiel für die ganze Wirtschaft, so der IG BAU-Bezirkschef.

Die Zusatzrente gelte überall – im Großunternehmen genauso wie im Drei-Mann-Betrieb. Dafür habe die Gewerkschaft durch allgemein verbindliche Tarifverträge gesorgt. "Damit die Arbeitsplätze im Kreis Rottweil wirklich demografiesicher werden, brauchen wir mehr Bezahlung nach Tarif", ist Schmidt überzeugt. Der gesetzliche Mindestlohn von 8,50 Euro pro Stunde reiche für eine spätere Rente, von der man leben könne, nicht aus. Die IG BAU habe schon jetzt am Tarif-Tisch wesentlich höhere Branchenmindestlöhne vereinbart: unter anderem im Baugewerbe, im Dachdecker-, Gerüstbauer-, Maler- und Lackierer-Handwerk.