Ausgleichmaßnahmen könnten in neues Konzept integriert werden / Gartenschau weit weg / Spitalhöhe begehrt
Von Corinne Otto
Rottweil. Egal, um was es gerade in Rottweil geht – irgendwie hängt letztlich fast alles mit dem Thyssen-Krupp-Turm zusammen. Oder der JVA. Oder beidem. Im Bauausschuss zeigte sich das bei nahezu jedem Tagesordnungspunkt: Hotelpläne, Baugebietserschließung – oder auch beim Thema "Grünprojekt für die Stadt".
Das Problem: Rottweil hat entlang des ehemaligen Stadtgrabens einen Grüngürtel rings um die Innenstadt, der relativ konzeptlos vor sich hin wuchert. Das könnte sich durch die Bewerbung um ein Grünprojekt – also eine Kleine Landesgartenschau beispielsweise – auf elegante Weise ändern lassen, meint Michael Gerlich von der FDP, der schon im vergangenen Jahr einen entsprechenden Antrag gestellt hatte. Auch in früheren Jahren war diese Lösung schon mal Thema. Das Sache ist nur die, dass erst 2018 entschieden wird, ob die Grünprojekte fortgesetzt werden – und bewerben kann man sich dann erst für 2027.
Bei Konzeptausarbeitung in die Vollen gehen
"Es gibt vom Land den Hinweis, dass man sich rechtzeitig darauf einstellen sollte", erklärte Stadtbaumeister Lothar Huber. 2018 könne es dann ganz schnell gehen. Michael Gerlich fordert deshalb, mit der Konzeptausarbeitung dafür in die Vollen zu gehen – der Stadtverwaltung geht das aber zu weit. Man wolle vielmehr am bereits angelaufenen Rahmenkonzept für den Grüngürtel weiterarbeiten, sagte Huber, unabhängig von einer Bewerbung oder nicht.
Und jetzt kommen JVA und Turm ins Spiel: Für beide Bauprojekte sind ökologische Ausgleichsmaßnahmen nötig, für die – sollten sie sich im Grüngürtel niederschlagen – ein schlüssiges Gesamtkonzept dringend erforderlich ist. Während man die Öko-Maßnahmen als Ausgleich für den Turm schon länger im Blick hat, ergeben sich nun durch die JVA weitere Möglichkeiten.
Peter Schellenberg (FWV) geht das Warten auf ein Grünprojekt nämlich ohnehin zu lang. Man könne vielmehr "das Land und Thyssen-Krupp mitnehmen und einen eigenen Weg beschreiten", so Schellenberg. Das Land sei hier in der Bringschuld, das sei eine Chance.
Für Günter Posselt (CDU) hat allerdings die Intention von Michael Gerlich durchaus Charme. Seiner Meinung nach könne man hier durchaus zielgerichteter vorgehen und ausloten, welcher Bereich für eine Gartenschau geeignet wäre.
Der Vorschlag von Oberbürgermeister Ralf Broß fand schließlich Zustimmung: In der Gemeinderatssitzung am 2. Dezember soll ein Grundsatzbeschluss gefällt werden, ob man den Gedanken einer Gartenschau weiterfolgen soll.
Erschließung lässt auf sich warten
Broß gab allerdings auch zu Bedenken, dass derzeit viele weitere Projekte umzusetzen sind, was Personal binde. Dazu gehören neben weiteren aktuellen Themen auch die Erschließung des zweiten Bauabschnitts der Spitalhöhe – nicht zuletzt wegen Turm und JVA und der damit erwarteten Menschen, die in Rottweil nicht nur arbeiten, sondern auch wohnen wollen. Peter Schellenberg mahnte hier zur Eile: "Wann kann begonnen werden? Gibt es eine Warteliste?", wollte er wissen. Lothar Huber erklärte, dass wohl "eher im Spätjahr 2016" überhaupt mit der Erschließung begonnen werden kann. Derzeit sei man mit dem Thema Regenwasserretention beschäftigt, das sich nicht ganz einfach gestalte.
An Bauwilligen mangelt es jedenfalls schon jetzt nicht, wie Peter Hauser von der Stadtbau berichtete. "Es gibt eine rege Nachfrage." Wahrscheinlich müsse man bei der Vergabe der Bauplätze auf das Losverfahren zurückgreifen oder eine spezielle Matrix erstellen. Und da zeigt sich wieder: Rottweil ist begehrt.