Bildhauerin Sibylle Burrer erklärt eine der Skulpturen im Innenhof des Kapuziners. Foto: Friederichs

Motto "Entdecken, was uns verbindet". Führungen voller Entdeckungen, die Blick für Verborgenes schärfen.

Rottweil - "Entdecken, was uns verbindet" – unter diesem Titel stand der bundesweite "Tag des offenen Denkmals". Auch in Rottweil gab es Führungen – alle sehr gut besucht. Und alle waren sie voller Entdeckungen, die den Blick für Verborgenes schärften.

Die Friedhofskapelle dürfte wohl jeder kennen, die Predigerkirche auch. Und über Rottweils zahlreiche Brücken gehen oder fahren wir Tag für Tag. Aber wie oft haben wir dabei Zeit oder Muße, uns alles in Ruhe anzuschauen? Bei den Führungen am Sonntag gab es diese Zeit und viele Hinweise auf Verborgenes.

Um die Verbindung zwischen den Welten – Diesseits und Jenseits – ging es auf dem Stadtfriedhof. Die Führung mit dem Künstler Tobias Kammerer und Bestatter Frank Hertkorn stieß auf großes Interesse. In der Friedhofskapelle waren schnell alle Stühle besetzt. Gut 100 Besucher dürften es gewesen sein. Den Blick nach oben gerichtet, lauschten sie den Ausführungen Kammerers, der diesen Ort der Trauer durch seine Ausmalung im Jahr 2013 zugleich zu einem Ort der Hoffnung werden ließ.

Der Künstler erzählte, dass es vor der Neugestaltung Untersuchungen gegeben habe, die gezeigt hätten, dass die Kapelle ursprünglich farbig gewesen sei. Davon war zuletzt nicht mehr viel zu sehen. Der Innenraum war trist und dunkel. "Mir ging es bei meiner Ausmalung darum, nicht nur die Trauer zu unterstreichen, sondern positive Akzente zu setzen", so Kammerer.

So ist an der höchsten Stelle des Deckengewölbes ein strahlendes Gelb zu finden, das dem Aufgang der Sonne gleicht. Kammerer verweist dabei auf die Schöpfungsgeschichte, in der "der Aufgang der Sonne das ikonografische Highlight" ist.

Taube im Landeanflug

Frank Hertkorn nahm die Besucher im Anschluss mit auf eine Führung über den Stadtfriedhof, der 1832 angelegt worden war, nachdem die beiden Friedhöfe in der Innenstadt – Münsterplatz und Bockshof – voll belegt waren. Er zeigte den Wandel der Bestattungsformen auf und erklärte, welche Möglichkeiten der Bestattung es in Rottweil gibt. Zudem ging er auf die Geschichte des Friedhofs ein. Pfarrerin Esther Kuhn-Luz zeigte bei ihrer Führung in der Predigerkirche die Verbindung von Evangelisch und Katholisch auf, stellte den "besonderen Ort der Ökumene" vor. Die Idee der Ausgestaltung der Predigerkirche sei gewesen, die Geschichte der Madonna zu erzählen. Die "Madonna von der Augenwende", wie das Marienbildnis auch bezeichnet wird, hat in der Rottweiler Stadtgeschichte eine besondere Bedeutung.

Kuhn-Luz erzählte, wie die Kirche evangelisch wurde. 1806 wurde der erste Gottesdienst in der Kirche gefeiert. Zudem erklärte sie die zahlreichen Deckenfresken und den Hochaltar, "wo übrigens auch das Kreuz zu finden ist, das viele hier in der evangelischen Kirche vermissen", sagte sie.

Egon Rieble hatte einst die Engel beschrieben, die am Hochaltar eine Flugschau vollführen, die Pfarrerin wies nun auf die Taube hin, die im Landeanflug zu sein scheint. "Man sieht ganz genau ihre roten Füße", erklärte sie und zeigte auf das Symbol für den heiligen Geist, das strahlenumkränzt im oberen Teil zu sehen ist. Schmunzeln bei den Besuchern, die bei dem knapp einstündigen Ausflug durch die "Predigt der Predigerkirche" so manch neues Detail entdeckt haben dürften.

Den Abschluss im Führungsreigen bildete die Tour mit Patrick Mink. Er nahm die Besucher mit auf die "verschlungenen Wege", die Rottweil zu bieten hat. Ob es vor der Römerzeit wirklich Wege und Pfade gab, das wisse man nicht. Aber ab der Römerzeit habe es sie gegeben. "Wege waren entscheidend für eine Stadt." Brücken seien auch damals schon wichtige Verbindungen über Flüsse, Täler und Gräben gewesen. Beim Spaziergang zu Rottweils Brücken erzählte Mink viel Spannendes aus der Stadtgeschichte.

(hf). Eröffnet wurde am Tag des offenen Denkmals im Kapuziner die Ausstellung mit Skulpturen von Sibylle Burrer zum Thema "Entdecken, was uns verbindet". Dialog, Beziehung und Miteinander veranschaulicht die Bildhauerin in Stein und Stahl. Ruhe und Bewegung konnten von den zahlreichen Besuchern dabei entdeckt werden.

Der Innenhof des Kapuziners und der umlaufende ehemalige Kreuzgang bildeten einen geeigneten Rahmen für die zehn Skulpturen, die zu einem regen Austausch unter den Anwesenden führten.

Die Ausstellung von Sibylle Burrer ist noch bis Donnerstag, 13. September, während der Öffnungszeiten des Kapuziners zu sehen.