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Leser unserer Zeitung erfahren bei besonderer Wanderung mehr über den Zauber von Weihnachten

Von Verena Schickle Rottweil-Göllsdorf. "Es gibt kein schlechtes Wanderwetter", stellt Klaus Grimm gleich zu Beginn unserer winterlichen Leserwanderung klar. Höchstens schlecht gelaunte Wanderer. Mit solchen allerdings hat es der Geograf aus Schiltach am Samstagnachmittag definitiv nicht zu tun. Im Gegenteil: Auch ein Blick zum Himmel über Göllsdorf – Erkenntnis: trüb, Temperatur: kalt – kann der guten Stimmung in der Gruppe keinen Abbruch tun. 25 Leser folgen Grimm auf dieser Tour exklusiv für Abonnenten des Schwarzwälder Boten auf das Dissenhorn bei Göllsdorf.

So wie die Wochen und Tage vor dem Fest mit Plätzchen und Überraschungen aus dem Adventskalender gespickt sind, so bereichert Klaus Grimm die Wanderung mit Informationen über die wohl schönsten Tage des Jahres. Kaum ist die Gruppe gestartet, trifft sie auf eine Herde Schafe. Schafe? Da fehlen dem Tourguide nur noch Hirten und ein Stern, und schon ist er beim Thema angekommen – und natürlich die "Weihnachtsmaus" von James Krüss, die heimlich die besten Süßigkeiten stibitzt. "Das kennen wir!", meinen einige, als Grimm das Gedicht vorträgt. Ob sie am Ende auch so eine diebische Weihnachtsmaus zu Hause haben? Und bei "Von drauß’ vom Walde komm ich her..." sprechen etliche Wanderer die Worte mit, die Klaus Grimm vorliest.

Das ist dem Wanderführer ohnehin am liebsten, wenn er mit Gruppen in der Natur unterwegs ist: Wenn sich seine Mitwanderer zu Wort melden und ihre eigenen Erfahrungen einbringen. Zum Beispiel mit dem Knecht Ruprecht: An diesen üblen Gesellen erinnert sich noch mancher aus eigener, leidvoller Erfahrung in seiner Kindheit. Seit Samstag weiß die Gruppe, dass der furchterregende Geselle in der Schweiz "Schmutzli" heißt. Diesen Begriff wird Leser Thomas Schinzel aus Rottweil wohl nicht so schnell vergessen. Sein Onkel habe einen Spitznamen, der ganz ähnlich klinge, erzählt er mit einem Schmunzeln. Und überhaupt: "Da war viel Neues dabei."

Etwa über Nikolaus, Weihnachtsmann und Christkind: Ersterer geht zurück auf den Bischof von Myra, das in der heutigen Türkei liegt. Leser Manfred Geiger war schon dort. Die Bischofskirche dort sei ein "gewaltiges Bauwerk", allerdings überhaupt nicht mehr prächtig, erzählt er seinen Begleitern. Dafür stehe auf dem Platz vor dem Gotteshaus ein großes Denkmal. "Ein Coca-Cola-Weihnachtsmann", berichtet er, "fürchterlich." Schuld an dem Bild vom Mann in Rot-Weiß ist allerdings ursprünglich nicht der Getränkehersteller. Vielmehr hat der Maler Moritz von Schwind im 19. Jahrhundert dem Weihnachtsmann ein Gesicht gegeben – im Auftrag der Kirche. Auch das Christkind ist eine kirchliche "Erfindung", genauer eine protestantische aus dem 16. Jahrhundert. Martin Luther wollte damals dem Heiligen Nikolaus etwas entgegensetzen, erklärt Klaus Grimm seinen Zuhörern.

Genau diese Pausen, gefüllt mit Informationen zur Weihnachtszeit, machen die Tour für Leserin Inge Stickel aus Epfendorf zu etwas Besonderem. Vor allem der Halt an der Kapelle auf dem Dissenhorn gefällt ihr. Dort bleibt sogar Zeit zum gemeinsamen Singen. "Es war nicht zu stressig, richtig schön gemütlich für einen Samstagnachmittag", meint Marianne Bothin aus Aichhalden-Rötenberg.

So wird die Tour an sich zu einer kurzen Verschnaufpause im vorweihnachtlichen Trubel. Durchatmen ist auch auf dem Gipfel des Dissenhorns, wo sich ein wunderbarer Ausblick auf Rottweil bietet, angesagt. Gerade als die Wanderer dort eintreffen, bricht die Sonne doch noch durch die Wolkendecke. Apropos "Sonne": Dort klingt der Nachmittag gemütlich und mit schwäbischen Spezialitäten aus. "Eine runde Sache", meint eine Leserin zum Abschied. Moment mal: Das trifft ja auch auf die Glaskugeln am Christbaum zu! Noch so ein Weihnachtsdetail, über die Klaus Grimm allerhand zu erzählen weiß.