Das Gastspiel des Sportartikel-Ladens in der unteren Hauptstraße (links) dauerte nur kurz, das Geschäft steht seit über einem Jahr leer. Auch am Friedrichsplatz (rechts) werden Ladenflächen ausgeschrieben. Foto: Otto/Stapel

Diskussion um leer stehende Geschäfte. Wunsch nach Cafés. Wo bleibt die Brücke? Mit Kommentar

Rottweil - Läuft man durch die Straßen und Gassen in Rottweil, gibt es zwar zahlreiche – auch neue – Geschäfte, doch derzeit stehen auch auffällig viele Ladenflächen leer. Nicht nur Passanten fällt dies auf, im Netz wird dieser Umstand ebenfalls heiß diskutiert.

Zu bekannten Dauer-Leerständen wie das Spielwarenhaus Rapp, der angrenzende Juwelier Holland oder die frühere Filiale der Bäckerei Gulde direkt am Friedrichsplatz gesellen sich zahlreiche andere leere Ladenflächen, zum Teil in bester Lage: beispielsweise der ehemalige Telefonshop direkt in der Fußgängerzone oder gleich gegenüberliegend das nun leer stehende bisherige Schuhgeschäft. Auch in der großen Eck-Ladenfläche in der Unteren Hauptstraße tut sich seit dem Auszug des dortigen "run-shop" vor über einem Jahr nichts.

Eine geballte Ladung Bilder von leeren Läden, darunter auch viele in den Seitengassen, haben jüngst auch auf einer Facebook-Seite für Diskussionen gesorgt. Ist der Zustand ein echtes Problem? Oder alles halb so wild?

Einstellung der Kunden spielt eine Rolle

"Die Krankheit heißt Amazon", schreibt eine Userin zu dem Bildern. Ein User betont, dass er tatsächlich lieber online kauft und verweist unter anderem darauf, dass Rottweil aufgrund der schlechten Parksituation nicht sehr attraktiv sei: "Das erste Problem ist es, einen Parkplatz zu finden und das nächste, der lange Fußmarsch dorthin", schreibt er.

Ein anderer Kommentator nimmt den Einzelhandel in Rottweil in den Schutz: "Das ist die Einstellung, die die Innenstädte aussterben lässt. Der Einzelhändler müsse so billig sein wie der Onlinehändler." Außerdem sei Rottweil eine alte Stadt, die paar Meter zu Fuß könne er verkraften.

Doch was sagen die Betroffenen und die Händler selbst? Das Immobiliengeschäft Merz hat bereits vor Monaten den Neubau des Wohn- und Geschäftshauses in der Höllgasse fertiggestellt. Die Ladenfläche im Erdgeschoss steht allerdings immer noch leer, dabei sollte sie als Bindeglied zwischen Nägelesgraben und Innenstadt eine wichtige Rolle spielen, wie es bei den Planungen im Gemeinderat hieß. "Alle Wohnungen sind vermietet oder verkauft, außer der Laden, der ist noch frei", erklärt Elena Mengel auf Nachfrage. Doch sie ist optimistisch: "Wir haben zwei Interessenten und denken, dass der Laden noch in diesem Jahr vermietet wird."

"Das sind Mietpreise wie in Stuttgart"

Der Grund dafür, warum manche Flächen nicht vermietet werden, ist für Sabine Horn, Besitzerin des Schweizer Lädeles Rottweil, eindeutig: "Wenn man in Rottweil Miete verlangt wie in der Stuttgarter Umgebung, ist das absolut irre." Sie und ihr Mann haben noch ein zweites Geschäft in Fellbach. "Wenn man für den Quadratmeter 20 bis 25 Euro verlangt, ist das wahnwitzig." Außerdem tue die Stadt zu wenig, um die Kundenfrequenz in Rottweil zu verbessern. "Wie lange macht man jetzt an der Hängebrücke rum, damit die Touristen vom Testturm zu uns kommen? Man hat noch nicht mal angefangen", so Horn.

Das Schweizer Lädele hätte viele Stammkunden und auch Touristen, aber das größte Problem sei, dass diese nicht wissen, wo sie nach dem Besuch hin sollen, erläutert Horn. "Da würden die Kunden gerne noch einen Kaffee trinken oder etwas essen gehen, aber wo denn?", fragt sich Horn. "Viele Gebäude stehen in Rottweil leer, aber wir brauchen nicht noch mehr Billigläden oder Friseure, sondern ein Café oder ein Restaurant wären mal nett."

Auch Armin Schirmaier aus Freiburg, der bis Ende vergangenen Jahres den "run-shop" in der unteren Hauptstraße betrieben hat, fragt am Telefon gleich nach: "Wie weit ist man denn in Rottweil inzwischen mit der Hängebrücke? Wird sie gebaut?" Das, so der Geschäftsmann, gebe Rottweil sicher einen wichtigen Impuls.

Vor allem im Food-Bereich noch Potenzial

Vor allem im Food-Bereich sieht er dann weiteres Potenzial. Dass er seinen Laden für Sportartikel nach etwas mehr als einem Jahr in Rottweil wieder geschlossen hat, hätte vor allem mit Personal-Fragen und der großen Entfernung zu Freiburg zu tun. "Das hat einfach nicht funktioniert, sagt er. An Rottweil selbst, so betont Schirmaier, habe es nicht gelegen. "Großes Lob an das Rottweiler Publikum", sagt er ausdrücklich. Bei ihm klingt etwas Wehmut mit.

Kommentar: Gegensteuern

Von Corinne Otto

Es ist ein Umstand, der einfach nicht zu Rottweil passt. Da befindet sich die Stadt seit Jahren im Aufschwung, fühlt sich von Großprojekten förmlich beflügelt und zieht nachgewiesenermaßen immer mehr Touristen an – und dann das: leere Ladenflächen auch in 1a-Lagen, verwaiste Schaufenster und "Zu vermieten"-Schilder, die von vielen Sommern bereits verblichen sind. Woran liegt’s? Sind die Mieten tatsächlich zu hoch? Entsprechen die Flächen nicht den modernen Anforderungen? Oder ist das verflixte Parkplatzthema schuld?

Die Gründe sind vielschichtig. Klar ist: Die Forderung des GHV nach einem City-Manager, der in enger Abstimmung mit der Wirtschaftsförderung die Strippen zieht, darf nicht ungehört bleiben. Die etablierten Läden und vielversprechende Neueröffnungen der letzten Zeit zeigen, dass es in Rottweil bestens funktionieren kann.